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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Die Ähnlichkeit mit der Frau seines Lebens war verblüffend. Während er in den Zügen der Söhne sowohl Chromlion als auch Elischa wiedererkannte, glaubte er in Nihara die Orna unmittelbar vor sich zu sehen. Sie war das Ebenbild seiner lange vermissten Liebe, nach der er sich so sehr gesehnt hatte. So hatte Elischa ausgesehen, als er ihre umwerfende Schönheit das erste Mal erblickt hatte.
    »Wo ist Elischa?«, verlangte Madhrab zu wissen.
    »Die Magd wird sich vor Euch irgendwo in der Burg verstecken«, meinte Chromlion herablassend. »Kaum verwunderlich, nach all dem, was geschehen ist. Sie wird Euch gewiss nicht sehen wollen. Immerhin habt Ihr sie im Stich gelassen, während ich mich wie ein treu sorgender Gatte um ihr Wohlergehen kümmerte und ihr die kalten Nächte der Einsamkeit versüßte.«
    »Dafür werdet Ihr leiden, Chromlion«, keuchte Madhrab bitter. »Ich wollte Euch einen schnellen Gang zu den Schatten bereiten. Doch diese Gelegenheit habt Ihr längst verspielt.«
    »Wir werden sehen«, sagte Chromlion, und an seine Söhne gewandt: »Ich habe Euch beiden den Kampf beigebracht. Alle Talente eines Bewahrers ruhen in Euch. Tötet ihn.«
    Die Söhne des Fürsten setzten sich gleichzeitig in Bewegung.
    »Sollen wir dir beistehen und uns darum kümmern«, fragte Hardrab und sah dabei seinen Bruder Foljatin von der Seite an.
    »Nein«, lehnte Madhrab ab, »das ist alleine meine Angelegenheit. Aber haltet euch bereit. Ich sage euch, wenn es so weit ist.«
    Elischa hatte alles mitgehört und zitterte am ganzen Leib. Mit lähmendem Entsetzen beobachtete sie, wie sich Madhrab langsam vom Rücken seines Pferdes gleiten ließ und die Söhne des Fürsten und Elischas kampfbereit mit erhobener Klinge erwartete. Die jungen Krieger saßen nicht ab, sondern gaben ihren Pferden das Zeichen für den Angriff. Mit schweren Hufen verfielen die Tiere sofort in den Galopp und preschten auf Madhrab zu. Die Brüder zogen ihre Schwerter und wollten den Krieger gemeinsam in die Zange nehmen. Madhrab duckte sich, fiel auf die Knie, Solatar heulte auf und riss einem der Streitrösser den Bauch auf. Das Pferd geriet ins Wanken, rutschte auf den Vorderbeinen weiter und warf seinen Reiter ab, dessen Schrei unter dem fallenden Tier erstickt wurde. Geschickt wendete der zweite sein Pferd, während der andere Bruder versuchte, sich unter seinem tödlich verletzten Tier hervorzuarbeiten. Mit einem Sprung war Madhrab bei ihm und versenkte seine vor Freude singende Klinge im Hals des Gegners. Verwundert starrte sein Opfer den Krieger aus sterbenden Augen an, während er mit den Händen verzweifelt versuchte, sich die Klinge aus dem Hals zu ziehen. Madhrab stellte dem sterbenden Sohn einen Fuß auf die Brust und drückte diesen zu Boden.
    »Es tut mir leid, Junge«, sagte er ohne jedes Mitgefühl, »aber du dürftest überhaupt nicht existieren.«
    Er drehte die Klinge und zog sie mit einem Ruck aus dem Hals seines stark blutenden Gegners. Mit einem letzten gurgelnden Atemzug ging der erstgeborene Sohn Chromlions zu den Schatten.
    »Nein«, schrie Elischa verzweifelt, »das darf nicht sein. Nicht durch deine Hand, Madhrab!«
    Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Madhrab kannte keinen Halt und Gnade. Und Chromlion kostete seinen Triumph kalt lächelnd in vollen Zügen aus. Bedeuteten ihm die Kinder nichts? Hatte er sie nur gezeugt, um Elischa zu demütigen und ihre Kinder eines Tages von Madhrab in einem letzten Gefecht abschlachten zu lassen? Wollte er ihr damit ein letztes Mal und endgültig das Herz zerreißen? Indem er die Söhne von Elischa regelrecht hinrichten ließ, stellte er ihre Liebe auf eine harte Probe. Chromlion wollte das zwischen ihr und Madhrab geknüpfte Band mit Gewalt zerstören.
    Der zweite Reiter war heran. Die Wucht des galoppierenden Pferdes traf mit der Flanke auf Madhrab und riss diesen von den Beinen. Im Fallen schlug der Krieger mit dem Schwert nach dem Streitross. Solatar schnitt sich tief in das Hinterteil des kreischenden und schäumenden Pferdes. Das sich vor Schmerzen auf die Hinterhufe bäumende Tier schlug wild mit den Vorderhufen aus. Doch Madhrab wich aus und brachte sich in Sicherheit. Sein Gegner verlor den Halt und fiel auf den Rücken. Behindert durch die schwere Rüstung war er zu langsam, sich sofort wieder aufzurichten, und zappelte wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte mit allen vieren in der Luft. Bevor sein im Kampf zwar geübter, aber unerfahrener Gegner auf den Beinen war,

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