Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
überlegte er und meinte damit ihren eigenen Goalie, »sehe ich keinen Grund, warum wir sie nicht mit unserer Offensive und unserer Defensive schlagen können.«
Alexander Devereaux erhob sich und warf Geld auf den Tisch. »Ich treffe mich mit ein paar von den Jungs in einer Bar am anderen Ende der Stadt. Ich hab gehört, da gibt’s gute Mucke und heiße Kellnerinnen in knappen Outfits.« Er griff nach seiner Lederjacke, die über seiner Stuhllehne hing. »Teilt sich jemand ein Taxi mit mir?«
Ty schüttelte den Kopf. Selbst wenn sein Knöchel nicht höllisch geschmerzt hätte, wäre er nicht mitgekommen. Er hatte seine Zeit in unzähligen Bars in unzähligen Städten abgesessen und schon vor einer ganzen Weile festgestellt, dass er nichts verpasste.
Daniel und Logan sprangen eifrig auf und griffen nach ihren Geldbörsen. »Wir sind dabei.«
»Ich auch.« Vlad warf zwei Zwanziger auf den Tisch. »Kali-forn-ya Görls brauchen Vlad.«
Ty lachte. »Aber lass die Hose nicht gleich auf der Tanzfläche runter, sonst jagst du den ›Kali-forn-ya Görls‹ Angst und Schrecken ein.« Schon mehr als nur eine Amerikanerin war schreiend vor Vlads unbeschnittenem Pfahl davongerannt.
»Mach ich das nicht mehr.« Das tiefe Lachen des Russen verschmolz mit den Schlussklängen von U2. Vladimir Fetisov spielte schon seit zehn Jahren in der NHL und hatte nichts als Weiber im Kopf. Vor ein paar Jahren war er mit einer kleinen Eiskunstläuferin verbandelt gewesen, der sein Pfahl anscheinend nichts ausgemacht hatte.
Aber sie war auch Jugoslawin gewesen.
»Passt auf euch auf, Jungs«, fühlte sich Ty gezwungen zu sagen. »Lasst euch nicht mit minderjährigen Eishockeygroupies hochnehmen. Und kommt nicht mit Blei in den Beinen zum Training, weil ihr zu viel gesoffen und irgendeine Barbekanntschaft abgeschleppt habt. Diese Aufreißgeschichten können ganz schön schlauchen. Es wäre besser, euch eure Energie für das Spiel aufzusparen.«
Sie lachten nur und zogen ab. Zwei Kellnerinnen räumten den Tisch ab und wischten ihn für Ty und die fünf übrigen Jungs sauber. Er bestellte sich noch ein Guinness und lehnte sich entspannt zurück, während Sam und Blake den uralten Streit fortsetzten, welches das beste Spiel war, das in der Geschichte der NHL je gespielt wurde.
»1971«, beharrte Sam. »Spiel zwei in den Erstrunden-Play-offs zwischen Boston und Montreal.«
»Die Olympischen Spiele von 1980, als die USA den Sowjets
den Arsch versohlt haben«, widersprach Blake, der Prototyp des amerikanischen Jungen aus Wisconsin.
»In Wahrheit«, mischte sich Jules ein, der an den Tisch trat, »war es 1994. New York gegen New Jersey. Letztes Spiel im Eastern-Conference-Pokalfinale. Messiers Unterzahltor weniger als zwei Minuten vor Ablauf der Zeit war der beste Moment in der Geschichte der NHL.«
Ty blickte auf. »1996«, behauptete er. »Spiel vier der Conference Quarterfinals zwischen Pittsburgh und Washington. Das Spiel ging in vier Verlängerungen, und die Pittsburgh Penguins gewannen nach hundertvierzig Minuten brutalen Eishockeys.« Sein Blick schweifte zu der Frau, die hinter Jules herlief. Ihre schwarze Wollhose lag eng am Po an und fiel locker über ihre langen Beine auf ihre roten Pumps. Winzige Perlenknöpfe schlossen den flauschigen schwarzen Pullover, unter dem sich ihre großen Brüste abzeichneten, und ihr goldblondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In den Ohren trug sie riesige Diamanten, und ihre Lippen waren tiefrot geschminkt. Sie sah fantastisch und elegant aus. Überhaupt nicht wie eine Stripperin. Warum also hatte er eine Vision, wie sie ihren Pulli vorne aufriss und ihm zuwarf? Die verdammten Nacktfotos!
Ty erhob sich höflich. »Hallo, Mrs Duffy.«
»Hallo, Mr Savage«, begrüßte sie ihn. Ihr Blick ruhte kurz auf ihm, bevor sie ihre Aufmerksamkeit den anderen zuwandte, die ebenfalls aufstanden. »Guten Abend, die Herren. Stört es Sie, wenn wir uns zu Ihnen setzen?«
Ty zuckte gleichgültig mit den Achseln und setzte sich wieder. Die anderen fünf überschlugen sich förmlich, ihr zu versichern, dass sie liebend gern Platz nehmen dürfte, was, wie Ty mit Sicherheit wusste, kompletter Blödsinn war.
»Was haben Sie den ganzen Tag gemacht, Mrs Duffy?«, fragte Blake in dem Bemühen, Faith in ein Gespräch zu verwickeln.
»Tja, ich habe die Innenstadt von San José unsicher gemacht und meine Kreditkarten qualmen lassen.« Sie nahm neben Ty Platz und griff nach der Speisekarte. »Ich hab
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