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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Oldfield
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sich in einem großen Spiegel. Als sie sich für den Ball angezogen hatte, hatte sie feststellen müssen, daß das Kleid für ihren trägerlosen BH hinten zu tief ausgeschnitten war.
    Also hatte sie ihn weggelassen. Auch ihr Slip zeichnete sich störend ab, deshalb zog sie ihn kurz entschlossen aus. Es war das erste Mal, daß sie ohne Unterwäsche ausging.
    Jetzt war sie erhitzt, das Kleid klebte eng an ihrem Körper, und die Spitzen ihrer Brüste zeichneten sich deutlich unter dem Stoff ab. Zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort hätte sie sich geschämt, doch jetzt dachte sie daran, was die Verkäuferin zu ihr gesagt hatte: “Man soll das Leben genießen, solange man jung ist.”
    Als Anna und Leila hereinkamen, saß sie an einem der Schminktische, trug Lippenstift auf und kämmte ihr Haar.
    “Leila und ich sind so froh, daß Roberto endlich eine Freundin gefunden hat. Und noch dazu so eine nette!”
    “Ich bin nicht Robertos Freundin”, verbesserte Ellen die Brasilianerin.
    “Nein?” Anna sah zu Leila hinüber, die erstaunt die Augenbrauen hochzog. “Aber er scheint ganz begeistert von dir zu sein.”
    “Das täuscht. Ich bin nur …” Jetzt Zögerte Ellen. “… eine Freundin der Familie.”
    “Roberto hat uns erzählt, daß er dich schon gekannt habe, als du noch jünger gewesen seist”, sagte Leila. “Und wir dachten, daß ihr beide!. ” Sie lächelte entschuldigend. “Verzeih.”
    “Laß nur, das macht nichts”, beruhigte Ellen sie.
    “lch wünschte, Roberto würde endlich jemanden finden”, sagte Leila seufzend. Sie war eine schlanke dunkelhaarige Frau mit großen Rehaugen. “Er sagt, daß er nichts gegen die Ehe habe und irgendwann auch heiraten wolle. Doch die Erfahrungen seines Vaters haben ihn vorsichtig werden lassen.”
    “Die Erfahrungen seines Vaters? Was meinst du damit?”
    fragte Ellen interessiert. Sollte sich dahinter etwa ein Vorwurf gegen sie verstecken?
    “Zwar begann Conrados erste Ehe sehr glücklich”, führte Anna das Gespräch fort, “doch als Roberto elf oder zwölf Jahre alt war, erkrankte seine Mutter an einem Nervenleiden und war lange ans Bett gefesselt. Sie starb etwa zehn Jahre später.
    Danach hofften alle, Conrado möge eine Frau finden, die wieder Licht in sein Dasein bringen würde, zumal er zu Robertos Mutter über viele Jahre nur noch ein platonisches Verhältnis hatte”, erzählte Anna weiter. “Aber der Ärmste landete bei Yolanda.”
    “Hat sie denn kein Licht in sein Dasein gebracht?” fragte Ellen.
    “Wenn man berücksic htigt, daß sie ihm eine zweite Familie geschenkt hat, dann ja. Aber als Frau bestimmt nicht.”
    “Wir glauben nicht, daß Yolanda ihn jemals wirklich geliebt hat”, sagte Leila. “Sie hatte nur den Wunsch, Kinder zu bekommen. Als sie Conrado traf, sah sie ihre große Chance und schnappte ihn sich. Er war zwar viel älter als sie, aber keiner der jungen Männer in ihrem Alter war schon so weit, eine Familie zu gründen.” Sie seufzte. “Es ist auch sehr zweifelhaft, ob Conrado Yolanda je geliebt hat.”
    Ellen war verwirrt. Das war nicht die ideale Ehe, die sie sich vorgestellt hatte. “Aber Conrado ist nur Yolanda zuliebe nach Rio gezogen”, gab sie zu bedenken.
    Anna schüttelte den Kopf. “Conrado zog nur hierher, weil er wußte, daß Yolanda ohnehin die meiste Zeit hier verbringen würde. Yolanda ist die einzige Tochter ihrer Eltern, sie hat fünf ältere Brüder…”
    “Sie ist eine Nachzüglerin, ein verwöhntes, trotziges Kind”, fiel Leila ein.
    “… und sie klebt förmlich an ihrer Familie, besonders an ihrer Mutter. Sie rennt wegen jeder Kleinigkeit zu ihr”, spottete Anna.
    “Conrado und Yolanda hatten außer den Kindern nichts, was sie verband”, erklärte Leila.
    Anna nickte zustimmend. “Sie muß sich Conrado in einem besonders schwachen Moment geangelt haben.”
    “Roberto sagte einmal, daß sein Vater nur wieder geheiratet habe, um sich über eine andere Frau hinwegzutrösten”, bemerkte Leila.
    “Aus welchem Grund er auch geheiratet haben mag, er kann wohl kaum bei klarem Verstand gewesen sein, als er Yolanda nahm”, erklärte Anna mit Nachdruck.
    Leila schob ihren Stuhl zurück und stand auf. “Unsere Männer werden sich bestimmt schon fragen, wo wir bleiben.
    Wir sollten besser wieder zu ihnen gehen.”
    Als sie zurückkamen, schien nur noch gedämpftes Licht rund um die Tanzfläche, und die Kapelle spielte leise romantische Musik. Roberto sah zu den Tanzenden hinüber

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