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Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)

Titel: Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Warren
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ihrer Großmutter sich verzog. Lady Berry würde es garantiert nicht amüsant finden, dass ihre Enkelin auf dem Dach mit einem »gewöhnlichen« Wolf herumscharwenzelt hatte. Adele betrachtete sämtliche Wölfe als gewöhnliche Wesen, während sie und ihresgleichen die Aristokratie verkörperten.
    »Du riechst ja nach Wolf!«
    Adele spuckte die Worte geradezu aus und hob in einer dramatischen Geste mit ihrer knochigen Hand den Stock.
    »Würdest du mir das bitte erklären!«
    »Nana, da gibt’s nicht viel zu erklären. Ehrlich.«
    Sie hielt beschwörend die Hände in die Höhe und versuchte zu lächeln.
    »Das Mädchen, das mir die Klamotten geliehen hat, ist ein Silverback. Aber da es ja wohl nicht angebracht erschienen wäre, mich in Unterwäsche zwischen den Gästen zu bewegen, konnte ich ihr Angebot, mir etwas zum Anziehen zu geben, ja schlecht ausschlagen, oder?«
    Mit geschürzter Lippe und zu Schlitzen zusammengezogenen Augen sagte Adele kein Wort.
    »Ehrlich, Nana! Was wäre denn wohl schlimmer gewesen? Mir unten im geborgten Jogginganzug einer Wölfin zu begegnen oder mich dort splitternackt und vor Sektschaum triefend zu sehen?«
    Schweigen.
    »Brauchst du noch eine Minute, um darüber nachzudenken?«
    »Cassidy –«
    »Nein, Nana, ehrlich. Wir wollen doch vernünftig sein. Es ist ja nicht gerade so, dass ich mit einem Werwolf durchgebrannt wäre.« Oder mich auf dem Fußboden mit einem gewälzt hätte. Oder einen geküsst hätte. Oder einen gerne nackt ausgezogen hätte, um dann –
    »Es ist ein geborgter Trainingsanzug. Wenn er dich so sehr stört, gib mir eine Viertelstunde, um zu meinem Wagen hinunterzulaufen und mich daraus zu befreien. Wirst du dich dann besser fühlen?«
    Die leicht amüsierte Säuerlichkeit in ihrer Stimme war nicht gespielt, und diese wohlvertraute Querele nahm ihr auch so viel von ihrer Anspannung, dass das leichte Gefühl von Übelkeit, das von ihren mitgenommenen Nerven herrührte, langsam nachließ. Das gab ihr Auftrieb.
    Adele vertrat einige altmodische Ansichten, und die beschränkten sich nicht nur auf Abendkleider und gutes Benehmen. Sie glaubte auch, dass Wölfe, wie überhaupt alle Werwesen, die sich vom Mondwechsel abhängig machten, ihr und ihresgleichen irgendwie unterlegen sein mussten. Weil Füchsinnen per se keine Werwesen waren – sie waren seinerzeit auf einer völlig anderen Zufahrtsrampe des Evolutionshighways erschienen –, gingen einige von ihnen davon aus, dass ihr Zauber mächtiger war als der der Wölfe.
    Cassidy hatte das nie nachvollziehen können. Was sie betraf, so wechselte sie zwanglos zwischen Mensch und Fuchs hin und her. Wenn die Menschen es darauf anlegten, konnten sie ihr mit einer silbernen Kugel den Garaus machen. Und empfanden Füchse und Wölfe nicht gleichermaßen Schmerz? War ihr Blut nicht von derselben Farbe? Wuchs ihnen nicht allen Fell? Manchmal jedenfalls.
    »Ich würde es begrüßen, wenn du davon Abstand nehmen könntest, dieses Gespräch wieder auf unseren alten Zankapfel zu reduzieren, Cassidy.«
    Wenn Adele ihre Lippen noch enger zusammenkniff, würde vielleicht nie wieder ein Laut über sie dringen, dachte Cassidy.
    »Darum geht es mir hier nicht.«
    Cassidy seufzte.
    »Worum geht es dir denn dann, Nana? Dass ich es geschafft habe, dich schon wieder zu enttäuschen? Tut mir leid, aber es dürfte wohl kaum unerwartet kommen, nicht wahr?«
    »Bitte sprich nicht in diesem Ton mit mir, junge Dame. Ich mag eine alte Frau sein, aber ich bin immer noch deine Großmutter, und du bist in meinem Bau aufgewachsen. Also erwarte ich ein wenig mehr Respekt.«
    »Jawohl, Ma’am.« Cassidy biss die Zähne zusammen.
    »So, nun komm wieder ins Haus.«
    Adele unterstrich diese Aufforderung, indem sie mit ihrem Stock einmal kräftig auf den Boden klopfte. Dann hielt sie Cassidy die Tür auf, damit diese auch wirklich mitkam.
    »Es sind nach wie vor ein paar Leute unten, mit denen ich dich gerne bekannt machen möchte, aber du musst etwas Präsentableres anziehen, bevor ich mir die Blöße gebe, dich als meine Enkelin vorzustellen.«
    Cassidy verschluckte ein Aufstöhnen. Wie sehr wünschte sie sich, dass ihre Großmutter so tat, als würde sie sie gar nicht kennen. Aber mit Adele Billinghurst Spencer Berry hatte man es nie leicht. Wenn Nana wollte, dass sie der Queen vorgestellt würde, musste sie eben lernen, einen Knicks zu machen, und wenn Nana sie ein paar Freunden vorstellen wollte, musste sie sich eben zu ihrem Auto bequemen und ihr

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