Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
komplizierten Frisuren, engen schwarzen Hosen und dickem Eyeliner liefen an ihr vorbei. Sie betrachteten ihren Berg aus Einkaufstüten mit melancholischen Augen und schüttelten traurig ihre Punkerköpfe über ihre ekelhafte Zurschaustellung von Konsumgier. »Es ist mir durchaus aufgefallen, aber ich weiß nicht, worüber ich mit ihnen reden soll.«
»Seien Sie einfach Sie selbst.«
Genau das war das Problem. Sie wusste nicht mehr so recht, wer sie eigentlich war.
»Ich weiß, dass Sie witzig und charmant sein können«, flötete er und log ihr eindeutig die Hucke voll. »Zeigen Sie ihnen, wer Sie sind. Außer die Besitzerin der Mannschaft, ein ehemaliges Playmate und eine Ex-Stripperin aus Las Vegas. Denn genau das sehen sie jetzt in Ihnen.« Er verstummte und fügte hastig hinzu: »Nichts für ungut!«
Ein Town Car kam angefahren, und sie hielt es an. »Schon in Ordnung.« Sie konnte die Wahrheit vertragen. Und die Wahrheit lautete, dass beim letzten Mal, als sie mit so vielen Sportlern in einem Raum gewesen war, sie ihr Geldscheine in den String gestopft und versucht hatten, sie zu begrapschen.
»Sie müssen eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Ihnen in Ihrer Gegenwart ein gutes Gefühl geben, ohne dass sie einen gesunden Respekt für Sie als Besitzerin der Chinooks verlieren.«
Was ziemlich kompliziert klang. »Könnten Sie das bitte alles in den Kofferraum tun?«, bat sie den Fahrer. Sie hakte ihren kleinen Finger in den Ärmelaufschlag ihrer leichten Wolljacke und sah auf die Uhr. »Es ist fast sieben.«
»Ich weiß. Die ›Happy Hour‹ ist bald vorbei, deshalb müssen Sie Ihren Arsch da reinbewegen.«
Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ein schönes langes Bad im Whirlpool zu nehmen, sich in einen flauschigen Hotel-Bademantel zu kuscheln und sich über den Zimmerservice etwas Leckeres kommen zu lassen. »Na schön. Wir treffen uns in der Lobby.« Der Fahrer öffnete ihr die Tür, und sie stieg ein.
»Ich warte in der Lobby auf Sie. Wir müssen noch ein paar Dinge besprechen, bevor wir in die Kneipe gehen.«
»Was? Warum?«
»Während Sie den Nachmittag mit Shoppen zugebracht haben, war ich beim Chinooks-Training und hab mir Notizen gemacht.«
»Ich bin todmüde. Fix und fertig. Ich kann keine Informationen mehr aufnehmen. Entspannen Sie sich ein bisschen.« Der Fahrer stieg in den Wagen, und sie nannte ihm die Adresse ihres Hotels. »Ich bezahle Sie nicht stundenweise, Jules.«
»Sie haben gesagt, Sie wollen vor den Jungs nicht dumm dastehen.«
»Na schön«, stöhnte Faith. »Sie können mit mir darüber sprechen, während ich mich umziehe.« Es folgte ein langes Schweigen. »Ich muss mich noch umziehen, Jules. Ich hab seit heute Morgen dieselben Sachen an.«
»Ich hab doch gesagt, ich bin nicht schwul.«
Sie runzelte die Stirn, während der Wagen von dem riesigen Parkplatz fuhr. »Ich weiß.«
»Sie können sich nicht vor mir umziehen«, sagte er mit leicht zickigem Unterton. »Das ist unprofessionell.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich wollte mich im Bad umziehen.«
Das irische Pub nahm für sich in Anspruch, das authentischste in San José zu sein. Ty pfiff auf »authentisch«, während er mit zehn seiner Teamkameraden in einem Raum im hinteren Teil der Kneipe saß, Shepherd’s Pie aß und ein Glas Guinness dazu trank. Die Play-off-Bärte um ihn herum reichten von Vlads sibirisch-zotteliger Version bis hin zu Logans Babyflaum. Tys Aberglaube erstreckte sich zwar auf viele Bereiche, aber kratzige Bärte gehörten nicht dazu.
»Die Offensive der Sharks besteht aus viel Tempo und wenig
Substanz«, sagte Ty, während »With or Without You« von U2 aus der Musikanlage waberte. Er trank einen Schluck von dem dunklen Ale und leckte sich genüsslich die Mundwinkel. Er hatte den Vormittag und einen Teil des Nachmittagstrainings damit zugebracht, sich die Aufzeichnungen der Spiele der Mannschaft aus San José anzusehen, und machte sich weniger Sorgen wegen ihrer Torschüsse als wegen ihrer Defensive. »Mit Tempo unterhält man zwar die Zuschauer, kriegt aber keine Pucks ins Netz. Clowe ist zwar ein Topscorer, stellt mit seinen Toren und Punkten aber keine Rekorde auf.«
»Ihre Defensive ist gut.« Frankie »Heckenschütze« Kawczynski aß ein Stück von seinem Lendenfilet. »Wenn Nabokov einen Flow hat, kann man nur schwer gegen ihn punkten.«
Sam grinste. »Ich liebe Herausforderungen.«
Ty aß einen letzten Happen und schob seinen Teller weg. »Wenn Marty spielt wie neulich Abend«,
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