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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ort bei der Suche meiden. Niemand stieg freiwillig in die Grube. Aus diesem Loch unter dem Haus des hohen Vaters gab es kein Entkommen. Ein Schicksal in der Grube gehörte zu den drastischsten Strafen, die ein Gericht der Bewahrer über einen Verurteilten verhängen konnte. Lediglich Madhrab war die Flucht aus der Grube nach langen Sonnenwenden gelungen. Dreiundzwanzig Sonnenwenden seines Lebens hatte der Lordmaster und Bewahrer des Nordens dort unten verloren.
    »Achtet auf Eure Gedanken, wenn wir in die Grube steigen«, riet Tarratar, »der Herr der Grube ist ein Gedankenschinder. Er ist dankbar für jeden bösen Gedanken, den er Euch in seinem Reich stehlen kann. Das macht ihn stärker. Also gebt ihm dieses Futter nicht. Er wird auch versuchen, Euch zu überlisten und Eure Lebenszeit zu stehlen. Zwanzig, fünfzig oder gar hundert Sonnenwenden sind für ihn nichts. Aber für manchen unter Euch könnte dies tödlich enden.«
    »Was können wir dagegen unternehmen?«, wollte Sapius wissen.
    »Nichts«, Tarratar zuckte mit den Schultern, »lasst Euch nicht von ihm einschläfern und achtet auf die anderen Streiter. Jeder von Euch ist gefordert. Bildet eine Gemeinschaft und schützt Euch gegenseitig vor seinem Einfluss. Solltet Ihr Euch entschließen, gegeneinander zu arbeiten, kann er jeden von Euch einzeln überwinden. Ihr wärt alle verloren.«
    »Kommt Ihr denn nicht mit uns und führt uns durch die Grube zum Buch?«, fragte Renlasol.
    »Nein, Bluttrinker!«, lachte Tarratar und posaunte das wahre Wesen des Fürsten und seinen Fluch hinaus. »Der Wächter des Buches hat eine andere Aufgabe. Ich und die übrigen Wächter werden Euch von Zeit zu Zeit prüfen, um festzustellen, welcher unter den sieben Streitern würdig ist, das Buch zu empfangen. Aber das entscheiden nicht wir, sondern das Buch der Macht. Euren Weg dorthin müsst Ihr allerdings selbst finden. Wir steigen gemeinsam in die Grube hinab. Aber in der Grube trennen sich unsere Wege vorerst, bis wir uns zur Prüfung wiedersehen.«
    »Bringen wir es hinter uns und steigen in das elende Loch«, schlug Vargnar vor.
    »Nicht so schnell, junger Felsenprinz«, antwortete Tarratar, »wir müssen auf den Lesvaraq warten. Jeder der Streiter soll auf der Suche die gleichen Bedingungen vorfinden. Ihr werdet gemeinsam beginnen.«
    Tarratars Vorschlag leuchtete Sapius ein, obwohl er selbst – trotz der unangenehmen Vorstellung einer Suche in der Grube – so kurz vor ihrem Ziel von einer gewissen Ungeduld geplagt war. Keiner der Streiter konnte sich vorstellen, was sie dort unten in der Grube erwartete. Sapius fragte sich, ob sich die Prophezeiung wohl erfüllen würde und was sie tatsächlich bedeutete. Wortgetreu müsste Renlasol als siebter Streiter das Buch finden, was Sapius’ Meinung nach aber nicht bedeuten musste, dass er das Buch der Macht auch für sich beanspruchen durfte.
    »Nach langer Suche …«, grübelte Sapius stirnrunzelnd. »Tarratar erwähnte die Zeit in der Grube. Das gefällt mir überhaupt nicht. Was wäre, wenn wir viele Sonnenwenden unseres Lebens bei der Suche verlieren? Die Zusammenkunft liegt erst wenige Wochen zurück. Das ist doch keine lange Zeitspanne.«
    Die Sorge um das Wohlergehen seines Volkes und die Drachenüberkam den Magier. Noch hatte er Gelegenheit, sich anders zu entscheiden und sich nicht weiter an der Suche nach dem Buch zu beteiligen. Die Prophezeiung einfach Prophezeiung sein lassen, das wäre doch eine Lösung, dachte er. Nach allem, was Solras ihm über das Wesen des Buches erzählt hatte, verspürte Sapius kein Interesse daran, dieses Werk in den Händen zu halten. Aber konnte er die Suche abbrechen nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten? Trug er als freier Magier nicht eine Verantwortung für die Geschicke Krysons und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts? Er durfte den anderen Streitern das Buch nicht überlassen, dachte er. Das wäre gefährlich und verantwortungslos.
    »Malidor? Auf keinen Fall! Er ist nicht vertrauenswürdig«, malte sich Sapius die Nachteile der Streiter aus, »Baijosto? Nein, er hat genug mit dem Fluch des Krolak zu kämpfen. Ein bluttrinkender Renlasol? Das könnte das Ende Krysons und des Lichts bedeuten. Belrod? Der Maiko-Naiki besitzt nicht genug Verstand, die Macht des Buches meistern zu können. Aber wenigstens ist er nicht verdorben und wird nicht von bösen Absichten getrieben. Er könnte das Buch vielleicht mit Solras’ Hilfe an einem sicheren Ort verwahren, wenn er es

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