Kubu und der Tote in der Wueste
Die Frage löste eine Diskussion aus, aber als die Antwort kam, war sie einmütig. Das Flugzeug sei tief geflogen, sehr tief. Mike sah Kubu an. »Könnte sein, dass es unter dem Radar bleiben wollte. Ich hole mal die Umgebungskarte.« Er ging zum Hubschrauber.
Nach vielem Hin und Her, wo und wann sie das Flugzeug gesehen hatten, zeichneten die Buschmänner einen Keil auf die Karte, der das Gebiet abdeckte, in dem sich die Flugbahnen zu bewegen schienen. In einer Richtung lag tatsächlich die Mine, aber diese befand sich fünfzehn Meilen entfernt. Also warum sollte das Flugzeug so tief geflogen sein? Wäre es im Landeanflug gewesen, hätten die Buschleute es auch landen hören müssen, argumentierte der Pilot. Sie bestimmten ein Gebiet – leider nach Süden hin offen −, zu dem das Flugzeug unterwegs gewesen sein könnte. Kubu brannte darauf, sich dort umzusehen, aber der Keil verbreitete sich immer mehr, und das mögliche Areal wurde zu groß. Da hatte Kubu eine andere Idee.
»Fragen Sie Gobiwasi, wo Hofmeyr geschlafen hat, wenn er das Dorf besuchte.«
Mahongo tat es. »Manchmal hier im Dorf, in einem Zelt. Manchmal im Farmhaus.«
»Wo liegt das Farmhaus? Wie weit ist es bis dorthin?« Aber Gobiwasi zuckte nur die Achseln und machte ein gelangweiltes Gesicht. Kubu versuchte noch eine letzte Frage, bevor sie wieder abflogen. »Warum«, fragte er, »glauben Sie, Aron könnte in dem Flugzeug gewesen sein?« Aber als Mahongo Gobiwasi diese Frage stellte, kam als Antwort nur, dass sie ihren Freund verloren hätten – ob er von Roland Hofmeyr oder von Aron Frankental sprach, war nicht klar. Danach wollte er nichts mehr sagen.
Als sie zum Helikopter zurückgekehrt waren, studierte Mike noch einmal die Karte.
»Sehen Sie sich das mal an«, sagte er zu Kubu. »Die Vermessungen für die Karte wurden vor fast zwanzig Jahren durchgeführt. Damals war ein Teil des Gebiets, für das wir uns interessieren, Stammesgebiet, aber der Rest wurde für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Ich glaube, dieser Landstrich wurde vor zehn Jahren aufgegeben: zu wenig Niederschläge. Aber hier sind auch ein paar unbefestigte Straßen eingezeichnet. Kann sein, dass sie schwer zu finden sind, wenn sie die ganze Zeit nicht benutzt wurden. Wir könnten es aber zumindest versuchen.«
»Sie glauben, dass Hofmeyr auf einer der Farmen übernachtet hat und dass das Gebäude in der Nähe einer solchen Straße stand? Und dass sie heute verlassen ist? Genau danach wollte ich Gobiwasi eigentlich fragen.« Kubu fand den Piloten sehr sympathisch. Er war klug und half ihnen bei den Ermittlungen, anstatt sich nur auf das Fliegen zu beschränken.
Mike nickte. »Es ist einen Versuch wert«, sagte er. »Wir haben genügend Sprit für mehrere Einsätze.«
Es erwies sich tatsächlich als relativ einfach, die alten, unbenutzten Straßen zu finden. Die Natur erobert sich Kulturlandschaften mit Hilfe von Wasser zurück. Sandverwehungen tun zwar das ihre, aber aus Sand sprießt keine neue Vegetation. Sie folgten einer Straße etwa sechs Meilen bis zur Grenze des Keils, entdeckten aber nichts. Dann folgten sie Abzweigungen in Richtung Süden. Zwei verschwanden einfach in der Halbwüste, die dritte jedoch führte zu einer ehemaligen Behausung. Das Dach war eingesunken, und ringsum war es staubtrocken. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass irgendjemand in letzter Zeit dort gewesen wäre.
»Wir kehren jetzt besser um«, meinte Mike. »Vielleicht war es doch keine so gute Idee.«
»Lassen Sie uns noch eine Spur nach Süden versuchen«, bat Kubu, der nicht so schnell aufgeben wollte. Mahongo schaffte es, trotz des Lärms auf dem Rücksitz zu dösen. Nahe der Ostgrenze ihres Keils entdeckten sie eine deutlichere Spur in Richtung Süden. Sie verschwand mehrmals, aber sie fanden sie immer wieder, indem sie hin- und herkreuzten oder höher flogen. Endlich sahen sie in der Ferne ein Haus. Als sie näher kamen, erkannten sie auch eine Spur, die nach Westen führte – in Richtung der Mine.
»Fliegen Sie ein paar Mal tief über das Haus«, wies Kubu den Piloten an.
Mike folgte seiner Bitte. Das Haus stammte aus ungefähr derselben Zeit wie die Ruine, die sie zuvor entdeckt hatten, schien aber imGegensatz dazu besser in Schuss zu sein. Überraschenderweise war es zweistöckig. Kubu konnte sich nicht vorstellen, warum man so hoch baute, wenn man in jeder Richtung dreißig Meilen Platz hatte. Das Haus bestand aus Backsteinen mit einem galvanisierten Wellblechdach. Die
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