Kubu und der Tote in der Wueste
brauchte, bis er den schweren, ernst dreinblickenden Mann vor seiner Tür erkannte. Assistant Superintendent Bengu.
»Was wollen Sie?«
»Die Dame im Büro hat mir erklärt, Sie seien zu Hause. Sie rechnet nicht damit, dass Sie so bald wiederkommen. Ich dachte, Sie könnten mich aufs Präsidium begleiten, um uns bei unseren Ermittlungen zu helfen, wie es in den Polizeiserien so schön heißt.«
»Ich kann leider nicht weg. Ich warte darauf, dass Cecil – Mr Hofmeyr – mir sagt, was ich tun soll. Er wird die ganze Sache klären. Das hat nichts mit mir zu tun. Es ist nur ein Missverständnis.«
»Wie Sie meinen. Aber wissen Sie, ich habe ein wenig recherchiert und dabei festgestellt, dass Sie schon einmal wegen Drogenbesitzes verurteilt wurden. Ich nehme an, dass Sie das bei Ihrem Einstellungsgespräch bei BCMC nicht erwähnt haben, oder?«
»Cecil hat versprochen, sich darum zu kümmern. Er will die Anzeige zurückziehen.«
Kubu blickte auf Jonny hinunter und versuchte, Mitleid für ihn zu empfinden. »Aber ganz so einfach ist das nicht, wissen Sie. Schließlich ist das ein Fall für die Kripo. Mein Chef ist entsetzt. Sie erinnern sich an Director Mabaku? Ein sehr unnachgiebiger Mann. Sehr besorgt um seine Investitionen. Und sehr religiös. Kennen Sie die Bibel? Auge um Auge, und so weiter? Er ist zudem sehr konservativ, was Homosexualität angeht. Auch der Richter wird wenig Verständnis dafür aufbringen. Ich glaube, Sie sollten besser mit aufs Präsidium kommen.«
Jonny wich in die Diele zurück. »Ich warte lieber auf Mr Hofmeyr.«
Kubu seufzte. »Na schön, vielleicht können wir das auch hier klären. Entweder Sie kommen raus, oder Sie lassen mich rein. Ich kann es nicht leiden, vor der Tür stehen zu müssen.«
Jonny zögerte, ließ Kubu aber dann in seine Wohnung. Kubu betrachtete die abgenutzte, billige Einrichtung und dachte an Jonnys Gehalt und die wahrscheinlich großzügigen Boni. Noch immer brachte er kein Mitleid für ihn auf, verspürte aber Zorn auf diejenigen, die sich aufgrund von Jonnys Abhängigkeit schicke Möbel kaufen konnten.
»Keine französischen Antiquitäten?«, fragte er, während er sich auf einer abgewetzten Ledercouch niederließ, die unter seinem Gewicht vorwurfsvoll ächzte. Sofort bereute er seine höhnische Bemerkung. Schließlich stand es ihm nicht zu, Jonny zu verurteilen.
»Jonny, Sie stecken bis zum Hals in Ärger. Sie haben gestern Abend gewartet, bis Mr Hofmeyr gegangen war, seinen Schreibtisch aufgebrochen, das Geld und die anderen Dinge, die Sie benötigten, genommen und dann auf dem Weg zu Ihrem Auto die Fensterscheibe eingeschlagen. Ich kann das noch nicht beweisen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Ich werde mit allen in der Firma reden, jeden Zeitablauf überprüfen, die Fingerabdrücke sichern, den Gegenstand finden, mit dem Sie das Fenster eingeschlagen haben
– darauf haben Sie wohl Ihre Fingerabdrücke hinterlassen, oder? –, und das wiederfinden, was Sie gestohlen haben. Und dann wandern Sie für lange Zeit ins Gefängnis. Hier in Botswana nehmen wir solche Vergehen nicht auf die leichte Schulter. Wir wollen doch nicht Verhältnisse wie in Südafrika, oder? Und das Gefängnis wird nicht angenehm für Sie werden. Keine Drogen. Jede Menge fieser Gestalten mit dubiosen sexuellen Gelüsten. Keine schönen Aussichten.« Sein Magen knurrte, und er fügte hinzu: »Und das Essen – einfach furchtbar!« Er schüttelte den Kopf, als wäre er ganz entsetzt über das alles.
»Mr Hofmeyr hat versprochen, mir zu helfen. Wenn ich ihm helfe.«
»Was für ein Zufall, Jonny, denn auch ich will Ihnen helfen, wenn Sie mir behilflich sind. Ich kann nämlich dafür sorgen, dass die Anzeige gegen Sie fallen gelassen wird. Aber ich will wissen, was hier los ist, Jonny. Ich kann es nicht leiden, wenn man Spielchen mit mir spielt und mir ins Handwerk pfuscht.«
Jonny sagte nichts. Kubu lächelte ihn ermutigend an.
»Schön. Also, was haben Sie aus der Schublade genommen?« Jonny sah weg. »Das Geld. Etwa tausend Pula. Aber ich habe es nicht mehr.«
»Natürlich nicht. Und was haben Sie sonst noch genommen?«
»Nichts.«
Kubu machte sich auf dem Sofa noch ein bisschen breiter. Es knarrte erneut. Er sah Jonny an und wartete.
»Ich habe das Geld genommen. Ich brauchte es für einen Druck. Ich war verzweifelt. Sie wissen ja nicht ...«
Kubu seufzte und schaute auf seine Armbanduhr. »Es geht allmählich auf die Mittagszeit zu. Ich habe Hunger, und ich habe nicht
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