Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
besitze ich jetzt wohl das Anrecht auf einen ausgedehnten und extrem kalorienreichen Lunch.“
Grinsend küsste Jasper sie auf die Wange. „Absolut richtig!“
The Bull in Hawksworth entsprach ganz dem typischen englischen Pub: Die Wände waren gelb vor Nikotin, eine abgenutzte Dartscheibe hing neben einer fleckigen Radierung von Alnburgh Castle und uralte Hufeisen waren an dunkle Holzbalken genagelt. Sophie setzte sich an einen Tisch neben den Kamin, während Jasper zur Theke ging. Er kehrte mit einem Krug Bier und einem Glas Rotwein zurück, unter den Arm hatte er eine Zeitung geklemmt.
„Das Essen dauert noch eine Minute“, sagte er und trank einen Schluck Bier. Der Schaum hinterließ einen weißen Bart auf seiner Oberlippe. „Stört es dich, wenn ich kurz Sergio anrufe? Ich habe dir auch etwas zu lesen mitgebracht.“ Mit einem entschuldigenden Blick reichte er ihr die Zeitung und fischte sein Handy aus der Tasche. „In Alnburgh bekommt man einfach keine Verbindung. Außerdem habe ich immer Angst, dass jemand mithört.“
„Kein Problem“, erwiderte sie. „Nur zu.“
„Höre ich da ein Aber?“
Sie nippte an ihrem Rotweinglas. „Nein, natürlich nicht.“ In der Wärme des Feuers und Jaspers vertrauter Gegenwart, fühlte sie sich entspannter, als in den vergangenen vierundzwanzig Stunden. „Außer …“, fuhr sie dann bedächtig fort. „Ich habe mich gefragt, ob es nicht leichter wäre, wenn du allen die Wahrheit sagst.“
„Du meinst ein Coming-out?“, sagte er, und seine Stimme klang plötzlich müde. „Nein, würde es nicht. Es ist leichter, weit weg von hier mein eigenes Leben zu führen, ohne mich ständig daran zu erinnern, dass ich meine Familie enttäuscht habe. Mein Vater mag siebzig sein, doch er ist auch stolz auf seinen Ruf als charmanter Schürzenjäger. Flirten bedeutet für ihn eine kultivierte soziale Interaktion, wie du vielleicht gestern Abend bemerkt hast. Homosexualität ist ihm vollkommen fremd, deshalb hält er sie für unnatürlich. Punkt.“ Er machte eine unwirsche Handbewegung, wobei er seinen Bierkrug umwarf. „Ehrlich, es würde ihn fertigmachen. Und was Kit angeht …“
„Tja, ich habe mich auch schon gefragt, was Kit das Recht gibt, herumzulaufen und alles und jeden zu verurteilen, als sei er etwas Besonderes“, fiel Sophie ihm ins Wort, während sie die Zeitung auf die Bierlache auf dem Tisch legte. „Ich meine, nur weil er auf Frauen steht, ist er nicht besser als du oder ich oder …“
„Sieh mal“, rief Jasper aus und griff nach ihrem Arm.
Sie hielt inne und folgte seinem erstaunten Blick. Der Rest ihrer wütenden Ansprache erstarb auf ihrer Zunge, als sie das Titelblatt der Zeitung sah. Denn da war er , in grobem Schwarz und Weiß, aber nicht weniger faszinierend. Unter der Schlagzeile Helden geehrt war ein Foto von Kit im Halbprofil abgedruckt. Er trug eine Galauniform, auf seiner Brust prangte eine beachtliche Anzahl Orden. Seine Miene wirkte wie üblich völlig ausdruckslos.
Major Kit Fitzroy, auch bekannt als Held der weiblichen Herzen, wurde die George Medaille für „unerschrockenen Mut und Pflichterfüllung unter Einsatz seines Lebens“ verliehen. Major Fitzroy hat über 100 Sprengsätze entschärft und damit unzähligen Soldaten und Zivilisten das Leben gerettet – eine Meisterleistung, die er selbst als „nichts Besonderes“ beschrieb.
Einen Moment schwiegen beide. Eine Kellnerin servierte wortlos Teller mit Lasagne und Chips und verschwand wieder. Sophies Appetit hatte sich auf mysteriöse Weise verflüchtigt.
„Ich denke, das gibt ihm das Recht, so zu tun, als sei er ein wenig besonders und ein bisschen besser als wir“, gab sie zu. „Wusstest du davon?“
„Nein.“
„Würde es dein Vater nicht erfahren wollen? Wäre er nicht stolz auf seinen Sohn?“
Jasper zuckte die Schultern. „Er hat sich immer abfällig über Kits Karriere in der Armee geäußert. Menschen aus unserer Klasse, ist zumindest seine Meinung, machen sich nicht die Hände schmutzig.“ Er griff nach seinem Bierkrug und runzelte die Stirn. „Es kann auch mit der Tatsache zu tun haben, dass sein älterer Bruder im Falklandkrieg ums Leben kam, aber das weiß ich nicht genau. Es gehört zu den Dingen, über die wir nicht sprechen.“
Davon scheint es in der Familie Fitzroy eine Menge zu geben, dachte Sophie. Sie konnte nicht aufhören, das Foto von Kit anzustarren oder daran zu denken, wie attraktiv er war.
Es war leicht gewesen, ihn als
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