Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
den Kopf. »Ich wollte nicht pathetisch klingen.«
Jane musterte sie durch ihre Brillengläser, während sie ihre Aktentasche durchwühlte. »Tun Sie auch nicht. Menschen kommen und gehen. Caroline und ich haben eben Glück.«
Misstrauisch beäugte Faith das winzige Tonbandgerät, das Jane aus der Aktentasche zog, und fragte: »Müssen Sie das anstellen?« Gott behüte, dass sie etwas abgrundtief Dummes sagte, das dann in der Zeitung landete.
»Das ist genauso zu Ihrer Absicherung wie zu meiner.« Sie platzierte das Gerät auf dem Schreibtisch und deponierte ihre Aktentasche auf dem Boden. »Keine Sorge. Ich stelle Ihnen keine peinlichen Fragen. Das wird kein Enthüllungsbericht und auch keine Sensationsstory. Die Eishockeyfans aus Seattle sind einfach nur heiß auf die Play-offs und neugierig auf Sie. Sie wollen ein bisschen was über Faith Duffy wissen. Sie müssen keine Frage beantworten, die Ihnen nicht behagt. Okay?«
Faith entspannte sich ein bisschen. »Okay.«
Jane setzte sich und eröffnete das Interview mit einfachen Fragen über Faiths Herkunft und wie sie Virgil getroffen hatte. Dann fragte sie: »Sie sind erst dreißig Jahre alt; was ist das für ein Gefühl, ein NHL-Franchiseunternehmen zu besitzen?«
»Es ist ein Schock. Unglaublich. Ich kann es immer noch nicht fassen.«
»Sie wussten nicht, dass Sie die Mannschaft erben würden?«
»Nein, Virgil hat das nie erwähnt. Ich hab es erst am Tag der Testamentseröffnung erfahren.«
»Wow. Das ist eine tolle Erbschaft.« Wieder musterte Jane sie durch ihre Brillengläser. »Es gibt bestimmt viele Frauen, die gern an Ihrer Stelle wären.«
Es stimmte. Sie hatte ein tolles Leben. »Es ist auch viel Arbeit.«
»Was wissen Sie darüber, wie man eine Organisation wie die Chinooks leitet?«
»Zugegebenermaßen nicht viel, aber ich lerne mit jedem Tag dazu. Ich werde gerade eingearbeitet und bekomme allmählich einen Einblick in Eishockey und wie die Organisation funktioniert. Inzwischen ist es nicht mehr so beängstigend wie noch vor ein paar Wochen. Natürlich war Virgil so clever, gute Leute einzustellen und sie ihre Arbeit erledigen zu lassen. Das macht es für mich einfacher.«
Jane fragte nach Toren und Punkten und den Chancen der Chinooks, den Stanley Cup zu gewinnen. Mit einem 4:2-Sieg am vergangenen Samstag hatten die Chinooks die Sharks in Spiel sechs geschlagen und waren gerüstet, am Donnerstag in Detroit in der dritten Runde gegen die Red Wings zu spielen. »Zetterberg und Datsyk waren in der regulären Saison in ihrer Liga die Topscorer«, sagte Jane und meinte zwei Spieler aus Detroit. »Was haben Sie vor, um die beiden auszubremsen?«
»Wir müssen einfach weiter Eishockey spielen, wie es uns liegt. Letzten Samstag hatten wir zweiunddreißig Torschüsse und die Sharks nur siebzehn.«
Die beiden verließen das Büro und begaben sich nach unten ins Stadion, wo die Mannschaft trainierte. »Alle meinen, wir sollten vor Detroit Angst haben«, bemerkte Faith, und je näher sie dem Tunnel kamen, desto mehr Testosteron hing in der Luft. »Sie haben ein paar große Talente, aber das haben
wir auch. Ich glaube, es wird darauf ankommen …«, sie dachte an Ty und lächelte, »… wie viel Schneid die Spieler haben.«
»Hey, Mrs Duffy«, rief Frankie Kawczynski, der »Heckenschütze«, als Faith und Jane näher kamen. Er stand im Tunnel vor einer Lötlampe, mit der er die Schaufel seines Eishockeyschlägers erhitzte.
»Hallo, Mr Kawyzynski«, rief sie, und ihre Absätze versanken in den dicken Matten. Frankie war Ende zwanzig und gebaut wie ein Panzer. Im Moment stand er mit einer Jogginghose, die ihm tief auf den Hüften hing, und Flipflops vor ihr. Seinen nackten Rücken zierte ein Pitbull-Tattoo. Während er seinen Schläger erhitzte, erregte sein Muskelspiel ihre Aufmerksamkeit. »Wie geht es Ihnen?«
»Super.« Sein dunkler Bart hätte jedem Trapper Ehre gemacht, und er ließ ein rotzfreches Lächeln aufblitzen. Faith war sich plötzlich nur allzu bewusst, dass sie von Männern umgeben war. Großen, knallharten Männern, die Jane und sie um Längen überragten, ein paar davon halb nackt. »Trainieren Sie heute mit uns?«, fragte Frankie im Flirtton.
Walker Brooks kam aus der Kabine geschlendert und schnappte sich seine fertig geschliffenen Schlittschuhe vom Regal, und sie musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich zu ihm umzudrehen, um ihn besser in Augenschein nehmen zu können. »Ich hab meine Sachen nicht dabei.« Tief in ihrer
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