Kuess mich toedlich
Sarkasmus. »Man hat uns, von einem bestimmten Alter an, für ein paar Stunden rausgelassen, uns Geld gegeben und in ein gewisses Haus geschickt, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Michael richtete die Mädchen dort regelmäßig richtig schlimm zu. Die Familie hat einfach weggesehen, ihnen angeblich bloß mehr gezahlt als üblich, hieß es zumindest. Für mich war er ein Monster, das sich nicht im Griff hatte. Irgendwann hat er sogar eine Auszubildende vergewaltigt und niemand hat ihn dafür bestraft. Und warum? Weil sein Vater, William, zu den Anführern gehörte .« Ben sah kurz auf den Boden, ehe er weiter sprach. »Ich habe ihn getötet, als er mich geschnappt hat und mir deine angebliche Leiche unterschieben wollte. Er hat es nicht nur für die Familie getan. William wollte sich für Michael rächen .«
Sarah seufzte, nahm seine Hand und ließ ihn weitererzählen. Auf ihre Hände sehend, sprach er weiter. »Diese Sache hat mich an Daniel erinnert. Ich meine, die Anwärterin kannte ich kaum, aber was Michael ihr angetan hat und dass er dann auch noch damit davonkam, machte mich so wütend. Ich wusste, ich musste nur warten. Irgendwann würden wir gegeneinander antreten, wenn wir an der Reihe waren. Als es dann so weit war, habe ich ihn übel zugerichtet und vor allen anderen gedemütigt. Seither hat er mich gehasst und in allem mit mir konkurriert. Ein kleiner Teil von mir denkt immer noch, dass es falsch war, aber ich bin froh, dass er tot ist .«
»Ich auch.« Sarah drückte seine Hand fester.
»Kann ich heute Nacht wieder hier bleiben ?« Ben hob seinen Blick und forderte stumm wesentlich mehr als nur eine Übernachtung. Er fühlte sich verloren, vielmehr als früher. Sarah schien noch nicht bereit, aber sie schien ihn auch nicht gehen lassen zu wollen.
»Du kannst bleiben, aber nur, wenn du mir sagst, woher deine Verletzungen kommen ?« Ihre Finger tasteten federleicht über Bens Schramme an der Stirn.
»Illegale Kämpfe … um Geld«, murmelte er unverständlich. Besorgt sah sie ihn an.
»Brauchtest du so dringend Geld ?« Mit einem heftigen Kopfschütteln verneinte er. »Warum dann? Warum tust du dir das an ?« Sarah wurde anscheinend wütend. Ihre dunklen Augen sprühten Funken.
»Bestimmt nicht wegen Geld«, presste Ben gekränkt zwischen den Zähnen hervor. »Das verstehst du nicht. Du kannst nicht verstehen, wie es ist, wenn man nur noch vergessen will, wenn man lieber leidet und sich nur dann gut fühlt, wenn man für alles, was man falsch gemacht hat, bestraft wird. Es fühlte sich besser an, mich schlagen und verprügeln zu lassen, als einfach so weiterzumachen .« Beinahe klang es, als würde er ihr die Schuld daran geben, was er natürlich überhaupt nicht gewollt hatte. Dennoch kassierte er einen vernichtenden Blick, bevor sie ihm brüsk ihre Hand entzog. Vor Energie berstend, stieß sie sich vom Bett ab und tigerte um Fassung ringend in dem winzigen Raum umher.
»Du denkst … du glaubst, ich wüsste nicht, wie es ist, wenn man vergessen will? Du …« Ihre Wut raubte ihr die Sprache. Ben schmeckte förmlich ihren Zorn in der Luft. So beherrscht sie konnte, stellte sie sich vor ihn, die Hände in die Hüfte gestemmt. »Glaub mir, ich weiß, wie es ist, wenn man alles tun würde, um zu vergessen und man es dennoch nicht kann, egal, wie sehr man es sich wünscht .« Sie ließ nicht die Spur eines Zweifels aufkommen und hatte sich vor ihn gekniet, um ihm die letzten Worte direkt ins Gesicht zu schleudern. Ben fand ihre wütende Seite genauso umwerfend wie die verletzliche, die ihm wesentlich vertrauter war, deshalb packte er sie fest an den Schultern.
»Dann lass uns zusammen vergessen! Lass mich alles vergessen, was passiert ist, seit ich vor Monaten rausging, um Holz zu machen. Lass mich vergessen, dass ich jemals dachte, du wärst tot .« Unsanft zog Ben sie in eine Umarmung. Die Anspannung ihres Körpers sprach für Widerwillen, doch ihr Gesicht schmiegte sich an seinen Hals. Das fühlte sich so verdammt gut an.
»Ich will das alles auch vergessen«, gestand sie ihm flüsternd, als wäre es nicht erlaubt, so zu empfinden. Als seine Fingerspitzen über ihren Rücken fuhren, verging ihre Anspannung. Er empfand seinen Körper als Verräter, weil er nicht zusammen mit ihm lügen wollte, um sich zu schützen oder ihr Stärke vorzumachen, sondern seine ehrlichen Wünsche sichtbar machte. Besonders jetzt, da sie sich an ihn schmiegte, als gäbe es eine magnetische Kraft, die sie
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