Kubu und der Tote in der Wueste
Entwicklung und langfristigen Schutz der Umwelt. Sie will, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Wirtschaft im Ganzen profitieren.« Wieder hielt er inne. Rund um den Tisch wurde zustimmendes Gemurmel laut. Angus’ Rede war betulicher Schmus, der anerkannt werden musste, aber keiner weiteren Kommentare bedurfte. Cecil spielte nervös mit seinem Stift und fragte sich, wohin das führen sollte.
»Ich möchte insbesondere das Problem mit den Buschleuten ansprechen. Das Unternehmen hat Bestrebungen unterstützt, die San aus ihren angestammten Gebieten zu vertreiben, und inzwischen sind sie nichts weiter als interessante Forschungsobjekte für Wissenschaftler und eine Sehenswürdigkeit für Touristen. Ihre alte Kultur und ihr Wissen, genährt und geprägt durch die Wüste, sind dem Untergang geweiht. Weniger als hunderttausend von ihnen haben überlebt! Ihre Proteste werden von der Regierung lediglich als vorübergehende Störung abgetan. Das oberste Zivilgericht hat ihrer Berufungsklage gegen ihre zwangsweise Umsiedlung aus dem Zentralen Kalahari-Wildreservat stattgegeben. Einer der San sagte, ich zitiere: ›Ich brauche kein Stück Papier, um zu beweisen, dass das Land mir von Gott gegeben wurde. Es gehört meinen Ahnen und all meinen Kindern, die dort geboren wurden.‹ Das Problem wurde sogar bei den Vereinten Nationen behandelt! Und unser Unternehmen springt auch nicht besser mit diesen Leuten um. Dabei war mein Vater ein großer Bewunderer der San. Mit ihrer Hilfe und Unterstützung hat er die Gebiete ausgewählt, die für seine landwirtschaftlichen Anfänge geeignet waren. Doch inzwischen ist all das vergessen. Ich bin davon überzeugt, dass wir ihren Nöten und berechtigten Beschwerden Gehör schenken müssen. Das verlangt nicht nur unsere Ethik, sondern ist auch von grundlegender Bedeutung für dieweitere Akzeptanz der Unternehmensgeschäfte in den westlichen Ökonomien und bei der Bevölkerung Botswanas.«
Er schien am Ende angekommen zu sein, und es herrschte betretenes Schweigen. Seine Rede ging über die akzeptablen Plattitüden hinaus, und Cecil fragte sich, was in aller Welt er mit dieser unerwarteten Attacke bezweckte. Angus hatte noch nie zuvor übertriebenes Interesse für diese Fragen gezeigt.Als Vorsitzender konnte er jetzt nur noch Fehler machen. Sogar eine vage Akzeptanz vonAngus’ Ideen konnte die Regierungsvertreter brüskieren, während ein Widerspruch gefühllos und abweisend klingen würde.
»Wir waren stets bemüht ...«, begann Cecil, aber Angus ignorierte ihn und fuhr fort.
»Ich befürchte, dass es uns nicht gelingen wird, diese neue Richtung mit einem Management einzuschlagen, das so tief in der bisherigen Unternehmensphilosophie verwurzelt ist. Ich bin überzeugt, dass wir eine neue Führung brauchen, die jedoch zugleich von der Erfahrung und der Expertise des derzeitigen Managements profitiert. Mit Spannung erwarte ich Ihre Reaktionen und Ratschläge bezüglich dieser wichtigen Fragen.« Ein verblüfftes Schweigen legte sich über den Saal.
Nachdem sie den Konferenzraum verlassen hatten, führte die Sekretärin Dianna zu einem kleinen Büro neben Cecils Suite. »Sie können den Anruf hier entgegennehmen, wenn Sie wollen«, sagte sie. »Hier sind Sie ziemlich ungestört. Der Arzt sagte, es sei sehr ernst, deshalb habe ich ihn gebeten, am Apparat zu bleiben, und Sie umgehend benachrichtigt.« Dianna nickte der Sekretärin dankend zu und wartete, bis sie gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie atmete tief durch, entspannte sich und griff nach dem Hörer. »Hallo, Schatz«, sagte sie. »Hier bin ich.«
Cecil erkannte, dass er inmitten des ratlosen Durcheinanders wieder die Initiative ergreifen musste. Mehrere Hände schnellten in die Höhe. Erleichtert sah er, dass eine davon Roger Mpau gehörte, einem renommierten Investmentmanager. Angeblich verwaltete er Fonds, die fünf Prozent des Unternehmens kontrollierten. Er war ein vernünftiger, unabhängiger Mann, der die richtigen, beruhigenden Worte von der politisch korrekten Seite des Rassenspektrums aus finden würde. »Ich erteile Mr Mpau das Wort«, sagte er dankbar.
»Herr Vorsitzender, wir stehen vor einer sehr ungewöhnlichen Situation. Wir wurden soeben mit einer unerwarteten und, wenn ich so sagen darf, radikalen Rede eines Mannes konfrontiert, der nicht einmal Mitglied dieses Vorstands ist. Unter normalen Umständen würden wir seine Einwände höflich zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung
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