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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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zahlen alle ihren Tribut. Früher oder später.«
    »Was verlangt Ihr?«, wollte Madhrab wissen.
    » Wir wollen nichts und doch gibt es den Tribut. Manchmal ist es das Leben, manchmal die Zeit, der Geist, die Seele oder das Herz. Nichts ist umsonst und jede Magie hat ihren Preis.«
    »Nehmt mein Leben, aber lasst meine Familie gehen. Ich bitte Euch.«
    »Nein, verschwinde! Du bist nicht auserwählt, eine solche Aufgabe zu erfüllen. Wir tanzen nicht für dich. Geh und lass uns in Ruhe. Eines Tages wird jemand kommen, der dazu bestimmt ist, ein Volk aus den Schatten zu führen. Das verlorene Volk. So sagt es die Prophezeiung. Selbst wenn du diesem Volk angehören solltest. Du bist nicht der Auserkorene!«
    Ein Schatten löste sich aus der Gruppe und schwebte auf Madhrab zu. Madhrab erkannte durch den Nebel schwach das Antlitz seines Vaters.
    »Mein Sohn, es ist nicht richtig, dass du zu den Schatten kamst. Was du forderst, ist falsch. Unsere Familie wurde getötet, Madhrab. Unsere Freunde und Nachbarn aus Kalayan starben durch die Hand eines Ordensbruders. Sie alle werden als Schatten unter den Schatten verweilen, so wie ich vor langer Zeit zu den Schatten ging. Du verlangst das Unnatürliche. Das darf nicht sein. Du jedoch lebst und bist hier nicht erwünscht. Versteh doch und nimm endlich an, was wir dir sagen, bevor der Weg zurück für dich verschlossen ist. Du wirst nichts erreichen. Kehre um, Madhrab. Dies ist nicht deine Bestimmung.«
    Die Stimme des Vaters zu hören und noch viel mehr die Zurückweisung schmerzten Madhrab. Sie waren alle tot. Wie konnte richtig sein, was er als falsch und ungerecht empfand? Betrübt drehte er sich um und suchte nach einem Ausweg aus dem Nebel der Schatten. Plötzlich überkam ihn Angst, denn überall, wohin er blickte, waberte der Nebel und kein Weg war in Sicht. Es war ihm, als befände er sich in einem unendlichen Raum ohne Ausgang.
    »Madsick!«, rief er und seine Stimme war für ihn selbst kaum zu hören. »Hol mich hier raus!«
    »Madsick ist es, den wir wollen «, flüsterten die Schatten gemeinsam. »Gib uns den Flötenspieler und wir bieten dir einen Tausch an.«
    »Was für einen Tausch?«, fragte Madhrab überrascht.
    »Du darfst jemanden aus deiner Familie mit dir nehmen, wenn du uns den Jungen bringst. Es liegt dir doch nichts an dem Flötenspieler.«
    Madhrab zögerte und dachte nach. Es war ein verlockendes Angebot, dennoch fiel es ihm schwer, den Tausch überhaupt in Erwägung zu ziehen. Er hatte Madsick versprochen, ihn vor den Schatten zu schützen; wenn er ihn nun gegen ein geliebtes Familienmitglied eintauschte, wäre das Verrat. Das konnte er Madsick nicht antun. Aber seine Familie war ihm ungemein wichtig und sie weilten alle unter den Schatten. Der Lordmaster überlegte hin und her, zermarterte sich das Gehirn, wie er sich entscheiden sollte. Wen aus seiner Familie sollte er erwählen? Mutter, Vater? Sie würden seine Wahl nicht gutheißen. Einen der Brüder, das wäre denkbar, oder eine der Schwestern, wahrscheinlich die jüngste.
    »Höre nicht auf die Einflüsterungen der Schatten«, sagte die Stimme des Vaters, »sie sind falsch und voller Boshaftigkeit. Beeile dich, Madhrab, bevor es zu spät ist. Denke nicht einmal darüber nach!«
    »Ruhe!«, riefen die Schatten. »Steckt den Verräter in die Flammen der Pein!«
    Aus dem Nebel stiegen zahlreiche Schatten empor, die sich schnell bewegten. Im Nu hatten sie den verräterischen Schatten umzingelt und zogen ihn von Madhrab weg. Der Lordmaster versuchte ihn festzuhalten. Doch seine Hände griffen ins Leere, und er musste tatenlos zusehen, wie der Schatten seines Vaters fortgebracht wurde.
    »Nein, nicht … neeein!«, schrie der Vater. Die Stimme erlosch und erstickte in einem einzigen langen Schmerzensschrei, der Madhrab durch Mark und Bein ging, als sie den Schatten des Vaters wegzerrten.
    »Vater! Komm zurück. Bei allen Kojos, das habe ich nicht gewollt!« Madhrab war der Verzweiflung nahe.
    »Was ist nun? Du kannst deinen Vater wählen und ihn aus den Flammen zurückholen, wenn es dir gefällt. Du weißt, was wir dafür von dir verlangen. Es ist ganz einfach. Oder du lässt ihn bis in alle Ewigkeit schmoren.«
    »Ihr verdammten … Madsick! Mach endlich und öffne mir die Pforte!«, schrie Madhrab aus Leibeskräften.
    Plötzlich durchdrangen die Töne des Flötenspiels den Nebel und zerrissen die Schwaden. Madhrab erkannte einen Weg unter seinen Füßen und rannte, so schnell er konnte.
    »Unser

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