Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
wissen und lässt Jutta alle Vermisstenfälle der letzten Monate aus ganz Europa zusammenstellen, da er der Überzeugung ist, einem Riesending auf der Spur zu sein.«
    Das war mir recht. Solang sich unser Chef mit solchem Mist beschäftigte, hielt er uns nicht bei unseren Ermittlungen auf.
    »Dann kann er morgen früh überhaupt keine Ergebnisse präsentieren«, meinte ich schadenfroh.
    »Das meinst aber bloß du. Der macht aus einer Mücke einen Elefanten und behauptet, es wäre ein blauer Frosch.«
    Ich lachte pflichtbewusst über den flachen Kalauer mit dem Funken Wahrheit.
    »KPD hat Jutta übrigens beauftragt, dir für morgen früh einen Außentermin zu besorgen, der mindestens 50 Kilometer von Schifferstadt entfernt liegt. Die Infos legt sie auf deinen Schreibtisch.«
    »Wie gut, dass ich erst morgen wieder ins Büro gehe. Und dann ist es zu spät.«
    Über Gerhards Gesicht huschte ein gemeines Lächeln. »Willst du die Sitzung sprengen?«
    »Aber selbstverständlich!«, bekräftigte ich seine Vermutung. »Das bin ich mir und meinem Chef schuldig.«

Szene 8 McStirnhör tritt auf
     
    Wie ein zufälliger Passant schlich ich den Waldspitzweg entlang. Erfreulicherweise verließ gerade ein Streifenwagen den Hof der Dienststelle, und ich gelangte, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen, zu meinem Wagen, der hinter dem lang gezogenen Gebäude parkte. Ich konnte mein Glück kaum Fassen. Es ging weder eine Sirene los als ich das Auto startete, noch kam KPD angerannt. Fünf Minuten später schloss ich zu Hause die Tür auf.
    »Papa!«, Paul hatte mich gehört. »Papa, wie merkt man, dass unsichtbare Tinte verbraucht ist? Wie schwer ist eigentlich ein Hologramm?«
    Willkommen, ich war wieder daheim. Ich schüttelte meinen Sohn ab, der wie eine Klette an mir hing. Während ich ins Wohnzimmer ging, schoss er noch eine letzte Frage ab: »Papa, warum hat Tarzan keinen Bart?«
    Stefanie stillte gerade Lars und blätterte dabei in einer Illustrierten.
    »Hallo, Reiner«, begrüßte sie mich müde. »Tut mir leid, wenn es unaufgeräumt ist, aber ich komme zu nichts. Fast würde ich vermuten, dass Lisa und Lars sich untereinander absprechen.«
    Ich schaute mich um, konnte aber keinen Anhaltspunkt von Unaufgeräumtheit entdecken. Als ich vor Kurzem noch allein wohnte, sah es ganz anders aus.
    Melanie betrat die Bühne oder vielmehr das Wohnzimmer.
    »Du, Daddy, ich war heute Mittag zufällig mit meiner Freundin im Caravella. Als ich sagte, dass du mein Vater bist, habe ich nur die Hälfte zahlen müssen.«
    Im Beisein ihrer Mutter war dieser Satz recht unvorteilhaft. Er war für Stefanie ein gefundenes Fressen. »Davon hast du mir nichts erzählt, Melanie. Was hast du denn gegessen?«
    Unsere Tochter hatte sofort Lunte gerochen. »Die haben einen leckeren gemischten Salat, Mama. Der macht pappsatt. Und mit Maria habe ich mir eine kleine Portion Pommes geteilt.«
    Das alles sagte Melanie, ohne rot zu werden oder eine Spur von Verlegenheit zu zeigen. Von wem sie das nur geerbt hatte? Ich nahm mir vor, in Zukunft alle Aussagen meiner Tochter vorsichtiger zu beurteilen und die Glaubwürdigkeit zumindest latent infrage zu stellen.
    Stefanie gab keinen Kommentar ab, ob sie Melanie glaubte oder nicht.
    Unsere Tochter setzte noch einen drauf, bevor sie wieder verschwand.
    »Übrigens, Daddy: Die Plakate sind richtig gei – , äh, toll geworden.«
    Stefanie sah mich fragend an. »Was meint sie damit?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat es mit ihren Hausaufgaben zu tun? Ich glaube mich zu erinnern, dass sie irgendetwas vor ihrer Klasse präsentieren muss.«
    Schweiß lief mir den Nacken hinunter. Es gab da ein paar Dinge, die musste ich dringend in den nächsten Tagen bereinigen.
    Da sich im gleichen Moment unser doppelter Nachwuchs lautstark meldete, war dieses Thema momentan beendet.
    Der Abend verlief einigermaßen harmonisch. Paul erhielt Redeverbot, Melanie musste ihrer Mutter genauestens erklären, was alles im gemischten Salat war und den Zwillingen war das Ruhebedürfnis von Stefanie und mir so ziemlich egal.
     
    *
     
    Es war ein Genuss, zu einer halbwegs vernünftigen Uhrzeit durch den Wecker ins Diesseits befördert zu werden. Normalerweise kam mein Sohn Paul als fliegender Torpedo dem Wecker zuvor und sprang ohne jede Vorankündigung auf meine volle Blase. Mit einem kleinen Trick hatte ich das vermieden: Da er heute schulfrei hatte, die Lehrer gönnten sich mal wieder einen Fortbildungstag außerhalb der

Weitere Kostenlose Bücher