Kubu und der Tote in der Wueste
haben gut zusammengearbeitet. Es überrascht mich, dass er sich gegenüber Mr Hofmeyr über mich beschwert hat.«
»In dem Brief steht auch, dass er sich wegen möglicher Diebstähle in der Mine Sorgen mache. Dass die besten Diamanten nicht immer offiziell als Ertrag verbucht würden.«
»Ja, diesen Verdacht hat er mir gegenüber auch geäußert. Aber das ist verrückt. Wir haben ein ausgefeiltes Überwachungssystem, wie jede Diamantenmine. Alles wird registriert.« Er seufzte. »Wissen Sie, Superintendent, ich besitze fünfundzwanzig Prozent der Anteile an dieser Mine. Glauben Sie nicht, dass ich der Erste wäre, der ins Grübeln käme, wenn ich dächte, ich würde bestohlen?«
»Dann würde es Ihnen also nichts ausmachen, wenn einer von unseren Diamanten-Sicherheitsleuten herauskäme und sich ein wenig umsähe?«
»Keineswegs. Ich würde Ihre Bemühungen zu schätzen wissen. Vielleicht findet er einen geheimen Tunnel, der aus dem Sortierraum hinausführt.« Eines musste Kubu zugeben: Wenn Jason in der Sache drinsteckte, war das entweder eine falsche Spur oder er ein sehr guter Schauspieler. Er schien gelangweilt, nicht verängstigt. Kubu versuchte einen anderen Ansatz.
»In dem Brief wurde erwähnt, dass Aron wissenschaftliche Aufzeichnungen führte, die seine Theorien untermauerten. Wissen Sie, wo sie sein könnten?«
Wieder zuckte Jason mit den Schultern. »Vielleicht in seinem Bungalow. Oder er hat sie mitgenommen. Aber was hat das alles mit seinem Verschwinden zu tun?«
Kubu zögerte mit seiner Antwort. Dann sagte er: »Genau das versuche ich herauszufinden. Jemand ist wegen dieses Briefs ermordet worden, Mr Ferraz. Und ich stand zufällig im Weg.« Er deutete auf seinen bandagierten Kopf. »Warum wollte jemand diesen Brief so unbedingt haben, dass er dafür morden und einen Polizisten angreifen würde?«
Zufrieden registrierte Kubu, dass Jasons Selbstsicherheit endlich erschüttert wurde. »Ermordet? Wer wurde ermordet?«
»Ein ziemlich unangenehmer Mensch namens Thembu Kobedi. Vermutlich ein Bekannter von Cecil Hofmeyr. Wir glauben, dass er den Brief gestohlen hat und dass ihn jemand so dringend zurückhaben wollte, dass er dafür über Leichen ging. Aber inzwischen sind wir im Besitz des Briefs.«
»Wie sind Sie daran gekommen? Haben Sie ihn dabei?«
Kubu schüttelte den Kopf. Er hatte eine Kopie des Briefs mitgebracht, hegte aber nicht die Absicht, sie Jason zu zeigen. »Vielleicht kann ich Ihnen eine Kopie faxen lassen«, sagte er. »Das sind äußert üble Typen, Mr Ferraz. Der Mann, von dem wir glauben, dass er Kobedi ermordet und mich angegriffen hat, ist ebenfalls tot. Er wurde mit einer Kugel im Kopf in einer Gasse von Gaborone gefunden. Ehrlich gesagt mache ich mir auch ein wenig Sorgen um Ihre Sicherheit.« Kubu gab sich Mühe, besorgt auszusehen.
»Wie hat der Mann ausgesehen? Kobedis Mörder?«
Was für eine merkwürdige Frage, dachte Kubu, für einen, der gar nicht weiß, worum es hier geht. »Es war ein sehr großer , kräftiger Schwarzer. Sah aus wie ein Model für Steroide. Wir wissen bis jetzt noch nicht, wer er war, aber wir werden es herausfinden.«
Erschrocken sah Jason ihn an. So, so, dachte Kubu, vielleicht hat er diesen Mann schon einmal gesehen, oder er kennt ihn sogar? Kubu suchte in seiner Brieftasche und zog das Foto seines hünenhaften Angreifers hervor, wehrlos und fast friedlich ausgestreckt auf einer Bahre in der Leichenhalle der Rechtsmedizin. Er reichte Jason das Foto. »Erkennen Sie ihn?«
Jason wirkte erschüttert, noch bevor er das Foto gesehen hatte. Dann ergriff er es und starrte es lange an. »Nein«, sagte er schnell. »Nein, natürlich nicht.«
»Damit hätte ich auch nicht gerechnet«, antwortete Kubu scheinheilig.
In dem Moment kam Shirley Devlin und verkündete, dass das Mittagessen fertig sei. »Wissen Sie, was ich denke?«, fragte Kubu Jason rein rhetorisch. »Ich glaube, da ist etwas richtig Großes im Gange. Die Leute, die dahinterstecken, sind ziemlich gefährlich und gehen keine Risiken ein. Ich möchte nicht gerne einer ihrer Risikofaktoren sein.« Theatralisch schüttelte er den Kopf über diese bemitleidenswerten Kandidaten. Dann hellte sich seine Miene auf. »Sollen wir reingehen zum Mittagessen? Wir sind früh aufgebrochen, und das Frühstück war ziemlich dürftig.« Er lächelte. »Ich hoffe, es gibt keine Mopane-Würmer!«
Nach dem Mittagessen begleitete Kubu Zanele zu Arons Bungalow. Jason kehrte in sein Büro zurück und gab hastig
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