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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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lange vor dem Verschwinden Arons gewesen zu sein. Mitten in der Diskussion brummelte Gobiwasi wiederum etwas über »Hofmeyr«. Kubu verstand, dass er eingeworfen hatte, Hofmeyr sei auch ihr Freund.
    »Von wem redet er?«, wollte Kubu wissen. Mahongo fragte Gobiwasi.
    »Er redet von dem Hofmeyr, der die Rinderfarmen besaß. Er sagt, er sei ein guter Freund der Buschleute gewesen und habe sie immer respektvoll behandelt. Nicht so, wie die Farmer heutzutage oft mit ihnen umgehen. Er sagt, dieser Mann sei inzwischen tot.«
    Kubu begriff, dass er von Roland Hofmeyr sprach, dem Gründer von BCMC. Schon wieder ein Zufall? Warum schienen die Hofmeyrs in alles verwickelt zu sein?
    »Weiß jemand irgendetwas, das uns helfen könnte, unseren Freund Aron wiederzufinden?«, erkundigte er sich. »Hat irgendjemand von ihm gehört oder etwas Ungewöhnliches gesehen?« Er wusste, dass die Buschleute über das meiste, wenn nicht alles, was in ihrem Wüstengebiet vor sich ging, Bescheid wussten. Sie berieten über diese Frage, schüttelten aber schließlich die Köpfe.
    Kubu fragte sich, ob es einen Sinn hatte, mit dem Gespräch fortzufahren. Es schien, als würde er mit leeren Händen zurückkehren und sich Mabakus »Habe ich Ihnen doch gesagt!« anhören müssen. Plötzlich ergriff Gobiwasi wieder das Wort. Kubu sah Mahongo fragend an.
    Mahongo zuckte mit den Schultern. »Er sagt, vielleicht habe ihn der große Vogel verschlungen, genau wie Hofmeyr.«
    Kubu war sofort ganz Ohr. Es klang unsinnig, aber vielleicht war es das nicht. Der »große Vogel« war bestimmt ein Flugzeug. Sicher wusste Gobiwasi, was ein Flugzeug war, aber in seiner Sprache gab es eben kein Wort dafür. Kubu bat den Dolmetscher, Gobiwasi um eine Erklärung zu bitten. Die ganze Gruppe wurde still und lauschte dem weisen Mann der Wüste, als dieser seine Geschichte erzählte.
    »Es ist lange her. Ich war damals Häuptling, obwohl ich schon alt war.« Er grinste und entblößte ledriges Zahnfleisch in einem zahnlosen Mund. »Hofmeyr war mein Freund. Wir unterhielten uns über die Wüste, über ihre Tiere und über die Rinder. Er kam in einem großen Vogel. Aber eines Tages tötete ihn der Vogel. Ich habe es gesehen. Er war ganz klein am Himmel, und dann hörte er plötzlich auf zu singen. Ihm war schlecht, und er fiel herunter. Er machte Geräusche, als würde er brechen. Er bewegte sich hin und her.« Gobiwasi imitierte die Bewegung, indem er ruckartig hin- und herschwankte, und dabei machte er stotternde, hustende Geräusche wie ein kaputter Motor.
    »Ich dachte, er würde einen Platz zum Landen finden. Aber dann schlug einer der Flügel gegen einen Baumwipfel. Der Vogel überschlug sich und traf hart auf dem Boden auf. Er war still, und für einen Moment dachte ich, es wäre ihm nichts passiert, und er würde sich gleich aufrichten. Ich bin hingerannt. Dann gab es ein schreckliches, lautes Geräusch, und überall war Feuer. Sogar der Sand brannte. Wie kann das sein?«
    Als Mahongo fertig übersetzt hatte, sagte Kubu: »Das war das Benzin aus den zerbrochenen Flügeln. Es brannte auf dem Sand.«
    Gobiwasi nickte, als hätte er verstanden, wiederholte aber: »Sogar der Sand brannte.« Kubu erinnerte sich an den furchtbaren Flugzeugabsturz und an die tiefe Trauer seines Freundes Angus , Roland Hofmeyrs Sohn. Er fragte sich, ob dieser ungewöhnliche Augenzeuge jemals zu dem Unfall befragt worden war. Was er erzählt hatte, bestätigte die Ergebnisse des Unfallberichts, aber seine Aussage hätte einige der Zweifel zerstreuen können, mit denen die Familie leben musste. Er riss sich zusammen und konzentrierte sich
    wieder auf die Gegenwart.
    »Fragen Sie ihn, warum er glaubt, Aron sei verschlungen worden«, bat er Mahongo.
    Aber diesmal antwortete Tchixo. »Wir haben ein paar Mal ein Flugzeug über uns hinwegfliegen sehen. Manchmal spät am Tag. Es kommt von da«, er zeigte ungefähr in Richtung Norden, »und fliegt nach da.« Er zeigte nach Süden.
    Kubu wurde hellhörig. »Wie oft haben Sie es gesehen?«
    Tchixo dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Vielleicht dreimal. Aber manchmal hören wir es nur, ohne es zu sehen. Ungefähr alle zwei Wochen.«
    Natürlich konnte es viele Erklärungen geben. Es konnte sich um ein Flugzeug handeln, das zur Mine wollte, oder um einen wohlhabenden Rancher, der mit seinem Privatflugzeug unterwegs war. Kubu versuchte, sich zu beruhigen.
    Jetzt ergriff zum ersten Mal der Pilot das Wort. »Wie hoch ist das Flugzeug geflogen?«

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