Kuehe essen Wiese auf
liegen Bohnen, Zwiebeln oder Kartoffeln wieder auf der Erde. Im Alpenraum, wo sich dieses Mondwissen noch am besten erhalten hat, wird kein Bauer bei aufnehmendem Mond sein Feld eggen oder Kartoffeln setzen. Selbst der Mist wird nach den Mondzyklen ausgebracht, wann immer es möglich ist.
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Zu den Mondzyklen gibt es sehr gute Anweisungen im Aussaatkalender von Maria Thun. Jahrzehntelange eigene Beobachtungen decken sich mit den Erfahrungen unserer Vorfahren. Maria Thun teilt die Jahrestage in Blüten-, Frucht-, Blatt- und Wurzeltage ein. Aussaat und Ernte erfolgt je nach Gemüse- und Obstart gemäß der von Erfahrung getragenen Anleitungen in diesem Kalender. Ich kann diesen Kalender nur wärmstens empfehlen. In unserer Familie wird er seit Jahrzehnten mit Erfolg verwendet.
Tatsache ist, dass drei Tage vor Vollmond der Saftanteil in den Pflanzen am höchsten ist. Wurzeln, die man ohnedies nur im Frühjahr oder Herbst ausgräbt, hole ich immer um die Vollmondzeit aus der Erde. Da steckt auch in den Wurzeln die meiste Kraft.
Aber natürlich ist auch die Sonne ein unentbehrlicher Wachstumsförderer der Pflanzen, die meisten von ihnen richten sich nach dem Sonnenstand aus, ja, folgen ihr sogar im Lauf des Tages. Manche verdrehen sich sogar dabei, um unserem warmen Lebensstern »nachwachsen« zu können. (Eine Ausnahme ist der Efeu – er wendet sich von der Sonne ab.) Es gibt Blumen, die schließen ihre Blütenköpfchen bei Sonnenuntergang, um sie erst bei Sonnenaufgang wieder zu öffnen. Manche, so wie beispielsweise die Sonnenblume, drehen sich sogar während eines Tages einmal um die eigene Achse, um immer die Sonne »im Gesicht« zu haben.
Am Morgen kommen die Pflanzen – genau wie wir Menschen – gestärkt aus der Nacht. Deshalb sollten sie geerntet werden, wenn sie ihre Blüten wieder geöffnet haben und der Morgentau abgetrocknet ist. Dann sind sie am gehaltvollsten und frischesten.
Man sollte beim Kräutersammeln nie die Gier walten lassen und nur so viel ernten, wie für ein Jahr voraussichtlich gebraucht wird. Alte Kräuter haben die meisten ätherischen Öle und damit den größten Teil ihrer Wirkkraft verloren. (Das ist auch der Grund, weshalb man seine Küchen- und Gewürzkräuter am besten selber zieht und nicht der Dose aus dem Supermarkt entnimmt.) Trotzdem können sie in Kräuterkissen noch gute Dienste tun. Hat man dennoch einmal zu viel erwischt, sollte man die wertvollen Pflanzen nicht einfach lieblos auf den Kompost werfen, sondern sich die Mühe machen, sie dorthin zurückzubringen, wo man sie weggeholt hat. Das mag ein bisschen romantisch klingen, hat aber eher mit Respekt zu tun. Man weiß beispielsweise von den nordamerikanischen Indianern, dass sie bei jeder Kräutersammlung ein Opfer für die Erdgeister zurückgelassen haben. Meist waren es ein paar Krümel Tabak. Auf diese Weise haben sie ihre Dankbarkeit für die Freigiebigkeit der Natur gezeigt. Braucht man größere Pflanzenmengen (wie es beispielsweise zur Salbenherstellung notwendig ist), empfiehlt es sich, aus frischen Kräutern Tinkturen und Ölauszüge herzustellen, die deren ganze Wirkkraft konservieren.
Bei der Kräuterernte sollte man auf seine eigene Stimmung achten, das gilt für das Ernten im eigenen Garten ebenso wie beim Sammeln von Wildkräutern. Es ist gut, wenn man in positiver Stimmung ist und sich den Pflanzen mit Respekt und Dankbarkeit nähert. Das mag etwas seltsam klingen und eiserne Rationalisten zum Lächeln bringen, trotzdem ist es von Belang. Denn auch mit Pflanzen kann und soll man kommunizieren, sie um Erlaubnis bitten, sie nutzen zu dürfen. Dafür sind keine lautstarken Monologe vonnöten – die entsprechende innere Haltung genügt und wird verstanden. So wie wir mit Mitmenschen und Tieren umgehen, so sollten wir es auch mit den Pflanzen halten.
Niemals rupfen wir Pflanzen rücksichtslos aus der Erde, immer muss ein Teil der Pflanze und ihrer Blüten erhalten bleiben, damit sie die Möglichkeit hat, sich zu reproduzieren. Nie darf der Wuchsort nach dem Pflücken, Abschneiden der Stängel, Blüten und Blätter oder Ausgraben der Wurzeln aussehen wie eine Wüstenei. Im Umgang mit Pflanzen – egal ob im Garten oder in der freien Natur – ist Achtsamkeit und Demut angebracht. Sie sind es schließlich, die uns atmen lassen, ernähren und heilen, ja sogar bekleiden. Nicht umgekehrt. Wir brauchen die Natur. Sie uns nicht (im Gegenteil – ohne uns Menschen wäre sie besser dran, wie man dem
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