Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
war nichts Ungewöhnliches. Jede andere Frau hätte das und noch mehr erwartet, doch sie hatte sich aufgeführt, als hätte er ihr eröffnet, dass er ein Kind von ihr wollte. Ihre Reaktion hatte ihn angepisst, und er hatte sich revanchiert, indem er sie so richtig rangenommen hatte. Nur dass der Schuss nach hinten losgegangen war, weil sie es geil gefunden hatte. Er musste ständig an den Knutschfleck denken, den er auf ihrem Schenkel hinterlassen hatte, und das machte ihn nur noch wütender.
Der nächste Spieler wurde aufgerufen, und Ty rückte weiter vor.
Er hatte gedacht, es würde ihm leidtun, mit Faith geschlafen zu haben. Fehlanzeige. Und geglaubt, es würde ihm Komplikationen bereiten. Das hatte es nicht und würde es auch nicht, solange niemand davon erfuhr. Körperlich gesehen war Faith die perfekte Frau für ihn. Vom blonden Scheitel bis zu den kleinen rot lackierten Fußnägeln atemberaubend schön, hatte sie mehr zu bieten als nur tolle Titten und einen geilen Arsch. Sie hatte Köpfchen und Humor, doch das Attraktivste an ihr waren ihre Entschlossenheit und ihre Willensstärke. Stellung zu beziehen und selbstbewusst aufzutreten, wenn sie sich gar nicht so fühlte. Ty bewunderte, wenn jemand Mumm und Courage hatte.
Als Nächster wurde Blake aufs Eis gerufen, und Ty trat noch ein Stück vor. Genau die Eigenschaften, die ihn stets zur Weißglut gebracht hatten, zogen ihn jetzt magisch an wie ein süßer Topf Honig eine Biene. Das war wohl eine Ironie des Schicksals. Oder vielleicht war es sein Karma. Was auch
immer, es musste aufhören. Hier stand er nun, kurz davor, aufs Eis gerufen zu werden, um eines der wichtigsten Spiele seines Lebens zu absolvieren, und konnte nicht aufhören, an Faith zu denken. Er musste den Kopf für das Spiel frei haben. Statt ihn sich von einer schönen Blondine verdrehen zu lassen, die nur mit ihm ins Bett wollte und sonst nichts. Nicht mal mit ihm essen gehen.
Vlad wurde angekündigt, und Ty trat an den Rand der Eisfläche. Mit jeder anderen wäre das das perfekte Arrangement, aber Faith war nicht irgendeine Frau. Ihr gehörten die Chinooks. Was er erschreckend oft vergaß.
»Nummer einundzwanzig«, rief der Stadionsprecher, dessen dröhnende Stimme fast von der schreienden Menschenmenge übertönt wurde, die mit den Füßen trampelte und mit Signalhupen trötete. »Als Center, der Kapitän der Chinooks, Ty S-a-a-v-a-a-a-a-ge !«
Mit gesenktem Kopf lief Ty an, wie wenn er aus dem Tunnel katapultiert worden wäre. Die spiegelglatte Eisfläche glitt unter ihm weg, während er an der langen Reihe seiner Mannschaftskameraden entlangsprintete, die Schlittschuhe ruckartig zur Seite drehte, die feines Eispulver versprühten, und ganz am Ende abrupt zum Stehen kam. Die Fans flippten aus, und er warf einen Blick zur Besitzerloge. Faith stand am Geländer und sah hinab aufs Eis. Er konnte ihr Gesicht nicht deutlich erkennen, wusste aber, dass sie zu ihm zurücksah. In ihm stieg Wut auf. Eine Wut, die unverhältnismäßig groß war und ein Loch in seinen Bauch brannte. Und obwohl er wusste, dass sie angesichts der wahren Natur seiner Beziehung zu Faith übertrieben war, verfinsterte sich sein Gesicht, und aus seinen Augen sprühten Funken. Funken, die für die Verteidigungslinie der Red Wings nichts Gutes verhießen.
SECHZEHN
Die frühe Morgensonne strahlte wie ovale Scheinwerfer durch die Fenster, als die BAC 1-11 durch die Wolkendecke stieß und gen Osten flog.
Faith schlug die aktuelle Eishockey News auf und versuchte, Ty zu ignorieren, der unmittelbar vor ihr saß. Wie die restlichen Spieler trug er eine dunkelblaue Anzugjacke, und seine Schultern waren so breit, dass sie die Ritze zwischen den Sitzen ausfüllten. In den Händen hielt er die Sportseite der Seattle Times . Zweifellos las er den Bericht über die schwere 4:1-Niederlage, die die Chinooks der Mannschaft aus Detroit am Abend zuvor in der Key Arena beigebracht hatten, und fand sich toll. Ty war gestern nicht aufzuhalten gewesen. Die Detroiter Defensive hatte es nicht geschafft, ihn in Schach zu halten, sodass er schon früh im ersten Drittel ein Tor gemacht und im zweiten und letzten Spielabschnitt noch zwei Assists hatte folgen lassen.
Somit waren ihm in der bisherigen Play-off-Saison neun Tore und vierzehn Assists gelungen, was eine Totalpunktzahl von dreiundzwanzig ergab. Das war die höchste Punktquote pro Spieler in seinem Team und die dritthöchste in der NHL.
Heute Morgen, als sie das Flugzeug bestieg,
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