Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
warten sollte, bevor man wieder die Fühler ausstreckte oder eine Beziehung einging. Doch konnte man das, was neulich Nacht mit Ty geschehen war, wirklich »die Fühler ausstrecken oder eine Beziehung eingehen« nennen? Nein. Eigentlich nicht. Es war nur um Sex gegangen. Um reine Bedürfnisbefriedigung. Sich gehen zu lassen und Erlösung zu finden.
Aber wenn es nicht mehr war, warum dann das warme Kribbeln in ihrem Bauch? Warum das Bedürfnis, zu ihm zu gehen und den Kopf auf seine nackte Brust zu legen? Nachdem sie ihre speziellen Bedürfnisse in einer Nacht vier Mal befriedigt hatten, sollte sie nicht total befriedigt sein? Sollte sie vom Sich-gehen-Lassen nicht genug haben? Wenn es nur um Sex gegangen war, sollte es dann nicht für eine Weile gut sein? Vor allem, wenn man bedachte, wie lange sie ganz ohne ausgekommen war?
Nachdenklich streichelte sie Pebbles, und die Hündin drehte sich auf den Rücken und hielt ihr den Bauch zum Kraulen hin. Da war etwas Tiefergehendes als Sex. Noch ein anderer Aspekt, der ihr Angst machte. Doch Liebe war es nicht. Sie liebte Ty Savage nicht. Sie war schon ein paar Mal verliebt gewesen und wusste, wie sich das anfühlte. Liebe fühlte sich warm und angenehm an - wie die Liebe, die sie mit Virgil verbunden hatte. Oder heiß und brennend - wie die Liebe, die
sie für einige Verflossene empfunden hatte. Aber sie fühlte sich nicht falsch an. Als würde bei einer verkehrten Bewegung alles zusammenbrechen.
Das war keine Liebe, sondern eine Katastrophe.
Am nächsten Morgen traf sich Faith mit der Leiterin der Chinooks-Stiftung. Ihr Name war Miranda Snow, und sie schien sich aufrichtig zu freuen, Faith kennenzulernen. »Meine Assistentin hat heute frei«, erklärte sie, während sie Faith diverse Broschüren reichte. »Dies sind die verschiedenen Wohltätigkeitsvereine der Chinooks-Stiftung.«
Faith sah das Material durch und war beeindruckt. Die Chinooks veranstalteten alljährlich ein Prominenten-Golfturnier, um Geld für aktive und ehemalige Spieler aufzutreiben, die sich Verletzungen zugezogen hatten und umfangreiche Reha-Maßnahmen benötigten, für deren Kosten ihre privaten Krankenkassen nicht aufkamen.
»Zurzeit kommen wir für Mark Bresslers Krankenhausrechnungen auf, die von Blue Cross nicht abgedeckt sind«, erklärte sie. »Und für alle zusätzlichen Reha-Maßnahmen, die er eventuell noch braucht.«
»Wie geht es ihm denn?«, erkundigte sich Faith nach dem ehemaligen Mannschaftskapitän, den sie ein paar Mal in den Weihnachtsfeiern der Chinooks getroffen hatte.
»Nun, er hat sich fast alle Knochen gebrochen und kann von Glück sagen, dass er nicht gelähmt ist.« Miranda warf einen Kugelschreiber auf ihren Schreibtisch. »Seine Therapeuten sagen, er ist eine echte Nervensäge.«
Der zweite Wohltätigkeitsverein, von dem Miranda ihr berichtete, finanzierte ein Stipendiatenprogramm, mit dem teilnahmeberechtigte Kinder in Eishockeycamps geschickt wurden.
Das Programm basierte auf drei Auswahlkriterien. Die Kinder mussten einen Notendurchschnitt von 3,0 vorweisen, überdurchschnittlich gut Eishockey spielen und aus einkommensschwachen Familien stammen.
Der dritte karitative Verein, die »Hoffnung und Wünsche«-Stiftung, trieb Geld auf, um Kinderkrankenhäuser im ganzen Staat Washington auf dreifache Weise zu unterstützen: durch Forschung, finanzielle Hilfe und Schärfung des gesellschaftlichen Bewusstseins für Kinderkrankheiten. Faith las sich die für sie zusammengestellten Zeitungsausschnitte und Werbetexte durch, stellte Fragen und machte Verbesserungsvorschläge. Sie wollte wissen, wie viel Geld die einzelnen Organisationen aufbrachten, wie viel für allgemeine Unkosten und Verwaltungskosten draufging und wie die Pläne der Stiftung für die nahe Zukunft aussahen.
»Ich halte die PR für übertrieben«, stellte sie fest, während sie sich ein paar Zeitungsausschnitte durchlas. »Wir sollten der Allgemeinheit etwas zurückgeben, weil sie uns unterstützt. Und nicht, weil dabei gute PR rausspringt und wir vielleicht mehr Eishockeytickets verkaufen.« Das war eine Einstellung, die sie sich von der Gloria Thornton Society abgeguckt hatte, weil sie ausnahmsweise damit übereinstimmte. Eine Einzelperson oder karitative Organisation sollte aus den richtigen Beweggründen spenden und nicht wegen des gesellschaftlichen Ansehens. Es gab Stimmen, die meinten, dass es keine Rolle spielte, solange dasselbe dabei herauskam. Dieses Argument konnte Faith zwar
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