Kubu und der Tote in der Wueste
Notwehr handelte. Klingt nach irgendeiner Drogenaffäre, dachte Kubu.
Kubu fragte Edison nach Kobedi und erfuhr zu seiner Überraschung, dass sein Kollege eine ganze Menge über ihn wusste. »Thembu Kobedi«, sagte Edison, »ist ein übler Geselle. Er konsumiert und verkauft Drogen. Er prostituiert sich in beide Richtungen und arbeitet als Zuhälter. Wir gehen davon aus, dass er Widersacher mit Gewalt aus dem Weg räumt, haben ihm aber nie etwas nachweisen können. Er hat etwas Tückisches an sich. Der ist zu allem fähig.«
»Wo finde ich ihn?«
Edison zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Später am Abend könntest du es mal im Highflyer versuchen.«
»Im Highflyer?«
»Ja, ein Nachtclub an der Kaunda Road.«
Kubu grunzte einen Dank. Nachmittags musste er wegen einer anderen Sache zu Gericht, aber nach dem Abendessen würde er mal im Highflyer nachsehen. Das Highflyer war ein protziger Laden, überfrachtet mit Afrika-Dekorationen, die hier mitten in Afrika ziemlich überflüssig erschienen. Es war verraucht, aber wenigstens nicht so laut, dass man sich nicht mal mehr mit Schreien verständigen konnte. Es gab eine lange, elegante Bar mit einer Oberfläche aus rhodesischem Teakholz – wie man es früher nannte – sowie unterschiedlich große Tische rund um die Tanzfläche. Die kleine Band hatte gerade eine Pause eingelegt, und der DJ legte ein Potpourri seichter Musik auf.
Kobedi saß an einem Tischchen und unterhielt sich mit einer jungen Frau, die sehr sexy aufgemacht war, um Aufmerksamkeit zu erregen, am besten die der zahlenden Gäste. Sie trug einen Minirock, der nur knapp über den Po reichte und schlug immer wieder die nackten Beine übereinander, um keine Zweifel aufkommen zu lassen. Kobedi trug enge Jeans – einige Nummern zu jung für ihn – und einauffälliges Hemd mit kurzen Ärmeln.
Schließlich stand das Mädchen mit einem einstudierten Lächeln auf, reichte Kobedi einen Umschlag und schwebte davon. Kobedi verabschiedete sie mit einem Wink und zählte das Geld. Wie leicht das ist, dachte er. Fünfzig Prozent, und sie leistet die ganze Arbeit. Und trägt das gesamte Risiko. Kobedi nahm sich vor, sie an ihren monatlichen AIDS-Test zu erinnern. Es musste schwierig sein, die Freier dazu zu bringen, Kondome zu benutzen. Besonders, wenn sie bereit waren, für »Haut an Haut« extra zu bezahlen. Kobedi fragte sich, ob er auch die Hälfte dieser Extras erhielt.
Er trank seinen Scotch aus und wollte gerade dem Bartender winken, ihm einen neuen zu bringen, als ihm ein dicker Mann in einem knittrigen Anzug auffiel, der sich gerade durch die Schwingtüren zwängte. Nicht einer der üblichen Gäste, es sei denn, er suchte hier nach einem erstklassigen Callgirl. Aber das glaubte Kobedi nicht. Er konnte einen Polizisten quer durch die Kalahari riechen, deshalb lehnte er sich zurück und beobachtete ihn. Der Mann ging an die Theke und sprach mit dem Barmann, der auf Kobedi zeigte. Der Mann nickte und kam auf ihn zu.
»Wie geht’s, Kobedi?«, fragte Kubu jovial. »Möchten Sie etwas trinken?« Kobedi musterte ihn von Kopf bis Fuß und fragte sich, was er von ihm wollte.
»Klar, warum nicht? Ich nehme einen doppelten Chivas auf Eis.« Kubu winkte dem Barmann zu und bestellte für sich dasselbe. Kobedi fragte sich, ob dieses Treffen dienstlich sein konnte, wenn der Mann Alkohol trank.
»Können wir uns einen Moment unterhalten?«, fragte Kubu.
»Klar, legen Sie los. Solange ich etwas zu trinken habe, können wir reden. Aber viel Redezeit pro Drink bekommen Sie nicht«, antwortete Kobedi gelassen.
»Ich habe gehört, Sie arbeiten ab und zu für BCMC«, begann Kubu. »Sie sind in der Viehwirtschaft tätig, richtig?«
»Ja, ich bin ab und zu in der Firma«, antwortete Kobedi vorsichtig. Er fragte sich, warum der Polizist sich nicht vorgestellt hatte. Der glaubte wohl, er wüsste nicht, dass er ein Bulle war! »In meiner Funktion als Berater.«
Kubu wirkte interessiert. »Berater, aha. Auf welchem Gebiet denn?«
»Spezielle Methoden der Viehzucht«, erwiderte Kobedi mit einem breiten, attraktiven Grinsen und dachte an die guten alten Zeiten mit Cecil im Bett. Cecils erster großer Fehler.
»Einschließlich praktischer Demonstrationen, kann das sein?«, fragte Kubu.
Kobedi starrte sein Gegenüber einen Moment lang an und fragte sich, ob er den Köder schlucken sollte. Dann lachte er laut, blieb aber eine Antwort schuldig. Schweigend tranken sie von ihrem Whiskey. Kobedi wartete auf den nächsten
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