Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
geshoppt bis zum Umfallen. Ich hab bei BCBG den allertollsten Pullover gefunden. Er ist fuchsiafarben.« Zwei schlanke Finger, mit diesen leuchtend roten Nägeln, glitten über die Speisekarte. »Und bei Gucci den coolsten Ledermantel. Er ist scharlachrot. Normalerweise würde ich so auffällige Farben nicht tragen. Sie sind einfach zu knallig und schreien förmlich: ›Sieh mich an.‹ Als würde man in einer Menschenmenge auf und ab hüpfen, um Aufmerksamkeit zu erregen.« Ihre Finger stoppten am unteren Ende der Speisekarte. »Und ich hab seit Jahren … na ja, bis auf Schuhe und Handtaschen … kein Leder mehr gekauft. Aber …« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich hab beschlossen, gefährlich zu leben. Womit sich auch die Overknee-Stiefel und die entsprechenden Hobo-Schuhe aus Lammfell erklären lassen. Das Letzte, was ich brauche, ist noch ein Paar Hobos.« Sie blickte auf zu den Männern, die sie mit mehr oder minder fassungslosen Gesichtern anstarrten.
»Ich nehme den gegrillten Lachs und ein Guinness«, sagte sie zu der Kellnerin, die während ihres Redeschwalls an den Tisch getreten war. Ty wusste nicht, ob sie nervös war, angesäuselt oder beides.
Jules, der ihnen am Tisch gegenübersaß, bestellte sich ein Steak und ein irisches Helles. »Der arme Hotelboy musste das ganze Zeug hoch in ihr Zimmer schleppen.«
»Ich hab ihm auch ein großzügiges Trinkgeld gegeben.« Sie reichte der Kellnerin die Karte. »Aber erst als ich im Hotelzimmer
alles ausgebreitet hatte, wurde mir klar, dass im Frachtraum des Jets vielleicht nicht genug Platz für meine vielen Tüten ist.«
»Oh. Ah«, stieß Johan Karlsson mit Mühe hervor.
Sie sah mit leuchtenden grünen Augen in die Runde und ließ ein wunderschönes Lächeln mit geraden weißen Zähnen und vollen roten Lippen aufblitzen. Ty konnte fast hören, wie sie alle trocken schluckten. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir einen Teil Ihrer Ausrüstung zurücklassen, oder?«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Sam beunruhigt, während er sein Bier an die Lippen hob. »Wir reisen nicht mit unnötigem Gepäck.« Nach einem Schluck fügte er hinzu: »Es sei denn, Sie zählen Jules da drüben mit. Der ist Kilo für Kilo die reinste Platzverschwendung.«
»Und Kilo für Kilo«, gab Jules zurück, »ist dein Ego die reinste Platzverschwendung.«
Faith legte den Kopf schief und schien zu überlegen. »Nein, auf Jules kann ich nicht verzichten. Aber Sie brauchen nicht alle so viele Schläger.« Sie sah sie nacheinander an. »Einer pro Spieler sollte reichen, hab ich recht?«
Entsetzt schnappten sie alle nach Luft. Jeder wusste, dass der Schläger eines Mannes heilig war. Nicht umsonst wurde er stundenlang geschliffen, bis die Krümmung der Schaufel genau richtig war. Nicht einmal für ein ehemaliges Playmate des Jahres, das rein zufällig Besitzerin der eigenen Mannschaft war, würden die Männer sie bereitwillig zurücklassen. Schützer und Helme? Klar. Ihre Schläger? Niemals.
Die Eishockeyspieler am Tisch warfen Ty unsichere Blicke zu, als erwarteten sie, dass der Kapitän einschritt und ein Machtwort sprach. Sie vielleicht einseifte.
Faith lachte. »Ich mach doch nur Spaß, Jungs.« Sie verscheuchte
ihre Besorgnis mit einer wegwerfenden Handbewegung und ließ dabei den Riesenklunker aufblitzen, den sie immer noch an der linken Hand trug. »Wenn nicht genug Platz ist, lasse ich alles vom Hotel verschiffen.«
Ty musste fast lächeln. Niemand konnte so viel Scheiß labern und Nichteingeweihte derart in Fahrt bringen wie ein Eishockeyspieler. Beim Scheißelabern war Mrs Duffy zwar nicht toll, aber für eine Anfängerin gar nicht schlecht.
»Jules und ich haben das Sharks-Training beobachtet«, erklärte sie, als ihr Bier kam. »Wir haben mit Ferngläsern in der Stadionloge gesessen. Wie Geheimagenten.« Sie trank einen Schluck und leckte sich den Schaum von der Oberlippe. »Sie scheinen viel Tempo zu haben, aber ich bin nicht überzeugt, dass sie den Puck so gut schießen können wie wir.«
Ty zog die Augenbrauen bis zum Anschlag hoch.
»Ich glaube, wir müssen sie mit der Offensive schlagen«, fügte sie hinzu, während sie sich zurücklehnte und die Arme unter den Brüsten verschränkte. »Wir sollten uns direkt zupassen und aus ihren Ballverlusten Kapital schlagen.«
Sam sah Ty an, als wäre ein Alien am Tisch gelandet. Ein verdammt sexy Alien, der über Eishockey fachsimpelte und dabei so klang, als wüsste er, wovon er sprach. Noch vor wenigen Wochen hatte
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