Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
paar der Jungs und rief: »Kann einer von euch Männern Mrs Duffy seinen Stock geben?« Die gesamte blaue Linie stürzte geschlossen nach vorn.
»Ich hätte auch nichts dagegen, ihr meinen Stock zu geben«, frotzelte Marty mit leisem Lachen.
Ty mochte Marty. Normalerweise hätte er über den blöden Scheiß gelacht, der aus Martys Mund quoll. In der Regel hätte er mit Freude seinen eigenen blöden Scheiß dazugeben und einen Kalauer über die Steifigkeit des langen, harten Schafts gerissen. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand er das heute überhaupt nicht komisch. Vielleicht war er müde oder dehydriert. Wenn er müde oder dehydriert war, neigte er dazu, seinen Humor zu verlieren.
»Hast du die Fotos von ihr gesehen?«
»Ja.« Die verfluchten Fotos. Doch heute sah er nicht die verdammten Fotos, wenn er sie ansah. Sondern ihr aufreizendes Lächeln und ihren weichen Bauch. Ihre Augen, als sie ihm noch einen Blick zugeworfen und behauptet hatte, dass sie sich langweilte.
Die Defensive scharte sich um sie, um mit aufs Bild zu kommen, und sie lachte. Der Laut perlte übers Eis, strich
über seine Haut und verschlug ihm den Atem. Inmitten der großen, massigen Männer mit Schlittschuhen und Schulterpolstern wirkte sie klein und so wunderbar weiblich.
Als er sie über das Eis hinweg anschaute, sah er nicht das Playmate, sondern die Frau, die er in San José im Hotel geküsst hatte. Er konnte fast ihren sexy Mund und ihre Hände in seinem Haar spüren. Die Lust in ihren Augen sehen und das Verlangen in ihrem Kuss fühlen. Er hatte in seinem Leben schon viele Frauen geküsst und war auch von vielen geküsst worden, allerdings noch niemals so. Mit einer alles verzehrenden Verzweiflung, die so sinnlich war, dass sich sein Magen verkrampfte.
»Ein paar von euch ein Stück nach außen«, befahl der Fotograf. »So ist es gut.«
Pavel war ganz scharf darauf, dass Ty Valerie kennenlernte, aber Ty hatte kein Interesse, die Neue seines Vaters zu treffen. Vor allem, wo die Chancen sehr gut standen, dass er in ein bis zwei Monaten wieder eine andere hätte. Vor allem, wenn das bedeutete, mit der Frau schräg gegenüber rumhängen zu müssen, die sich blendend amüsierte, lachte und kicherte und eine ganze Schar Eishockeyspieler in vor Geilheit sabbernde Idioten verwandelte.
Da ließe er sich lieber von einem 110 Kilo schweren Guard niedermähen, der etwas zu beweisen hatte. Aus dem Zusammenprall würde er vielleicht mit Prellungen und anderen Blessuren hervorgehen, doch ein paar Cuts und ein blaues Auge waren verdammt noch mal besser als schon wieder Kavaliersschmerzen.
»Austern sind das Aphrodisiakum der Götter.« Valerie nahm sich eine Auster von dem eisgekühlten Teller auf dem Tisch
und schluckte sie schlürfend herunter. »Du solltest wenigstens mal probieren, Faith. Das kann nichts schaden. Sogar eher helfen.«
»Nein danke, Mom. Noch Brot?« Sie hob den weißen Teller hoch und reichte ihn ihr über den Tisch. Konnte ihre Mutter noch peinlicher werden? Leider lautete die Antwort ja.
»Nein, danke.«
»Pavel?« In der gemütlichen Nische des Brooklyn Seafood Steak and Oyster House im Zentrum von Seattle drehte sich Faith der Magen um, während sie dem Freund ihrer Mutter den kleinen Teller anbot.
»Nein, danke«, antwortete der, während er sich eine der rauen Austernschalen an den Mund hielt. Er kippte sie nach hinten, und eine Auster flutschte in seinen Mund und durch seine Kehle.
Faith wandte sich angeekelt ab und schluckte heftig.
»Nicht nur Ihre Augen sehen leicht grün aus«, raunte Ty ihr ins Ohr.
Sie stellte den Teller wieder auf den Tisch, auf dem ein weißes Leinentischtuch lag. »Ich hasse Austern.«
»Warum sind Sie dann hier?«
»Weil meine Mutter hierherwollte.« Es war Valeries glorreiche Idee gewesen, dass sie alle zusammen essen gehen sollten, und Faith hatte sich nur widerwillig darauf eingelassen. Wenn sie gewusst hätte, dass sie ihrer Mutter und Pavel dabei zusehen müsste, wie sie Austern schlürften, wäre sie zu Hause geblieben und hätte die Füße hochgelegt. Sogar wenn das hieß, Zeit mit der hinterhältigen Pebbles zu verbringen.
»Sie essen ja auch keine«, sagte sie verwundert zu Ty.
»Ich esse nichts mit dieser Konsistenz.« Sein Mundwinkel verzog sich zu einem echten Lächeln. Er senkte die Stimme
und sagte ihr ins Ohr: »Wenigstens nicht in der Öffentlichkeit.«
»War das eine unangemessene sexistische Bemerkung?«
Ihre Blicke trafen sich. »Kommt drauf an.
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