Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
damit auseinandersetzen konnte, galt es, ihren leeren Kühlschrank aufzufüllen und ihre Vorräte an Knabberzeug und Süßigkeiten aufzustocken. Also begab sie sich, mit ihrer Einkaufsliste bewaffnet, in den Supermarkt. Da sie sonntags oft kochte und einen Teil der Mahlzeiten einfror, damit sie während der Woche etwas zu essen hatte, benötigte sie auch allerlei Grundnahrungsmittel.
Sie schob gerade ihren Einkaufswagen durch den hintersten Gang, als sie plötzlich ihre Mutter erblickte, die mit einem kleinen Korb in der Hand dastand und die Aufschrift auf einer Packung Orangensaft studierte.
»Mom!«, rief sie ganz automatisch. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie sich vorgenommen hatte, nicht mit ihrer Mutter zu reden.
Natalie Hartley hob den Kopf. »Cara!«, rief sie sichtlich erfreut über die Begegnung und ging auf sie zu, um sie zu umarmen.
Cara freute sich nicht minder. Sie liebte ihre Mutter und vermisste sie, wenngleich es sie zutiefst frustrierte, dass die Ärmste ein so freudloses Dasein fristete. Oft musste sie den Gedanken daran aktiv verdrängen, sonst versank sie regelrecht in Depressionen. Besonders schlimm war es an den Feiertagen, die Cara meist mit Alexa und deren Vater oder den Marsdens verbrachte statt mit ihren Eltern.
»Wie geht es dir?«, fragte sie und genoss den Blumenduft, der ihre Mutter umgab und Erinnerungen an lang zurückliegende bessere Zeiten weckte.
»Gut, und dir? Alles in Ordnung? Bist du glücklich?« Ihre Mutter spähte gehetzt nach rechts und links.
Cara schluckte den schmerzenden Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. »Er ist auch hier, oder?«
Nicht einmal allein einkaufen gehen durfte ihre Mutter. Im Grunde war es schon ungewöhnlich, dass er sie kurz aus den Augen gelassen hatte. »Er ist noch mal zurückgegangen, weil wir die Limo vergessen haben. Schnell, erzähl, bevor er kommt: Geht es dir gut, Schätzchen?«
Cara nickte. »Ja, alles bestens.«
»Meine Kleine, eine Polizistin. Ich bin ja so stolz auf dich«, murmelte ihre Mutter und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, worauf Cara prompt errötete.
»Mom …«
»Nat! Kommst du?«, unterbrach ihr Vater sie mitten im Satz, dabei hatte Cara ihr gerade gestehen wollen, wie sehr sie ihr fehlte.
»Ich muss los«, murmelte Natalie mit hängenden Schultern, ohne ihrer Tochter in die Augen zu sehen. »Ich liebe dich.«
»Nur noch eine Minute. Sag ihm, dass wir uns bloß unterhalten«, flehte Cara.
»Beweg deinen Arsch, Baby. Zeit fürs Mittagessen«, befahl ihr Vater.
Cara blickte zu Greg Hartley hinüber. Er hatte sich das mittlerweile leicht angegraute Haar mit Gel aus dem Gesicht frisiert und nichts von seinem attraktiven Aussehen eingebüßt, doch aus seinen Augen sprühte der blanke Hass. Er sah von seiner Tochter zu seiner Frau, die bereits einen Schritt vor ihr zurückgewichen war.
Es fiel Cara nicht weiter schwer, ihn nicht zu begrüßen.
Und er ließ sie bewusst links liegen. Es ging ihm tierisch gegen den Strich, dass sie Polizistin geworden war, und noch mehr, dass sie längst aufgehört hatte, sich ihm unterzuordnen und ihn als ihren Vater zu betrachten, mehr noch, dass sie ihm jegliche Respektbezeugung verweigerte.
»Nat! Wird’s bald?«, bellte er, und ihre Mutter zuckte zusammen und leistete seinem Befehl mit hängenden Schultern Folge.
Cara blickte der in sich zusammengesunkenen Gestalt nach.
Wie sehr sie ihn hasste! Und wie sehr es ihr widerstrebte, mit ansehen zu müssen, wie sich ihre Mutter schikanieren und herumkommandieren ließ, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse. Wenn Cara weiterhin jeglichen Kontakt zu den beiden unterbinden musste, um sich das zu ersparen, dann würde sie es tun. Selbst wenn sie sich vor Sehnsucht nach ihrer Mutter verzehrte und vor Sorge um ihr Wohlergehen halb verrückt wurde. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, denn Natalie hatte ihr klipp und klar signalisiert, dass sie Caras Hilfe nicht wollte.
Man kann nur denen helfen, die bereit sind, sich helfen zu lassen , dachte Cara und verbannte ihren Kummer in die hinterste Ecke ihres Gehirns, dorthin, wo er hingehörte. Sie beendete ihren Einkauf, fuhr nach Hause und erledigte den Hausputz.
Bei ihrem Besuch in Havensbridge war sie länger geblieben als geplant, denn Daniella hatte ziemlich down gewirkt, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr Wiedereinstieg in den Beruf nicht so rasch vonstattengehen würde wie sie gehofft hatte. Ehe sie sich um eine Stelle bewerben konnte,
Weitere Kostenlose Bücher