Kubu und der Tote in der Wueste
Ich dachte, ich würde nie wieder lächeln, und mein Herz war immer schwer.«
Kubu konzentrierte sich auf seinen letzten Butterkeks, damit dieser nicht in den Tee fiel.
»Es hat doch alles ein gutes Ende genommen«, sagte Joy lächelnd. »Es war David wichtig, beruflich weiterzukommen, damit er für meinen Unterhalt sorgen konnte, und ich bin eine geduldige Frau. Ich wusste in meinem Herzen, dass wir heiraten würden, deswegen habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. Und jetzt sind David und ich sehr glücklich.«
»Ich bin stolz auf meinen Sohn.« Wilmons Kommentar ließ die anderen aufhorchen, denn er mischte sich selten in häusliche Unterhaltungen ein, die er nichtssagend und langweilig fand. Er fuhr fort, als wäre Kubu nicht anwesend: »Er ist ein wichtiger Mann. Er macht Botswana sicher für uns. Er ist sehr klug – viel klüger als die Verbrecher.«
Joy nutzte Wilmons Beteiligung an der Unterhaltung und setzte nach: »David arbeitet gerade an einem schwierigen Fall. Letzte Woche haben Ranger ein verstümmeltes Skelett in der Wüste gefunden. Die Hyänen haben an der Leiche gefressen. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, wer es gewesen sein könnte.«
»Aaiiaa!«, heulte Amantle auf. »Eine zweite Segametsi! Aaiiaa!« Sie bedeckte das Gesicht mit beiden Händen.
Amantle spielte auf einen Ritualmord an, der sich vor zehn Jahren zugetragen hatte. Das Opfer war ein Mädchen namens Segametsi Mogomotsi gewesen, das nicht weit von ihnen in derselben Straße gewohnt hatte. Der Mord hatte Aufruhr in allen Schichten der Gesellschaft ausgelöst, bei dem Alt gegen Jung, Frau gegen Mann, die Bevölkerung gegen die Polizei gestanden hatte. Die Leute waren auf die Straße gegangen und hatten gegen die barbarische Schändung eines Menschenlebens protestiert – den sexuellen Missbrauch, die Verstümmelung und den Mord an einem schönen jungen Mädchen, alles im Namen der Tradition. Die Menge hatte gegen die Unfähigkeit der Polizei protestiert, den Mord aufzuklären. Es wurden Vorwürfe laut, die Polizei unternähme nichts, weil Prominente in den Fall verwickelt seien, womöglich sogar Polizeifunktionäre. Und der Mord wurde tatsächlich niemals aufgeklärt, obwohl die Regierung den ungewöhnlichen Schritt unternommen hatte, Scotland Yard die Ermittlungen in diesem Fall zu übertragen.
»Nein! Nein!«, beeilte sich Joy einzuwerfen. »Es war ein Mann – ein Weißer. Keiner von uns.«
»Gott sei Dank!«, rief Amantle aus. »Das war eine schlimme Zeit damals für Mochudi und das ganze Land. David, ich hoffe, du löst den Fall mit dem Skelett recht schnell. Glaubst du, dass es Mord war?«
Kubu beteiligte sich nun wieder an der Unterhaltung. »Ja, Mutter. Ich bin mir sicher, dass dieser Mann ermordet wurde. Aber es ist ein schwieriger Fall, weil wir nicht wissen, um wen es sich bei dem Opfer handelt und weil kein Weißer als vermisst gemeldet wurde. Wir können die üblichen Fragen stellen, aber solange wir nicht wissen, wer der Tote war, können wir wenig unternehmen.«
»Denk daran«, sagte Amantle und schüttelte den Zeigefinger in Richtung Kubu, »denk daran, dass die meisten Männer aus Habgier oder Eifersucht ermordet werden!«
»Ja, danke, Mutter. Ich werde daran denken, und bestimmt hast du Recht, so wie immer.« Kubu lächelte sie an. »Könnte ich noch etwas Tee haben?«
Joy stand auf und nahm Kubus Tasse. »Möchte sonst noch jemand?« Alle hatten noch Lust auf Tee, deshalb ging sie hinein, um eine zweite Kanne aufzubrühen.
Nachdem alle frischen Tee vor sich hatten, unterhielten sie sich über Mochudi und seine Bewohner, tauschten Neuigkeiten über Freunde und Verwandte aus, die sie lange nicht gesehen hatten, und hörten Wilmon zu, der sich über die schlechte Regierung und die Jugendlichen von heute ereiferte, die alle Taugenichtse seien. In dieser Phase ging Wilmon oft ein Stück mit Kubu um den Block, angeblich, um ein »Gespräch unter Männern« zu führen, doch in Wirklichkeit, um seinen Sohn den Nachbarn und Freunden zu präsentieren. »Mein Sohn, ein berühmter Kriminalpolizist!«, erzählte er überall voller Stolz. Inzwischen unterhielten sich Joy und Amantle über Frauenangelegenheiten, die sie nicht in Gegenwart der Männer besprechen wollten. Diese Anlässe trugen dazu bei, den Familienzusammenhalt zu bewahren und zu stärken. Sowohl Kubu als auch Joy wussten, wie wichtig die gemeinsam verbrachte Zeit für Kubus Eltern war.
Diesmal endete der Besuch kurz nach dem Mittagessen. Es gab
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