Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
hab.«
»Klingt gut.« Sie rückte ihre Handtasche auf der Schulter zurecht und warf Ty noch einen letzten Blick zu. »Wir sehen uns, Mr Savage.«
Jules sah ihr misstrauisch nach. Dann fragte er: »Läuft da was zwischen Ihnen und Faith?«
»Nein«, antwortete Ty wahrheitsgemäß. Da lief nichts, und da dürfte auch nie was laufen.
»Es sah aber so aus.«
»Ich bin der Kapitän ihrer Eishockeymannschaft.« Er rieb sich verwirrt das Gesicht. Was zum Teufel war gerade passiert? »Sonst nichts.«
»Hoffentlich. Sie ist meine Chefin, und ich gestatte mir nicht, so von ihr zu denken«, grummelte Jules.
Ty ließ die Hände sinken. »Wie denn?«
»So wie Sie sie angesehen haben. Als stünde sie nackt vor Ihnen.«
Das kam der Wahrheit so nahe, dass Ty den Scheißkerl wütend anstarrte. »Selbst wenn es so wäre, was geht Sie das an, eh?«
»Weil ihr Mann gerade gestorben ist und sie einsam ist. Ich würde nur ungern miterleben, dass sie verletzt wird.«
Ty verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie scheinen mir übermäßig besorgt um ihre Gefühle!«
»Ich mache mir Sorgen um sie, ja, aber sie weiß, wie man überlebt. Da sorge ich mich schon eher um die Chinooks.« Jetzt verschränkte Jules die Arme. »Was glauben Sie, was die Jungs sagen werden, wenn Sie es mit der Besitzerin der Mannschaft treiben?«
»Sie scheinen es ja zu wissen. Warum sagen Sie es mir nicht?«
Jules schüttelte den Kopf und fixierte ihn scharf. Und so gern Ty ihn auch auf die Schnauze gehauen hätte, hatte er Typen, die nicht klein beigaben, wenn sie im Recht waren, schon immer bewundert. Und so ungern Ty es auch zugab, Jules hatte recht. »Ich glaube nicht, dass ich erst aufzählen muss, in wie vielerlei Hinsicht das hochgradig dumm wäre. Es gibt keinen Grund, warum wir die Sharks im nächsten Spiel nicht rauswerfen und in die dritte Runde vorrücken
können. Dann sind wir nur noch zwei Mannschaften vom Pokalgewinn entfernt. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen erklären muss, was für eine Ablenkung das für Sie und die anderen wäre.«
»Stimmt. Müssen Sie nicht.« Ty stand auf. »Deshalb haben wir auch darüber gesprochen, dass mein Vater mit ihrer Mutter ausgeht.« Was ja auch stimmte. Nachdem und bevor er sie angesehen hatte, als stünde sie nackt vor ihm. »Ich mag Sie, Jules. Wenn es nicht so wäre, würde ich Ihnen nur sagen, dass Sie sich verdammt noch mal aus meinen Angelegenheiten raushalten sollen.« Er lief zur Tür und blieb kurz stehen, um in Jules’ Gesicht herabzublicken. »Also werde ich ehrlich zu Ihnen sein. Alle aus der Mannschaft haben die Playboy -Fotos gesehen. Es hat keinen Sinn, das zu leugnen. Verdammt, Sie haben sie auch gesehen, und Mrs Duffy scheint das überhaupt nicht zu stören. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man sie sich vorstellt wie auf den Bildern oder ob man einen Schritt weiter geht. Ich versichere Ihnen, dass mich nichts davon abhalten wird, es bis ins Finale zu schaffen.
Dass ich den Pokal nicht gewonnen habe, belastet mich jetzt schon seit fünfzehn Jahren. Ich war nur ein Tor in der Verlängerung davon entfernt, meinen Namen auf dem Pokal eingraviert zu sehen, und das Letzte, was ich tun werde, ist, mir das zu versauen.« Er warf Jules einen letzten finsteren Blick zu und rauschte aus dem Zimmer.
Er hatte seinen BMW auf der unteren Ebene des Parkhauses geparkt, und auf der Heimfahrt dachte er darüber nach, was er in dem Spiel morgen Abend beachten musste. Sie mussten die Abwehr von San Jose ausschalten, die zweite Runde abschließen und in die dritte vorrücken. Er dachte
über Faith und Jules nach. Und über seinen Dad und Faiths Mutter. Es gab so viele Frauen in Seattle. Warum musste sein Alter ausgerechnet mit ihr rumvögeln? Ty kapierte es nicht. Es war, als sei Pavel der Rattenfänger mit dem Wunderhorn und die Frauen folgten ihm überallhin.
Er fuhr über die Evergreen-Point-Pontonbrücke nach Mercer Island und parkte seinen BMW zwischen seinem Bugatti Veyron und dem Cadillac seines Vaters.
»Menschenskind, Dad«, stöhnte Ty, als er in die Küche kam und seine Schlüssel auf die tiefbraune Granit-Arbeitsplatte warf. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass Faith Duffy dich beim Sex mit ihrer Mutter erwischt hat.«
Achselzuckend wandte sich Pavel vom Kühlschrank zu ihm und schloss die Tür. »Eigentlich hätte sie in Kalifornien sein sollen.« Mit einem Knacken öffnete er den Verschluss einer Bierdose und zuckte mit den Schultern, als sagte das alles. »Aber sie
Weitere Kostenlose Bücher