Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Baumstämme hinab, als hätte Metaha eine brennende Flüssigkeit ausgeschüttet. Keiner der krabbelnden achtbeinigen Angreifer überlebte den tobenden Feuersturm.
    Brennende Balken zerbarsten unter der Macht des Feuers und krachten lautstark in die Tiefe. Für Metaha wurde es Zeit, die Siedlung zu verlassen und den Kampf Auge in Auge mit dem dunklen Hirten zu suchen, wenn sie nicht von brechendem Holz mitgerissen werden wollte. Doch es war nicht leicht, einen Weg durch die Flammen zu finden, ohne von ihnen verzehrt zu werden. Eine Weile irrte Metaha, die Hände schützend vor das Gesicht haltend, umher und wich zurück, wenn ihr die Flammen heiß entgegenschlugen. Schließlich wurde der ihr verbleibende Raum enger und die Gefahr größer, von einstürzenden Balken getroffen zu werden. Metaha tastete sich vorsichtig an den Rand einer Plattform, bei der das Geländer bereits weggebrochen war, seufzte und sprang. Für einen Schwebezauber war es zu spät. Einen lang gezogenen Schrei auf den Lippen stürzte Metaha kopfüber in die Tiefe.
    »Genya Bahaljo.«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, kam Bewegung in die umstehenden Bäume und Pflanzen, die ihren Wunsch verstanden hatten. Äste, Luftwurzeln und Lianen streckten sich nach ihr aus, umfassten ihre Hand- und Fußgelenke und fingen ihren Sturz auf sanfte Weise ab.
    Der dunkle Hirte blickte erstaunt in die Höhe. Was sich dort oben in der Siedlung abspielte, hatte er nicht erwartet. Ein Spektakel ohnegleichen. Das Herz des Waldes stand in Flammen, und es sah aus, als brenne auch der Himmel darüber.
    Als das Feuer wütend die Baumstämme herablief, sprang er erschrocken auf und brachte sich mit einem gewaltigen Satz aus der Reichweite der Flammen. Sofort hatte er erkannt, dass seine Vorhut bis auf die letzte Spinne vom Feuer erfasst und verbrannt worden war. Er fluchte und stampfte wütend mit dem Fuß auf eine bemooste Baumwurzel, als er in letzter Sardas einem herabsausenden brennenden Balken ausweichen musste. Wieder rettete er sich durch einen Sprung und landete mit dem Gesicht voraus auf dem weichen Waldboden. Den erdigen Geruch in der Nase und den Geschmack faulender Blätter im Mund richtete er sich wieder auf, ballte die Faust und schwenkte diese drohend gen Siedlung. Überrascht nahm er den gewagten Sprung der Hexe aus dem Augenwinkel wahr.
    Das ist sie also , dachte der dunkle Hirte, die Hexe, die so dreist war, mir eine solche Herausforderung zu schicken. Metaha. Sie kommt und stellt sich mir tatsächlich entgegen. Mut hat sie, das muss ich ihr lassen.
    Er beobachtete, wie Metaha von den auf den Bäumen wachsenden Lianen zu Boden getragen und nicht allzu weit von ihm entfernt abgesetzt wurde. Ihr Gesicht war rußgeschwärzt und sie wies zahlreiche Brandblasen an Kopf und Händen auf. Von ihrem Gewand und den Haaren stiegen feine Rauchwolken auf. Ihr Atem ging schwer und keuchend. Saijrae entging nicht, welche Mühe sie hatte, sich auf den Beinen zu halten.
    Ein leichtes Spiel , dachte er, fast zu leicht. Dabei wäre es eine schöne Abwechslung von den Übungen in den heiligen Hallen gewesen. Ein Duell der Dunkelheit gegen das Licht. Die Magie der Saijkalrae gegen die der Naiki. Aber so wird wohl nichts mehr daraus werden.
    Der dunkle Hirte machte einen vorsichtigen Schritt auf die Naikihexe zu. Erst jetzt bemerkte er ihre Blindheit. Ein weiterer Nachteil, wie er mit Bedauern feststellte, den er für sich nutzen konnte. Dennoch hatte er den Eindruck, dass sie ihn längst bemerkt und seine Bewegung wahrgenommen hatte. Sie richtete sich, so gut es ging, auf und blickte aufmerksam in seine Richtung.
    »Ihr seid gewiss Metaha«, sagte der dunkle Hirte.
    »Das bin ich«, bestätigte die Hexe mit rauer, trockener Stimme.
    »Ich nahm Eure Herausforderung und die Eures Volkes dankbar an, wie Ihr sehen könnt. Nun bin ich hier, um mir zu holen, was Ihr mir in großen Worten verspracht«, sagte der dunkle Hirte.
    »Spreche ich mit einem Kind? Wer seid Ihr?«, fragte Metaha.
    »Hütet Eure giftige Zunge, altes Weib«, der dunkle Hirte klang zutiefst beleidigt, »Ihr wisst genau, wer ich bin. Der dunkle Hirte ist nicht für Euren Spott aufgelegt.«
    »Verzeiht, aber ich bin eine alte, blinde und schwache Frau. Eure Stimme irritierte mich. Ich dachte …«, die Hexe konnte ein Schmunzeln nur schwer verbergen, »… lassen wir das. Aber klärt mich auf, was versprach ich Euch außer dem baldigen Ende Eurer Herrschaft und Macht?«
    »Wollt Ihr mein Mitleid erregen?«,

Weitere Kostenlose Bücher