Kubu und der Tote in der Wueste
im Testament von Angus’ Vater oder in der Urkunde des Hofmeyr Trusts finden. Der Unfall durfte sich erst nach der Sitzung ereignen.«
»Und warum haben sie ihn nicht einfach erst nach der Vorstandssitzung umgebracht? Konnten sie dann nicht einen Verkehrsunfall vortäuschen? Die gibt es doch auch bei euch in Botswana, oder?«
»Allerdings!« Kubu dachte an seinen Beinahezusammenstoß mit dem Mutterschwein. »Vielleicht hatten sie das auch vor. Aber irgendetwas ist schiefgegangen, und Angus starb zu früh. Daraufhin mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen.«
»Aber du hast doch gesagt, du selbst hättest mit Angus geredet, und er hätte über Telefon auf der Vorstandssitzung gesprochen. Wie konnte er das, wenn er da schon tot war?«
»Darüber war ich mir bis gestern noch nicht im Klaren. Angus war nämlich angeblich in einer Entzugsklinik nördlich von George. Gestern habe ich mir die auf dem Weg hierher mal angesehen.« Er warf Bakkies einen Seitenblick zu. Die Klinik lag keineswegs auf dem Weg zwischen George und Knysna, und er wusste , dass er sich erst bei der südafrikanischen Polizei hätte melden sollen. Aber Bakkies nickte nur und wartete da rauf, dass er fortfuhr. »Ich habe der Leiterin ein Foto von Angus gezeigt, und sie hat ihn nicht erkannt. Dann habe ich ihr eines von Jason Ferraz gezeigt, und den hat sie sofort als Angus Hofmeyr identifiziert. Er hatte einen ganzen Wust von elektronischen Geräten dabei, unter anderem einen Kassettenrecorder.«
»Also hat sich jemand als Angus ausgegeben? Etwa, um Angus ein Alibi zu verschaffen?«
»Wozu? Angus brauchte weder Geld noch Macht. Er hatte beides im Überfluss. Und das Alibi wäre bei der ersten Überprüfung aufgeflogen. Wie man gestern gesehen hat. Nein, ich glaube, Jason Ferraz war tatsächlich Angus. Ein Trick für die Dauer der Vorstandssitzung und um mit Leuten wie mir zu reden. Er war wirklich verdammt gut. Beinahe wäre ich darauf hereingefallen.«
Tatsächlich war er darauf hereingefallen, abgesehen von dem winzigen Lesley-Davis-Fehler. »Er kannte Angus, also konnte er üben, seine Stimme und Intonation nachzuahmen. Aber er muss sehr viel Unterstützung erhalten haben, um so gut über Angus informiert zu sein. Und da kommt Dianna Hofmeyr ins Spiel. Jasons Geliebte, nebenbei bemerkt.« Kubu schlug mit der rechten Faust in die linke Hand. »Wir kriegen sie, Bakkies! Sobald Interpol Ferraz gefunden hat – wir glauben, dass er sich irgendwo in Portugal versteckt – und sobald ich unsere Ms Hofmeyr zwischen die Finger kriege, erhalten wir die Antworten auf all diese Fragen.«
Sie schwiegen, während Bakkies die gewundene Straße hinunter zur Küste von Plettenberg Bay fuhr. Kubu bewunderte die üppige Vegetation. So ein reiches Land, dachte er. Bakkies bog in die Stadt ein, fuhr durch das kleine Einkaufszentrum, an der berühmten Delfinskulptur vorbei und den Hügel hinunter. Er hielt auf dem öffentlichen Parkplatz beim Beacon Island Hotel. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel und glitzerte auf dem Wasser. Kubu blickte mit dem immensen Erstaunen eines Mannes, der in einem trockenen Binnenstaat aufgewachsen war, auf die Wellen. Er hatte das Meer schon gesehen: einmal in Kapstadt, wo er mit Joy auf Hochzeitsreise gewesen war, und einmal in Namibia bei einem Angelurlaub. Aber es war ihm fremd. Die Luftfeuchtigkeit war hier noch höher, und der Wind roch salzig. Bakkies sah sein Gesicht und lächelte. »Zieh die Schuhe und die Socken aus«, sagte er und fing schon einmal damit an. »Wir können ein Stück am Strand entlangspazieren. Ich zeige dir die Stelle, wo wir den Arm gefunden haben, und gehe mit dir zum Hofmeyr-Haus.« Er schloss sein Auto sorgfältig ab, und sie machten sich auf den Weg über den Strand in Richtung einer lang gezogenen Halbinsel, die teilweise abgebrochen zu sein schien. »Das ist Robberg«, erklärte Bakkies. »Ein Naturreservat mit Hunderten von Robben und Vögeln. Eine sehr gute Stelle zum Wale-Beobachten.«
Sie spazierten ein paar hundert Meter weiter. »Wer sind bloß diese Leute, die all das geplant und den Mord an Angus auf dem Gewissen haben?«, fragte Bakkies. Kubu musste seine Aufmerksamkeit von der endlos wogenden See losreißen.
»Ich kenne noch nicht alle. Aber die Kernfrage lautet: Wer profitiert davon? Cecil Hofmeyr stand kurz davor, BCMC an Angus zu verlieren. Jetzt ist er immerhin noch CEO. Die ehrgeizige Dianna steigt zur Vorsitzenden des Unternehmens auf, scheinbar mit Angus’
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