Kubu und der Tote in der Wueste
Überraschung erholt. »Bengu, die Akte ist geschlossen. Es ist sonnenklar, was CecilHofmeyr will – mir jedenfalls. Hände weg. Und halten Sie sich von Kobedi fern. Er hat so seine Verbindungen und kann richtig Ärger machen, wenn Sie wissen, was ich meine.« Da Kubu nicht antwortete, wiederholte er: »Sie wissen, was ich meine, oder, David?« Die außergewöhnliche Anrede mit seinem Vornamen ließ Kubu erkennen, dass er nicht weiter nachbohren sollte.
»Ich weiß sehr genau, was Sie meinen, Director«, sagte er. »Ich sollte mich lieber wieder meinem anderen Fall zuwenden.« Mabaku nickte. Dennoch wirkte er nicht ganz zufrieden. Als Kubu in sein Büro zurückkehrte, winkte ihm Edison quer durch das Foyer zu. »Ich habe einen Anruf von der Dienststelle in Molepolole entgegengenommen. Es geht um deinen Hyänen-Mord!« Kubu runzelte die Stirn. Er mochte den Namen nicht, den der Fall bekommen hatte. Er konnte nichts Amüsantes daran finden, dass eine Hyäne mitten in der Kalahari eine nackte Leiche fraß.
»Sie haben dein Memo über die Kamissa-Leiche gelesen«, fuhr Edison fort, »und offenbar ist vor ein paar Tagen bei ihnen eine Vermisstenmeldung über einen weißen Minenarbeiter eingegangen. Die Kollegen haben um Rückruf gebeten.«
Zehn Minuten später hatte Kubu erfahren, dass ein gewisser Jason Ferraz von einer Diamantenmine in der Nähe von Maboane aus angerufen und gemeldet hatte, einer seiner Geologen wäre seit einer Woche verschwunden. Ferraz schien sich keine allzu großen Sorgen zu machen, sagte der Constable in Molepolole. Er habe es aber ungewöhnlich gefunden, dass sich der Geologe so gar nicht meldete.
Kubu wählte die Nummer der Mine und wurde rasch mit Ferraz’ Büro verbunden.
»Spreche ich mit Mr Jason Ferraz?«, fragte Kubu.
»Ja, das bin ich«, kam die Antwort.
»Hier ist Assistant Superintendent Bengu von der Kripo Gaborone. Sie haben die Dienststelle in Molepolole angerufen und einen Ihrer Mitarbeiter als vermisst gemeldet?«
»Richtig«, antwortete Ferraz. »Ein Geologe namens Aron Frankental. Er ist schon seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen worden.«
Kubu schreckte auf. »Könnten Sie mir etwas mehr über ihn erzählen?«
»Ja, wie gesagt, er arbeitet als Geologe bei uns in der Mine. Genauer gesagt, er arbeitet für mich. Ein kluger Kopf, Deutscher, hervorragend ausgebildet. Wir hatten Glück, ihn zu bekommen, aber andererseits gibt es ja auch nicht viele Diamantenminen in Deutschland! Er ist einfach verschwunden.«
Kubu konnte ihm nicht folgen. »Könnten wir bitte ganz von vorn beginnen, Mr Ferraz? Wo genau befindet sich die Mine?«
»Sie liegt zwischen Maboane und Ditshegwane. Die nächste Stadt ist Letlhakeng. Wir sind mitten in Nirgendwo. Aber hier findet man nun mal die Diamanten.«
Kubu errechnete rasch, dass die Mine weniger als sechzig Meilen Luftlinie von Dale’s Camp entfernt lag. Andererseits hatten die Straßen in Botswana wenig mit Luftlinien am Hut. Er würde auf einer Karte nachsehen müssen. Mit dem Landrover konnte es ein weiter Weg sein.
»Seit wann hat Frankental bei der Mine gearbeitet?«
»Seit ungefähr acht Monaten. Wir haben ihn eingestellt, nachdem wir uns entschlossen hatten, aus dem Joint Venture mit De Beers auszusteigen und allein weiterzumachen. Das war seine erste feste Anstellung.«
»Hat er gerne in der Mine gearbeitet?«
»Ja, er war mit Leib und Seele Geologe, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Kubu wusste es nicht.
»Er war ganz versessen auf die Gesteinsstrukturen und ein Ass in Geophysik. Könnte sein, dass wir ihm eine erhebliche Verbesserung unserer Produktivität zu verdanken haben. Das bedeutet uns allen sehr viel.«
»Er hat also gute Arbeit geleistet? Sie sind zufrieden mit ihm? Er hätte keinen Grund, sich aus dem Staub zu machen?«
»Nein, keineswegs. Wenn die neu entdeckten Kimberlite sich als lohnend erwiesen hätten, hätten wir ihm Anteile übereignet.«
Kubu hakte nach: »Wem gehört die Mine denn jetzt?«
»Na ja, ich besitze ein kleines Anteilspaket. Ansonsten gehört sie fast vollständig BCMC.«
Kubu richtete sich an seinem Schreibtisch auf. BCMC. Schon wieder. Ständig tauchte das Unternehmen auf. Was aber andererseits nicht weiter verwunderlich war, da die Firma in diesem Teil Botswanas eine so große Rolle spielte, dass man quasi bei jedem Schritt darüber stolpern musste.
»Haben Sie in seiner Unterkunft nachgesehen?«
»Superintendent Bengu, das hier ist eine kleine Unternehmung. Er ist nicht in
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