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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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untersucht werden mussten. Dann hat Christie die Leichen ins Mass General transportieren lassen, wo sie geröntgt wurden. Sie werden im Moment wieder in Christies Labor zurückgebracht. Offenbar ist die nasse Mumifizierung etwas ganz Besonderes. So etwas kommt in den Sumpfgebieten Europas vor, und in Florida hat es so etwas auch schon gegeben. In New England ist dies jedoch der erste Fall, und das heißt, dass Christie während der Arbeit lernt. Sie schätzt, dass sie für jede Leiche drei oder vier Tage braucht. Ihr könnt euch selbst ausrechnen, wann wir die endgültigen Ergebnisse auf dem Tisch haben.«
    »Kann sie uns nicht die Zwischenresultate durchgeben, wenn sie eine Leiche nach der anderen obduziert?«, wollte Detective Sinkus wissen.
    »Darüber denkt sie nach. Ich werde sie noch mal beknien«, versprach D. D. und nahm sich Detective Rock vor, der den Spuren, die sich durch Anrufe auf der Hotline ergaben, nachging. »Sagen Sie uns die Wahrheit: Hat schon jemand gestanden?«
    »Nur ungefähr drei Dutzend Leute. Die schlechte Nachricht ist, dass die meisten erst vor kurzem ihre Tabletten abgesetzt haben.« Rock nahm einen Stapel Papiere in die Hand und reichte sie herum. Er war seit einer Ewigkeit bei der Bostoner Polizei. Selbst Bobby hatte schon Geschichten über Rocks legendäre Fähigkeit gehört, bei einem Gewaltverbrechen die winzigsten Hinweise aufzuspüren, die dann direkt zum Täter führten. In Rocks schwarzem Bürstenhaarschnitt schimmerten neue graue Strähnen, und er hatte tiefe dunkle Ringe unter den Augen. Es musste schwer für ihn sein, in so umfangreiche Ermittlungen eingebunden zu sein, während seine Mutter von Tag zu Tag schwächer wurde.
    »Sie brauchen sich nur das oberste Blatt anzusehen«, erklärte Rock. »Die detaillierten Protokolle sind nur für diejenigen, die Zeit totschlagen müssen.«
    Ein paar Kollegen lachten müde.
    »Durchschnittlich geht jede Minute ein Anruf ein, und das, noch bevor die Abendzeitungen und das Fernsehen die große Neuigkeit gebracht haben. Schade, dass das durchgesickert ist.« Er sah D. D. an, als erwarte er einen Kommentar von ihr.
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wie das passieren konnte, Tony, aber ehrlich gesagt, es ist ohnehin erstaunlich, dass wir das so lange geheim halten konnten.«
    Rock zuckte mit den Schultern. »Nun, vor der Indiskretion konnten wir die Spinner relativ leicht aussondern. Wir mussten nur fragen, ob sie die Leichen zusammen oder getrennt beerdigt haben. Sobald sie die Grabstätte wortreich beschrieben, konnten wir sie mit gutem Gewissen von der Liste streichen. Ja, es waren eine Menge Anrufe, aber wir hatten einigermaßen leichtes Spiel. Ich glaube kaum, dass ich das morgen auch noch sagen kann.«
    »Irgendwelche aussichtsreichen Spuren?«, fragte D. D. nach.
    »Ein Mann behauptete, Mitte der siebziger Jahre Pfleger im Boston State Mental gewesen zu sein. Angeblich war unter den Patienten der Sohn einer wohlhabenden Bostoner Familie, die geheim halten wollte, dass ihr Sprössling in der psychiatrischen Klinik gelandet war und ihn niemals besuchte. Damals machten Gerüchte die Runde, dass der Junge unanständige Sachen mit seiner kleinen Schwester gemacht habe. Dies war die Art, wie die Familie mit so was umging. Der Name des Patienten war Christopher Eola. Wir gehen dem nach, konnten aber bisher weder eine aktuelle Adresse noch einen Führerschein, der auf diesen Namen ausgestellt ist, ausfindig machen. Wir arbeiten daran, die Familie zu vernehmen.«
    D. D. zog eine Augenbraue hoch. »Das ist mehr, als ich erwartet hatte. Wenigstens können wir der Presse einen möglichen Verdächtigen präsentieren.«
    »Angesichts der Lage des Tatortes hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass wir mehr Verrückte überprüfen müssen«, erwiderte Rock ungerührt. »Aber die Nacht ist ja noch jung.« Er holte tief Luft und rieb sich das mit grauen Stoppeln übersäte Kinn. »Und wie man es sich bei Fällen dieser Art ausmalen kann, haben sich etliche Familien mit vermissten Kindern gemeldet. Hier ist eine Liste.« Er reichte Sergeant McGahagin ein Papier. »Manche haben ihren Wohnsitz außerhalb des Staates, deshalb schlage ich vor, wir dehnen unsere Ermittlungen auf ein größeres Gebiet aus.« Er überflog die Namen, die McGahagin zusammengestellt hatte. »Ich sehe bereits drei Übereinstimmungen: Atkins, Gomez, Petracelli.«
    D. D. zuckte nicht einmal mit der Wimper. Bobby fand es interessant, dass sie bis jetzt noch keine Angaben

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