Kühle Rache - heißes Herz
niemanden als mich selbst zu kümmern. Deshalb glaube ich auch, dass Anna recht hat. Es nützt nichts, abzuwarten, ob Macon es ernst meint oder nicht. Er wird sowieso keine von uns am Ende dieser Woche zur Frau nehmen. Deswegen bin ich auch sehr froh, dass ich heute Abend einen netten Mann kennengelernt habe.”
Ungläubig sah Carrie Dawn sie an. “Ich habe nicht einmal daran gedacht, einen anderen Mann als Macon dafür zu benutzen, um Charlie eifersüchtig zu machen. Anscheinend habe ich den Wald vor Bäumen nicht gesehen.”
“Ach Mirabella!” Anna lachte. “Meinst du den Cowboy, mit dem du die ganze Zeit getanzt hast? Das war ein netter Kerl. Und er sah blendend aus.”
“Ihr beide habt so eng getanzt, dass ich den Mann überhaupt nicht sehen konnte”, warf Chantal ein.
“Er heißt Jeff Davis”, verkündete Mirabella aufgeregt und setzte sich neben Carrie Dawn. “Und er arbeitet auf der Nachbarranch für einen Mann namens Ansel Walters. Jeff sagt, dass Ansel ihn bald zum Vormann ernennen will.” Entschuldigend sah sie zu Cordy. “Vielleicht ist jemand wie Jeff besser für mich, Cordy. Ich will ein Baby, und dein Dad … er geht auf die vierzig zu, stimmt's?”
Es erleichterte Cordy, dass Mirabella damit aus dem Rennen war. “Stimmt.”
“Vierzig!” Carrie Dawn schüttelte den Kopf. “Judith ist vierzig, und Charlie ist sogar noch älter. Das hat doch nichts zu bedeuten. Charlie und ich hätten noch viele Babys bekommen können.” Wütend sah sie zu Cordy. “Aber das werde ich jetzt wohl nie erfahren.”
“Ich habe es wirklich versucht”, verteidigte Cordy sich.
“Tja.” Carrie Dawn wirkte wieder den Tränen nahe. “Anscheinend hat es nicht funktioniert.”
Cordy war sowieso schon gereizt. “Vielleicht hätte es ja geklappt, wenn Sie sich ein bisschen mehr Mühe damit gegeben hätten, Macons Interesse zu wecken. Dann würde auch für mich alles besser laufen.”
Schlagartig schwiegen alle.
“Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich Charlie liebe”, gestand Carrie Dawn bedrückt. “Es gelingt mir einfach nicht, Macon zu verführen.”
“Was wäre denn dann für dich besser gelaufen?” Judith warf Cordy einen prüfenden Blick zu. “Was meinst du damit?”
Wie konnten diese Frauen bloß so begriffsstutzig sein? “Wenn Macon sich in eine von Ihnen verlieben würde”, erklärte er. “Dann wäre er heute Nacht nicht mit meiner Mutter weg gewesen!”
Carrie Dawn sprang vom Bett und hielt sich eine Hand vor den Mund. “Oh Cordy. Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich vergesse immer wieder, dass sie deine Mutter ist.”
“Das ist sie. Und die beiden waren drei Stunden weg”, antwortete er missmutig. Höchstwahrscheinlich war die Katastrophe bereits eingetreten. Drei Stunden beim
Star Point
waren eine lange Zeit. Cordy war dort mit Arlene Kendall gewesen. Für sie war es das erste Mal gewesen, und trotz ihrer Schüchternheit hatte sie sich ihm hingegeben. Er seufzte. “Schon gut, Carrie Dawn. Vergessen Sie es.”
Nachdenklich beobachtete Judith ihn. “Stört es dich wirklich, dass die beiden Zeit zusammen verbringen, Cordy? Schließlich sind sie deine Eltern.”
Durch das Fenster konnte er den Mond und die Sterne erkennen. Ganz leise war noch das letzte Prasseln des Lagerfeuers bei der Scheune zu hören. Sicher saßen die Cowboys noch davor. Er zuckte mit den Schultern. “Eigentlich nicht”, gab er zögernd zu. “Aber ich muss mich an die Vorstellung erst noch gewöhnen.” Er biss sich von innen auf die Wange. “Das sollte ich Ihnen sicher nicht erzählen”, fügte er dann hinzu, “aber ich mache mir Sorgen, denn Macon ist ziemlich wild.”
“Das kann man wohl sagen”, stimmte Judith ruhig zu.
“Wie ein Tier”, verkündete Anna lachend.
“Er flirtet sicher fantastisch”, meinte Mirabella.
“Und er hat einfach zu viel Charme.” Carrie Dawn klang immer noch gereizt.
“Die Sache zwischen den beiden hat doch schon vor Jahren angefangen.” Judith seufzte und sah mitfühlend zu Cordy. “Als ich die zwei vorhin zusammen tanzen sah, dachte ich noch, dass sie wie füreinander geschaffen sind.”
Cordy wusste leider genau, was Judith meinte. Seine Mutter hatte sich ganz eng an Macon geschmiegt. Die ganze Zeit über hatte sie ihn mit leuchtenden Augen angesehen, und Cordy musste zugeben, dass sie zum ersten Mal seit Jahren richtig glücklich gewirkt hatte. Sofort musste er daran denken, wie oft er sie nach dem Tod seines Dads nachts hatte weinen
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