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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ihren Familien. Und wir werden den Hurensohn bis zum Jüngsten Tag jagen und ihn festnageln.«

10
    Bobby erwischte D. D. in ihrem Büro. Sie hockte vor ihrem Computer und überflog, mit einem Stift in der Hand, eine Namensliste. Sie ließ den Text so schnell abrollen, dass Bobby nicht sicher sein konnte, ob sie wirklich etwas lesen konnte.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    »Ich habe einen Anruf bekommen.«
    Sie hörte auf zu lesen, richtete sich auf und sah Bobby an. »Ich dachte, du bist nicht mein Lakai.«
    »Und ich dachte, du bist meine Freundin.«
    »O Bobby. Du bist ein Idiot.«
    Er musste lächeln. »Bis jetzt habe ich gar nicht bemerkt, wie sehr du mir gefehlt hast. Darf ich reinkommen, oder sollte ich vorher Rosen besorgen?«
    »Scheiß auf die Rosen«, brummte sie. »Ich will immer noch ein Roastbeef-Sandwich.« Sie deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, und Bobby nahm Platz. D. D. drehte sich vom Computer weg. Sie sah wirklich schrecklich aus und würde fuchsteufelswild werden, wenn sie sich so im Fernsehen sah.
    »Catherine lässt grüßen?«, fragte D. D. trocken.
    »Nicht ausdrücklich, aber ich bin überzeugt, dass sie während unseres Gesprächs unaufhörlich an ihre Liebe zur Bostoner Polizei gedacht hat.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dazu komme ich gleich.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Gleich?«
    »Erst habe ich andere Neuigkeiten für dich. Komm schon, D. D., gönn einem Mann eine Verschnaufpause. Bei den wahnsinnigen Arbeitszeiten könnte ich eine Art Vorspiel vertragen.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. Für einen Augenblick dachte Bobby wieder an die guten alten Zeiten – insbesondere an die Momente, in denen sie blendend miteinander zurechtgekommen waren … Er riss sich zusammen, straffte die Schultern und blätterte in seinem Spiralblock.
    »Ich habe mich über Russell Granger kundig gemacht und angefangen, Annabelles Story zu überprüfen.«
    D. D. wurde schlagartig ernst. Seufzend beugte sie sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Wird mir das, was du zu sagen hast, gefallen? Noch wichtiger, kann ich es für die Pressekonferenz nutzen?«
    »Vielleicht. Russell Granger hat im August 1982 eine Anzeige bei der Polizei gemacht – es ist die erste von dreien bis zum Oktober. Bei der ersten ging es um widerrechtliches Betreten seines Grundstücks. Granger hatte mitten in der Nacht jemanden in seinem Garten gehört. Er ging hinaus und schwor, dass da Schritte gewesen seien. Jemand sei weggelaufen. Als er am Morgen noch einmal nachsah, fand er auf dem ganzen Grundstück Fußabdrücke im weichen Boden. Streifenpolizisten kamen und nahmen seine Geschichte auf, allerdings konnten sie nicht viel tun – ohne echtes Verbrechen und ohne Beschreibung des Verdächtigen. Das Protokoll kam in die Akten. ›Rufen Sie uns an, wenn Sie wieder etwas bemerken, Mr. Granger.‹ Bla, bla, bla.
    Bei der zweiten Anzeige ging es um einen Spanner – am 8. September. Auch das hat Mr. Granger gemeldet, aber diesmal hat eine ältere Nachbarin, Geraldine Watts, beobachtet, wie ein junger Mann um das Haus der Grangers schlich und durch ein Fenster spähte. Wieder wurden zwei Streifenpolizisten hingeschickt – Stan Jezukawicz und Dan Davis –, die von allen liebevoll Stan-n-Dan genannt wurden. Sie befragten Mrs. Watts, die einen Weißen beschrieb – Größe zwischen eins fünfundsiebzig und eins fünfundachtzig, dunkles Haar, verwahrloste Erscheinung, graues T-Shirt und Jeans. Sein Gesicht hatte sie nicht gesehen. Während sie den Hörer abnahm und Mr. Grangers Nummer wählte, lief der Verdächtige die Straße hinunter.«
    »Wo hat diese Mrs. Watts gewohnt?«
    »Direkt auf der anderen Straßenseite. Der Punkt ist, dass das Fenster, durch das der Verdächtige schaute, zu dem Zimmer von Annabelle, der siebenjährigen Tochter der Grangers, gehörte. Laut Stan-n-Dan machte gerade das Mr. Granger richtig nervös. Wie sich herausstellte, lagen seit ein paar Monaten immer wieder kleine Geschenke auf der vorderen Veranda. Ein kleines Plastikpferd, ein gelber Ball, eine blaue Murmel. Mr. Granger und seine Frau hatten anfangs angenommen, dass ein anderes Kind aus der Nachbarschaft einen Narren an Annabelle gefressen hätte. Sie dachten an einen heimlichen Verehrer.«
    »Verdammt«, sagte D. D. »Das Medaillon. Eingewickelt in einen Peanuts- Comic – hat Annabelle das nicht gesagt?«
    »Ja. Stan-n-Dan greifen das auf und starten, mit Granger im Schlepptau, eine Befragung in der Nachbarschaft. Dort leben viele

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