Kubu und der Tote in der Wueste
anderen zu schicken, lehnte er rundweg ab. Mit ein bisschen Glück würde er in wenigen Stunden aus diesem infernalischen Raum raus und wieder im Einsatz sein. Keinesfalls würde er sich mit der Zuschauerrolle begnügen.
Kapitel 38
Kurz nach dem Mittagessen wurde Kubu schließlich aus dem Krankenhaus entlassen. Joy fuhr ihn nach Hause, trotz seiner Behauptung, dass er sich wieder ans Steuer setzen könne. »Kommt nicht infrage! Basta!«, sagte Joy energisch. Kubu wagte nicht, ihr zu widersprechen.
Um vier Uhr nachmittags reichte es Kubu. Zu Hause herumzusitzen machte ihn wahnsinnig. Er erzählte Joy, er müsse mal kurz ins Büro, käme aber rechtzeitig für einen Drink vor dem Abendessen wieder zurück. Diesmal protestierte Joy nicht. Sie konnte sein Genörgel nicht
mehr hören.
»Aber komm nicht später als sechs«, mahnte sie. »Um die Zeit wird es dunkel.«
Im Präsidium war ungewöhnlich viel Betrieb für einen Sonntag. In der vergangenen Nacht hatte es eine Reihe von Einbrüchen gegeben, die möglicherweise miteinander zusammenhingen. Doch nach einer Stunde war Kubu fix und fertig. Sein Kopf, der immer noch dick bandagiert war, schmerzte. Er hatte Edison aus nichtigem Anlass angefahren, aber sein Kollege hatte es ihm nicht weiter verübelt. Er hatte bemerkt, Kubu benehme sich wie ein »Bär mit Kopfschmerzen, nur, dass er ein Flusspferd ist!« Dieses Bonmot hatte den Kollegen so gut gefallen, dass sie andauernd in sich hineinlachten und Kubu als Flusspferd mit Kopfschmerzen bezeichneten. Kubu fand es allerdings bald nicht mehr witzig.
Zu seiner schlechten Laune trug noch die Unzulänglichkeit des Berichts bei, den Director Mabaku über sein Treffen mit Cecil Hofmeyr verfasst hatte. Wenn Hofmeyr beim ersten Mal gelogen hatte − angeblich, um dem Image des Unternehmens und einer potentiellen Investition nicht zu schaden −, würde er kaum Hemmungen haben, erneut zu lügen. Kubu konnte nicht verstehen, wie Mabaku behaupten konnte, Cecil hätte mit alldem nichts zu tun. Er will sich wohl seine Golfpartien nicht verderben, dachte Kubu abfällig und schnaubte. »Na ja, meinen Angreifer können wir ja leider nicht mehr fragen«, murmelte er vor sich hin. »Wie praktisch, dass der tot ist.«
Seine Gedanken schweiften zu Aron. Der Geologe hatte dem Vorsitzenden von BCMC in äußerst kritischen Worten über seinen Chef berichtet. Jetzt sah es so aus, als wäre er die von Hyänen angefressene Leiche in der Rechtsmedizin. Dennoch schienen weder Cecil Hofmeyr noch Jason Ferraz über sein Verschwinden besonders beunruhigt zu sein.
»Edison!«, rief Kubu, ohne seine schlechte Laune zu verhehlen. »Edison. Bitte kontaktiere morgen die deutsche Botschaft und sieh zu, ob du eine Adresse von Frankental in Deutschland auftreiben kannst. Versuche, etwas über seine Eltern oder andere Verwandte herauszufinden. Ruf sie an und frag sie, wann sie ihn zum letzten Mal gesehen oder mit ihm gesprochen haben.«
Kubus Laune verschlechterte sich noch mehr, als er an die neuerliche lange, heiße Fahrt zur Mine dachte. Die Spurensicherung war noch nicht dort gewesen, und niemand hatte einen ernsthaften Versuch unternommen, Arons Fahrzeug zu finden. Kaum bin ich nicht hier, läuft alles aus dem Ruder, dachte er säuerlich. Doch das brachte ihn auf eine Idee. Es wurde Zeit für eine gründliche Suche nach Arons Auto und nach den Buschleuten, die ihn kannten. Er griff zum Telefon.
Eine Viertelstunde später war er sehr zufrieden mit sich. Sowohl seine Kopfschmerzen als auch seine Laune hatten sich gebessert. Er hatte die Streitkräfte von Botswana dazu überredet, eine kleine Maschine und einen Piloten für eine Suchaktion über dem Gebiet rund um die Mine zur Verfügung zu stellen. Und, noch besser: Er und Zanele Dlamini, die Kollegin von der Spurensicherung, konnten am nächsten Morgen mitfliegen. Er würde neben dem Piloten sitzen und von oben die Minivan-Taxen, Hühner, Schweine und Esel beobachten, die sich um einen Platz auf den verstopften Straßen stritten. Anschließend würde er die unbefestigten Straßen verfolgen, die sich durch den Busch schlängelten, ursprünglich und staubfrei, ungestört von dem Holpern und Rütteln seines Landrovers. Er fragte sich, ob er wohl auf den Flug eine Feldflasche mit kaltem Steelworks mitnehmen könnte.
Kapitel 39
Der nächste Tag war heiß, die Luft turbulent und der Flug unruhig. Als sie auf dem holprigen Buschflugplatz bei der Maboane-Mine landeten, hatte Kubu die Nase voll.
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