Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
nicht erzwingen. Hört auf die Worte des Narren! Sie beruhen auf Erfahrung.«
    »Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, Tarratar. Ich bin ein Lesvaraq. Die Macht wurde mir durch das Gleichgewicht verliehen. Das gebe ich nicht auf«, zeigte sich Tomal uneinsichtig, »ich werde einen Weg finden.«
    »O ja«, seufzte Tarratar, »den Weg der Gewalt, des Blutes und der Vernichtung. Das kenne ich bereits. Ihr seid nicht der erste Lesvaraq, der dem Irrsinn verfallen und eine Spur der Zerstörung hinter sich herziehen würde. All die Mühe wäre umsonst gewesen. Die Gelegenheit für einen gerechten und lang anhaltenden Ausgleich einfach vertan. Und wofür? Für Eure Machtbesessenheit, die Dummheit und Arroganz eines einzigen magiebegabten Wesens. Ihr solltet Euch schämen, Tomal.«
    Die Worte des Narren verletzten den Lesvaraq. Tomal hatte doch nur versucht, seinen inneren Kampf zu beenden und dem Wahnsinn zu entgehen. Vielleicht hatte er es sich dabei zu leicht gemacht und hätte sich mit beiden Seiten näher auseinandersetzen und sie in Einklang bringen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Oder etwadoch? Richtete er sich nach Tarratar, durfte er eine Lösung über das Buch der Macht nicht einmal in Erwägung ziehen. Aber er fragte sich, weshalb der Narr dermaßen ablehnend auf sein Ansinnen reagiert hatte. Eines stand für den Lesvaraq fest, er würde Elischa nicht darum bitten, ihn von der Seite des Lichts zu befreien und damit von der Macht auszuschließen. Dennoch wollte er seine Mutter sehen, die heilige Mutter des Ordens. Tomal ließ den Narren stehen, der ihm kopfschüttelnd nachsah, und eilte zum Ordenshaus.
    Die Nachricht von der Ankunft Tomals war Elischa in Windeseile zugetragen worden. Sie erwartete den Lesvaraq bereits in ihrer Kammer.

    Froh darüber, endlich die Mauern der Ordenshäuser zu sehen, konnte Sapius es kaum noch erwarten, den Ritt auf dem Reelog zu beenden, sich loszubinden und vom Rücken des laut stampfenden Reittieres herabzugleiten. Er hoffte, dass seine Knochen heil geblieben waren. So genau vermochte er das allerdings nicht zu sagen. Sein Körper fühlte sich wie eine einzige Wunde an. Sapius spürte seine Beine kaum noch und musste sich mehrmals durch kritische Blicke vergewissern, ob sein ohnehin steifes Bein nicht etwa schon abgefallen wäre. Natürlich war es das nicht. Aber sicher war sicher. Der Gestank des Reelog beleidigte seine Nase, und je länger der Ritt dauerte, desto eindringlicher schien er ihn zu riechen. Der Magier fragte sich, ob die anderen Streiter mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Allerdings nahm er an, dass sie es ihm nicht verraten würden. Warum sollten sie auch? Er war ein Fremder, im Zweifel sogar ein Gegner im Kampf um das Buch der Macht. Jede Schwäche konnte zu einem Nachteil werden.
    Als Sapius vor den Toren der Ordenshäuser unter den erstaunten Augen der Torwächter vom Rücken des Reelog stieg, musste er sich einen Augenblick an der Flanke des Reittieresfesthalten, um nicht zu stürzen. Er wankte und seine Beine und Arme zitterten vor Schwäche.
    »Wir schicken die Reelogs zurück in den Wald«, rief Baijosto, der frisch und munter wirkte, als hätte er sich während des Rittes sogar erholt, »sie haben ihre Aufgabe erfüllt.«
    Die übrigen Streiter waren einverstanden. Ein Reelog war ein freies Tier, das seinen Reiter zwar gerne trug, am Ende der Reise aber wieder seiner eigenen Wege ging. Wer dieses ungeschriebene Gesetz nicht beachtete, dem konnte während eines Rittes Übles widerfahren.
    Die Sonnenreiter auf den Mauern bereiteten den Streitern keine Schwierigkeiten, nachdem sich die Gefährten einzeln vorgestellt, den Grund ihres Besuches vorgetragen und schließlich um Einlass gebeten hatten. Sapius’ Name und Gesicht war in den Ordenshäusern hinreichend bekannt. Er genoss ein hohes Ansehen bei den Sonnenreitern und den Orna. Einem Klanfürsten, der dem Rat der Fürsten angehörte, die Tore zu öffnen und ihn sicher in das Innere der Ordenshäuser zu geleiten, war ein Akt der Höflichkeit. Ein weiterer Magier, die beiden Naiki und ein Felsgeborener mit seinem Felsenfreund waren gern gesehen, wenngleich die Fremden – insbesondere die aus den Völkern der Altvorderen – mit großen Augen bestaunt wurden.
    Innerhalb der Mauern wurden die Gefährten von einem kleinen Mann mit einer Narrenkappe in Empfang genommen, den Sapius als den Schriftgelehrten aus seinen Träumen wiedererkannte. Der Narr hüpfte

Weitere Kostenlose Bücher