Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
musste sie einen längeren Kurs absolvieren, um ihre Kenntnisse aufzufrischen, was bedeutete, dass sie gezwungen war, noch eine ganze Weile in Havensbridge zu bleiben. Sie fühlte sich einsam und zog doch tatsächlich in Erwägung, wieder nach Hause zu ziehen, sprich, zu ihrem Ex. Cara war beunruhigt und unterhielt sich ausführlich mit Belinda darüber, wie man Daniella beschäftigen und auf andere Gedanken bringen konnte, damit sie ihren Plan nicht in die Tat umsetzte.
Sie hatte schon viele Frauen kennengelernt, die hier Zuflucht gesucht hatten, aber Daniella stand ihr besonders nahe, weil sie sie mit ihren traurigen blauen Augen an ihre Mutter erinnerte.
Nach der Begegnung im Supermarkt war die Sehnsucht nach ihrer Mutter heftig aufgeflammt, doch bis zum späten Nachmittag gelang es Cara, die trübe Stimmung abzuschütteln. Dass sie ihren Kummer erfolgreich verdrängt hatte, verdankte sie nicht zuletzt einem Einkauf bei Consign or Design , wo sie zu einem absolut angemessenen Preis einen Minirock mit Leopardenmuster erstanden hatte – ein von der Besitzerin April Mancini höchstpersönlich gefertigtes Einzelstück, in dem sie endlich mal Bein zeigen konnte. Sonst trug sie ja meist Uniform oder Jeans. Sie kombinierte den Rock mit einem schwarzen Seidentop im Lingerie-Look, einem cremeweißen Blazer und ihren schwarzen Lacklederstiefeln und warf einen letzten Blick in den Spiegel.
Nicht übel. Jetzt war sie bereit.
Bereit für Mike.
Wie auf ein Stichwort klingelte es, und als sie zur Tür ging, um ihn hereinzulassen, gebärdeten sich die Schmetterlinge in ihrem Bauch mal wieder wie verrückt.
»Hi!« Sie begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln und trat einen Schritt zurück, um ihn zu betrachten.
»Hey.« Er passierte sie, ohne eine Miene zu verziehen, mit umwölkter Stirn und einem beängstigend düsteren Blick. Cara fröstelte mit einem Mal, und das hatte nichts mit der kühlen Luft zu tun, die von draußen hereinströmte.
»Bist du fertig?«, fragte er.
»Ich brauche bloß noch meine Tasche und meine Winterjacke.«
Er vergrub die Hände in den vorderen Hosentaschen und wartete ab.
Höchst seltsam, dass er sich so wortkarg gab. So hatte sich Cara die Begrüüßung nicht vorgestellt. Sie schluckte die Enttäuschung darüber, dass er ihr Outfit bislang keines Blickes gewürdigt hatte, hinunter, doch seine verschlossene Miene verstörte sie. War das wirklich derselbe Mann, der sich gestern mit einem leidenschaftlichen Kuss von ihr verabschiedet hatte und heute die Nacht mit ihr verbringen wollte?
»Ähm … ist irgendetwas?«, erkundigte sie sich, während sie ihre kleine Handtasche holte, die auf der Couch lag.
»Was soll denn sein?«
Allmählich schlug ihr Unbehagen in Angst um. »Sag du es mir.«
Er sah auf seine Armbanduhr. »Wir kommen zu spät.«
»Das ist mir schnurzpiepegal.« Solange Mike so mies gelaunt war, würde Cara mit ihm nirgendwohin gehen. Sie pfefferte ihre Handtasche wieder auf die Couch. »Also, sprich dich aus.«
Als er sich zu ihr umwandte, war sein Blick genauso kühl wie sein Tonfall. »Ich habe heute mit meiner Mutter geredet.«
Oh-oh. »Und, was hat sie gesagt?«
Er schüttelte verärgert den Kopf. »Willst du dich ernsthaft dumm stellen? Du weißt genau, was sie gesagt hat. Dass sie mit meinem Vater via Facebook in Verbindung steht. Und dass sie dir davon erzählt hat«, fauchte er aufgebracht.
Cara straffte die Schultern, obwohl sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Es war nicht an mir, es dir zu sagen.« Ja, sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, und sie fürchtete seinen Zorn, aber sie stand zu ihrem Verhalten. Sie hatte gar keine andere Wahl gehabt. Sie schwieg, doch ihr Herz raste.
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich habe mit dir über meinen Vater geredet, dabei tue ich das normalerweise nie, mit niemandem. Nicht einmal mit meiner Familie«, sagte er mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Ich weiß. Und ich bin froh über jedes noch so kleine Detail, das du mir eröffnet hat.« Sie trat zu ihm, wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, doch er wich zurück.
Seine Reaktion schmerzte sie tief. »Ich habe deine Mutter angefleht, es dir zu sagen, aber sie wollte nicht, dass du dich aufregst. Ich musste ihr versprechen, dass ich dichthalte.«
»Das ist also deine Rechtfertigung?«, höhnte er. »Du hast doch gesehen, in welcher Verfassung ich nach dem Besuch bei Richter Baine war. Du hast live miterlebt, wie hin- und hergerissen ich war. Du hast mich
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