Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
plagten sie vor allem Schuldgefühle. Ihr Mann war erst anderthalb Monate tot, und letzte Nacht hatte sie wilden, fantastischen Sex mit einem Mann gehabt, der Gefühle in ihr auslöste, die sie nie gekannt hatte. Sie war einst Stripperin, Playmate und die Frau eines reichen Mannes gewesen, doch noch nie hatte sie sich derart nach der Berührung eines Mannes gesehnt wie nach Tys. Es war vorbei, aber in den kurzen Stunden mit ihm hatte sie nicht an ihren verstorbenen Ehemann gedacht. Nicht so richtig, und während er sie geküsst und berührt hatte, schon gar nicht. Der Mann, der ihr ein wunderbares Leben ermöglicht hatte und auch nach seinem Tod noch für sie sorgte, war das Letzte gewesen, woran sie dachte.
Die Reporter stellten ihr noch mehr Fragen über das Spiel und die Zukunft der Mannschaft. Auch die anderen Spieler strömten jetzt aus der Kabine. Sie waren aufgekratzt und unterhielten sich lautstark. Faith beantwortete die Fragen, gab schwammige Antworten oder ließ Jules den Vortritt, der sich mit den Einzelheiten auskannte, und war sich die ganze Zeit Tys Anwesenheit nur allzu bewusst.
Das tiefe Timbre seiner Stimme drang durch den Lärm, und ein warmes, prickelndes Gefühl strich über ihre Haut und kribbelte in ihrem Bauch. Ty hatte ihr das Einzige gegeben, das Virgil ihr so gern hatte schenken wollen, wozu er aber nicht in der Lage gewesen war. Eine emotionale Bindung, die nur durch körperliche Intimität zustande kam. Die Leidenschaft, von der ihre Mutter immer sprach. Das Einzige, was sie mit ihrem Mann nicht geteilt hatte. Ein Gefühl, das zu groß war, um es aufhalten zu können. Das eine solche Wucht hatte, dass es sie hinwegfegte und platt walzte wie ein heißer schwarzer Hurrikan.
Ihr Blick schweifte zu Ty und der Reporterschar, die sich um ihn drängelte. Über die anderen Stimmen hinweg hörte sie ihn sagen: »Mein schneller Wechsel von Vancouver ging problemlos vonstatten. Coach Nystrom weiß, wie man Spieler zu großartigem Eishockey inspiriert, und die Mannschaft gibt in jedem Spiel ihr Bestes.«
»Kommen Sie mit der Besitzerin des Teams jetzt besser klar?«
Er hob den Blick zu Faith und verzog einen Mundwinkel zu einem aufrichtigen Lächeln. »Sie ist schon in Ordnung.«
Faith ging das Herz auf. Direkt hier in der Lounge, vor den Spielern, Trainern und Journalisten.
»Obwohl«, fügte er hinzu, während er weiter zu ihr herübersah, »ich heute Morgen in der Zeitung gelesen habe, dass sie mich für einen Kontrollfreak hält und ich wohl nicht ständig so unverschämt und mürrisch wäre, wenn ich mich mal gehen ließe.«
»Ständig hab ich nicht gesagt«, murmelte sie.
»Was?«, fragte Jim von der Seattle Times sie. »Was haben Sie gesagt, Mrs Duffy?«
»Dass ich nicht gesagt habe, er sei ständig unverschämt und mürrisch.«
Einer der Journalisten lachte. »Savage ist berüchtigt für seinen Griesgram. Ich wüsste zu gern, wann er mal kein böses Gesicht macht.«
Er musterte sie, immer noch lächelnd, als sei er amüsiert, und wartete auf ihre Antwort. Beim Sex , dachte sie. Gestern Nacht war er weder griesgrämig noch unverschämt gewesen. Sondern wundervoll und charmant. Er hatte sie zum Lachen gebracht und, so unglaublich es auch schien, es ihr ermöglicht, sich zu entspannen. Etwas, das ihr schon lange bei niemandem
mehr gelungen war, und heute Abend war er eindeutig auch nicht mürrisch. »Wenn er wichtige Spiele gewinnt«, antwortete sie diplomatisch.
»Wie sieht Ihre Strategie für das Spiel am Samstagabend in Detroit aus?«, wollte jemand von Ty wissen.
Er warf Faith noch einen letzten Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Journalisten zuwandte. »Eishockey ist ein Spiel, das aus Einzelkämpfen besteht. Wir müssen das nur im Hinterkopf behalten und jeden Kampf gewinnen.«
Faith wandte sich an Jules. »Kommen Sie morgen mit zu dem Meeting der Chinooks-Stiftung?«, fragte sie ihn.
Jules sah sie an und warf Ty durch den Raum einen irritierten Blick zu. Er machte den Mund auf, klappte ihn aber wieder zu. Zwischen seinen dunklen Augenbrauen bildete sich eine Falte. »Ich hatte es nicht vor, aber wenn Sie wollen, kann ich mitkommen«, antwortete er, doch sie hatte das Gefühl, dass ihn etwas beunruhigte.
Sie schüttelte den Kopf und lief zur Tür. »Nein. Ich kann mir selbst Notizen machen.« Dann trat sie in den Flur hinaus und konnte nicht anders, als noch einen letzten Blick auf Ty zu werfen, der die anderen Männer um eine Kopflänge überragte. Sie erinnerte
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