Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
schwarzes Schlauchtop erkannte.
»Ich bin nicht blöd, Faith. Und Pavel auch nicht. Wir wissen, dass ihr euch heimlich trefft. Wir haben versucht, euch nicht in die Quere zu kommen.« Sie reichte Faith ein Papiertaschentuch aus der Schachtel auf dem Beistelltischchen. »Trockne deine Tränen. Deine Mascara verschmiert sonst noch.«
Faith nahm es und betupfte damit ihre Augenwinkel.
»Ich hab darauf gewartet, dass du zu mir kommst und dich mir anvertraust.« Valerie setzte sich zu ihr aufs Sofa, und Pebbles sprang auf den Platz neben ihr. »Ich könnte dir helfen. Dir vielleicht einen mütterlichen Rat geben.«
»Nichts für ungut, Mom, aber du warst sieben Mal verheiratet. Was für Beziehungstipps kannst du mir schon geben?«
Pebbles rollte sich neben Valerie zusammen, wie wenn sie ihr sagen wollte, dass sie und nicht Faith das Lieblingskind war. »Tja, ich könnte dir immerhin raten, welche Fehler du nicht machen solltest. Zum Beispiel dich nie mit einem verheirateten Mann einlassen. Sie verlassen ihre Frauen nur selten. Trotz aller Beteuerungen.«
»Das trifft hier nicht zu, Mutter.«
»Das stimmt.« Sie streichelte Pebbles. »Oder mit einem Matrosen. Diese Kerle haben eine Braut in jedem Hafen und eine Schwäche für Nutten. Widerliche Scheißkerle.«
»Noch mal, Mom. Das trifft hier nicht zu.«
Valerie seufzte, als sei sie die Leidtragende. »Vermutlich will ich dir nur sagen, dass deine Beziehung zu Ty zwar schwierig, allerdings nicht unmöglich ist.«
»Sie erscheint mir aber unmöglich.«
»Liebst du ihn?«
Was sie für ihn empfand, war so neu, so elementar, dass sie nicht darüber sprechen wollte. »Ich will ihn nicht lieben.«
»Tja, ich will auch keine Altersflecke, doch dagegen ist kein Kraut gewachsen.«
»Setzt du etwa Ty mit Altersflecken gleich?«
Valerie zuckte vage mit den Schultern. »Dein Körper reagiert einfach auf gewisse Weise, und dagegen kannst du nichts machen. Du kannst nicht kontrollieren, zu wem du dich hingezogen fühlst. Und du kannst nicht kontrollieren, nach wem sich dein Herz sehnt.«
Noch vor wenigen Wochen hätte sie ihrer Mom an den Kopf geworfen, dass das alles Blödsinn war, und wäre hundert Prozent davon überzeugt gewesen. »Aber ich will nicht, dass mein Herz sich nach ihm sehnt. Ich will mich im Moment nicht verlieben. Es ist zu früh.« Und schon gar nicht wollte sie eine Beziehung, die so kompliziert war.
»Ich weiß, dass du Virgil geliebt hast. Er war dein Ehemann, aber er war nie dein Mann .«
Sie sah in die grünen Augen ihrer Mutter, die dick mit Mascara geschminkt waren. »Was heißt das?«
»Das heißt, dass er nicht der Mann war, der in einer Menschenmenge
deine Blicke wie magisch auf sich gezogen hat oder bei dessen Anblick dir ganz flau im Magen wurde. Virgil war vielleicht nett zu dir, doch er hat bei dir nicht den Wunsch ausgelöst, den ganzen Nachmittag neben ihm zu liegen, direkt an seinem Herzen.«
Sich an Ty zu kuscheln war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. »Empfindest du so für Pavel?«
Valerie schüttelte den Kopf. »In Männer wie Pavel sollte man sich nie verlieben. Er ist ein Herzensbrecher, aber ich bin alt und erfahren genug, um ihn zu sehen, wie er ist. Ich genieße seine Gesellschaft, und wir haben viel Spaß miteinander. Er ist nur hier, um zu sehen, wie sein Sohn den Pokal holt.« Sie kraulte Pebbles. »Ty ist anders als sein Vater. Er ist nicht so ein Hallodri. Pavel glaubt, dass er etwas für dich empfindet.«
Faith wusste nicht, was Ty empfand. Er hatte es ihr nie gesagt. Sie wusste, dass er gern Sex mit ihr hatte. Das war nicht zu übersehen. Und sie wusste, dass er ihr Geschenke machte, die gut durchdacht waren. Das musste immerhin etwas zu bedeuten haben. Aber sie wusste auch, dass er, wenn es hart auf hart kam, sich für seine Karriere und gegen sie entscheiden würde. Doch sie verstand das. Eishockey war ein Teil von ihm. Es floss durch seine Adern wie sein Blut und gab ihm einen Lebensinhalt, Stabilität und ein Ziel. Sein Ehrgeiz und seine Hingabe an den Sport waren die Eigenschaften, die sie an ihm liebte.
Es waren auch genau die Dinge, die sie auseinanderbringen würden.
Spiel eins des Stanley-Cup-Finales zwischen den Pittsburgh Penguins und den Seattle Chinooks wurde auf Seattler Eis
ausgetragen. Die Key Arena war bis auf den letzten Platz besetzt, und in der kalten Luft ließ sich die Spannung von mehr als fünfzehntausend jubelnden Fans fast mit Händen greifen.
Schon früh im ersten Drittel
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