Kubu und der Tote in der Wueste
ohne Schwierigkeiten, denn sie lag direkt an der Hauptstraße. Er parkte unmittelbar davor und stieg aus. Er reckte sich, froh, aus dem zu engen Kleinwagen rauszukommen, und genoss die Morgensonne. Er hatte die Nacht in George verbracht und war die idyllische Küstenstraße entlang bis nach Knysna gefahren. Die Luft fühlte sich ungewohnt feucht an. Sicher die Nähe zum Meer, dachte er.
Das Gebäude glich einem Hotel aus den 1930er Jahren. Ein Balkon mit schmiedeeisernem Geländer zog sich über die ganze Breite der Fassade; die Fenster waren in gleichmäßigen Abständen eingelassen. Als Kubu das Foyer betrat, sah auch dieses aus wie die Empfangshalle eines Hotels. Der wachhabende Constable informierte ihn, dass Detective Swanepoels Büro im ersten Stock rechts liege,betätigte summend den Öffner der Sicherheitsschleuse und dirigierte Kubu zu einer breiten Treppe. Langsam stieg Kubu hinauf und wünschte, das Budget der Dienststelle hätte den Einbau eines Aufzugs erlaubt. Doch nicht nur wegen seiner Körperfülle trat er behutsam auf, sondern auch, weil jede Stufe unter seinem Gewicht gefährlich knarrte.
Er fand Bakkies in einem kleinen Büro mit Blick auf die Main Street. Obwohl der Raum mit Aktenschränken zugestellt war, schien es, als lägen sämtliche Unterlagen auf Bakkies Schreibtisch. Kaum vorstellbar, dass es in diesem Chaos noch Platz für den stattlichen Ermittler gab. Dennoch erhob er sich erstaunlich geschmeidig und begrüßte Kubu herzlich.
»Du musst Kubu sein«, sagte er mit seinem gutturalen Akzent. »Dein Spitzname passt zu dir! Ich bin Bakkies, aber das hast du dir wohl schon gedacht.« Er lachte. »Komm, wir holen uns eine Tasse Kaffee. Ich habe ein paar Krapfen da.« Er zeigte auf eine weiße Pappschachtel, die von der Unordnung auf seinem Schreibtisch fast verborgen wurde. »Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.« Kubu gefiel der Vorschlag ausnehmend gut.
Sie kamen sich näher, während sie ihre Becher mit Instantkaffee tranken und die mit Marmelade gefüllten Krapfen vertilgten. Kubu stellte erfreut fest, dass zwei für jeden da waren. Schließlich lag das Frühstück schon zwei Stunden zurück. Er fand es allerdings unfair, dass Bakkies das Essen in Muskeln umwandelte, während es sich bei ihm als Fett anlagerte. Aber so ist das Leben, dachte er philosophisch. Es trat ein kurzes Schweigen ein, während sie die leere Kuchenschachtel beäugten.
»Und, Kubu, was macht dein Fall?«
Kubu wusste nicht, wo er anfangen sollte, also begann er bei ihrem ersten Gespräch. »Erinnerst du dich an unser Telefonat neulich? Du hast gesagt: ›Angenommen, deine Leiche ist Angus Hofmeyr. Ermordet in Botswana, und jetzt versuchen die Täter, das Verbrechen zu verschleiern, indem sie hier Beweise für einen Haiangriff ablegen?‹ Ich glaube, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Damals habe ich das noch nicht erkannt. Aber inzwischen bin ich sicher, dass die Leiche, die in der Nähe des Kamissa-Wasserlochs gefunden wurde, die von Angus Hofmeyr ist.«
»Aber du hast doch gesagt, das sei unmöglich!«
»Ja, weil man uns glauben machen wollte, dass es unmöglich sei. Wenn der Arm Angus gehörte, dann auch der Körper in Kamissa. Ich gehe davon aus, dass die DNA-Proben übereinstimmen.«
Bakkies runzelte die Stirn. »Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass du um eine DNA-Probe gebeten hast?«
»Oh, ich glaube, unsere Rechtsmediziner haben sich mit euren direkt in Verbindung gesetzt«, ging Kubu schnell über den Einwand hinweg. »Die Hauptsache ist doch, dass ich sicher bin, dass der Arm, den ihr gefunden habt, der unserer Leiche ist.«
Bakkies versuchte, all das zu verarbeiten. »Wenn das stimmt, wurde Hofmeyr tatsächlich ermordet. Es war von Anfang an etwas Merkwürdiges an diesem angeblichen Haiangriff. Aber er ist nicht hier ermordet worden.« Er schüttelte den Kopf. »Und was ist mit Dianna Hofmeyr? An dem Tag, bevor es passiert ist, war sie mit Angus zusammen.«
Kubu machte ein grimmiges Gesicht. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder, bei der Leiche handelt es sich doch nicht um Angus, und er ist entführt worden, oder Dianna steckt bis zum Hals mit drin. Ich glaube, das werden wir herausfinden, indem wir uns ein wenig mit ihr unterhalten. Ich freue mich schon darauf, der neuen Vorsitzenden von BCMC auf den Zahn zu fühlen.«
Bakkies zögerte. »Jirre!«, sagte er schließlich mit rollenden Rs – die traditionelle afrikaanse Antwort auf etwas Unangenehmes. » Jirre!
Weitere Kostenlose Bücher