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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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meiner eigenen Wege. Ich bin ein freier Magier. Meine Bestimmung ist es, die Lesvaraq vor den Saijkalrae zu schützen und ihnen zu dienen. Für diese Aufgabe wurde ich auserwählt«, sagte Sapius mit fester Stimme.
    »Er lügt«, rief Henro plötzlich, »glaubt ihm kein Wort, Herr. Niemals kann sich ein Saijkalsan von den Fesseln der Saijkalrae befreien, wenn er sich ihnen einmal verschrieben hat. Er wird ihnen bis zu seinem Tod dienen! Ihr dürft ihn keinesfalls zu Tomal lassen.«
    »Das habe ich schon einmal über die Saijkalsan gehört. Henro ist in den Schriften sehr bewandert und ich glaube ihm in dieser Sache. In den alten Inquisitionsschriften, so verwerflich diese auch sein mögen, ist die Abhängigkeit genauestens beschrieben«, merkte der Fürst an.
    »Das bestreite ich nicht«, gab Sapius zu, »aber ich starb für meine Bestimmung, genau wie es eine uralte Prophezeiung voraussagte. Ich befand mich im Land der Tränen und wurde als freier Magier wiedergeboren.«
    »Das ist Ketzerei!«, erregte sich Henro. »Die Magiebegabten glauben, sie stünden über den anderen Sterblichen. Das Reich der Schatten ist ihnen nicht gut genug, und sie geben daher vor, dass sie nach ihrem Ableben ins Reich der Tränen gelängen. Dafür sollte er nach einer Folter am Spieß braten.«
    »Henro! Ich bitte Euch. Nehmt Euch zusammen. Hier in Eisbergen gibt es keine Inquisition, und Eure Methoden scheinen mir höchst fragwürdig. Wir werden weder Scheiterhaufen noch Folter oder die Spießung einführen. Nicht, solange ich über dieses Fürstentum herrsche. Die Nachrichten aus Tut-El-Baya von der dort vorherrschenden Barbarei sind schrecklich genug. Wir werden dem in Kürze Einhalt gebieten müssen, wenn wir nicht untergehen wollen.«
    »Thezael weiß, was zu tun ist«, murrte Henro kleinlaut, »um den Saijkalsan ein angemessenes Ende zu bereiten.«
    »Bei allen Kojos, Henro«, fuhr Corusal auf, »wir haben Besseres zu tun, als uns erneut mit der Inquisition herumzuschlagen. Also schweigt oder ich lasse Euch hinauswerfen.«
    Henro schwieg und grollte. Sapius befand sich jedoch in Erklärungsnot. Entweder der Fürst glaubte ihm die unglaubliche Geschichte oder er ließ ihn umgehend aus dem Eispalast entfernen. In letzterem Fall würde er sich eine andere Strategie einfallen lassen müssen, um an Tomal heranzukommen. Der Zyklus des Lesvaraq musste beginnen.
    »Herr …«, meldete sich plötzlich Hassard zu Wort, der die Unterredung mit zunehmendem Interesse verfolgt hatte, »… wenn ich mir erlauben dürfte eine Anmerkung zu machen.«
    »Natürlich, Hassard. Ich bin gespannt, was Ihr zu dieser Sache beizutragen habt.«
    »Ich habe es zwar nicht mit eigenen Augen gesehen, aber es wurde mir aus unterschiedlichen Quellen unabhängig voneinander berichtet, dass dieser Mann tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Ich glaube den Veteranen der Schlacht, und ich habe gesehen, zu welchen Taten Sapius in der Lage ist. Seht Euch die Narben und die Verletzungen doch an. Mindestens drei davon mussten absolut tödlich sein.«
    Corusal rieb sich nachdenklich das Kinn und ließ Sapius dabei nicht aus den Augen. Sapius bemerkte, wie der Fürst mit sich rang. Sollte er den Worten Sapius’ und Hassards entgegen seiner inneren Überzeugung trauen und Tomal der Gefahr eines magischen Gegners aussetzen, der womöglich nach Vernichtung des jungen Lebens trachtete? Andererseits war Hassard stets loyal und vertrauenswürdig gewesen. Niemals hatte er den Fürsten angelogen, und Sapius war den Berichten der Veteranen der Schlacht zufolge ein Held, der zum Sieg über die Rachuren entscheidend beigetragen und am Ende viele Leben gerettet hatte. Der Konflikt war offensichtlich. Die Auferstehung von den Toten war eine Vorstellung, die unmöglich in des Fürsten Gedankenwelt passte. Und wenn dergleichen dennoch vorkommen sollte, dann konnte es nur Schlechtes hervorbringen. Der Fürst verband das Erwecken von Toten mit der finstersten Kunst der Magie, die es ganz im Sinne von Henro abzulehnen galt.
    Fürst Alchovi fasste einen Entschluss. Er wandte den Blick von Sapius ab, senkte den Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Ich gestatte Euch, Tomal zu sehen. Ihr werdet Euren Stab und andere Paraphernalia, die ihr als Waffe oder für einen magischen Zweck einsetzen könntet, in meinen Gewahrsam geben. Hassard und Baylhard bürgen mit ihrem Leben für die Sicherheit des Kindes. Zwölf Eiskrieger werden Euch ständig beobachten. Beim ersten Anzeichen einer Bedrohung

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