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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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einem gewalttätigen Mann hörig zu sein? Sie hatte diesem Zufluchtsort für misshandelte Frauen in den letzten Jahren viele tausend Dollar gespendet.
    »Das Komitee hat wundervolle Arbeit geleistet.« Zufrieden ließ Toni ihren Blick über die Menge schweifen. »Sogar Colleen Corbett ist gekommen, und sie zeigt sich nur noch selten auf solchen Feten.« Colleen Corbett war eine Bastion der alteingesessenen Chicagoer Gesellschaft, siebzig Jahre alt, eine ehemalige Intimfreundin von Eppie Lederer, auch unter dem Namen Ann Landers bekannt, und der verstorbenen Sis Daley, Ehefrau von Boss Daley und Mutter des gegenwärtigen Bürgermeisters. Seit Jahren versuchte sich Portia erfolglos bei der alten Lady einzuschmeicheln.
    Als Toni endlich davonging, beschloss Portia, einen weiteren Angriff auf Colleen Corbetts kühle, abweisende Arroganz zu starten. An diesem Abend trug die betagte Gesellschaftslöwin eins ihrer Chanel-Kostüme, pfirsichrosa mit beigen Borten. An ihrer Frisur - gelackte Dauerwelle - hatte sich seit den sechziger Jahren abgesehen von der Farbe nichts geändert. Jetzt glänzten die kunstvollen Wellen in dezentem Stahlgrau.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, Colleen!«, zirpte Portia und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. »Portia Powers. Letzten Frühling haben wir uns auf einer Party der Sydneys unterhalten.«
    »Ja, freut mich...« Die Stimme klang leicht nasal, das Benehmen war höflich. Aber Portia spürte, dass Colleen Corbett sich nicht an sie erinnerte. Nun entstand ein Schweigen, das die alte Dame nicht zu brechen versuchte.
    »Da gibt es ein paar interessante Auktionsstücke.« Mühsam widerstand Portia der Versuchung, einen Gin Tonic vom Tablett eines Kellners zu nehmen, der gerade vorbeiging.
    »Ja, sehr interessant«, antwortete Colleen.
    »Heute ist es ziemlich warm hier drin. Diese Eisfigur scheint auf verlorenem Posten zu kämpfen.«
    »Oh? Das habe ich gar nicht bemerkt.«
    Offensichtlich war es hoffnungslos, und Portia hasste es, die Speichelleckerin zu spielen. Gerade wollte sie Schadensbegrenzung betreiben, als sich die Atmosphäre im Raum auf subtile Weise änderte. Das Stimmengewirr klang plötzlich leiser. Da und dort drehten sich Köpfe seitwärts. Da sie feststellen wollte, was die allgemeine Aufmerksamkeit erregte, schaute sie zum Eingang hinüber...
    ... und glaubte, der Boden würde ihr unter den Füßen weggezogen. Auf der Schwelle stand Bodies kraftvolle Gestalt in einem perfekt geschnittenen hellbeigen Sommeranzug mit schokoladebraunem Hemd und geschmackvoll gemusterter Krawatte. Wie ein sehr teurer, sehr gefährlicher Mafiakiller sah er aus. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme gestürzt. Gleichzeitig empfand sie den verrückten Impuls, unters Büffet zu kriechen. Auf dieser Party hatten sich die schlimmsten Klatschmäuler von Chicago versammelt. Allein schon Toni Duchette verbreitete mehr Gerüchte als das WGN-Radio.
    Ihre Knie fühlten sich weich an, die Fingerspitzen betäubt. Was machte er hier? Ihre Gedanken überschlugen sich. Dann blieben sie an einem Fantasiebild hängen - Bodie, nackt vor der kleinen Konsole in ihrem Wohnzimmer, wo sie ihre persönliche Post verwahrte. Sobald sie zu ihm gegangen war, hatte er sich abgewandt. Doch er musste den Stapel der Einladungen gesehen haben, über die sie nie mit ihm sprach - die Pool-Party der Morrisons‘, die Eröffnung der neuen River-North-Galerie, die Wohltätigkeitsauktion an diesem Abend.
    Natürlich wusste er, warum sie ihn niemals zu solchen gesellschaftlichen Ereignissen mitnahm. Jetzt rächte er sich dafür. Der klebrige Duft von Colleens Shalimar drehte ihr den Magen um. Während Bodie geradewegs auf sie zukam, spendete ihr sein Gangsterlächeln keinen Trost. Zwischen ihren Brüsten rann Schweiß hinab. Dieser Mann nahm Beleidigungen nicht auf die leichte Schulter. Colleen wandte ihm den Rücken zu, und Portia wusste nicht, wie sie sich gegen den drohenden Super-GAU wappnen sollte. Dicht hinter der alten Dame blieb er stehen. Wenn sie sich umdrehte, würde sie einen Herzanfall erleiden. Kalter Hohn verwandelte seine blauen Augen in Schiefer.
    Dann legte er seine Hand auf Colleens Schulter. »Hallo, Süße.«
    Entgeistert schnappte Portia nach Luft. Hatte er Colleen Corbett soeben »Süße« genannt?
    Die alte Lady drehte sich um. »Bodie? Was um alles in der Welt treibst du hier?«
    Portias Welt drohte einzustürzen.
    »Wie ich höre, gibt‘s hier kostenlose Drinks«, erwiderte er und drückte einen Kuss

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