Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
war Pebbles. Sobald die Töle Ty mit ihren Knopfaugen erblickt hatte, hatte sie sich unsterblich in ihn verliebt, zum großen Unbehagen des 109 Kilo schweren Eishockeyspielers. Kaum kam er zur Tür herein, umkreiste Pebbles seine Beine, sodass
er kaum noch laufen konnte, und sprang auf seinen Schoß, sobald er sich setzte. Worauf Ty Faith einen Hilfe suchenden Blick zuwarf, damit sie etwas unternahm, und wenn sie es versuchte, schnappte das Ungeheuer nach ihr. Pebbles war Ty total verfallen, aber das konnte Faith dem fiesen kleinen Köter nicht verübeln.
Bei ihrem bisher einzigen Streit ging es um Virgil. Es passierte während einer Golf-Lektion bei ihm zu Hause, als er ihr den »Waggle« beibrachte. Sie trug ein rotes Schnürmieder und einen Minislip, der an den Seiten mit Schleifchen zugebunden war, doch statt scharf zu werden, wie sie es geplant hatte, wurde er nur sauer.
»Wie lange willst du noch mit dem Ring rumlaufen?«, fragte er, und sie konnte sich nicht länger auf ihren Schlag konzentrieren.
»Stört er dich?«
Er zuckte gleichgültig mit den Achseln und stellte sein Bier auf der Bar ab. Er trug eine abgetragene Levi’s und ein zerrissenes Tanktop. Seine Haare waren noch von ihren Fingern zerzaust, und er sah so lecker aus, dass sie ihn am liebsten an Ort und Stelle vernascht hätte. »Er erinnert mich ständig daran, dass du Virgils Frau bist.«
Genervt stellte sie das Holz in den Golfschlägerständer und drehte sich zu ihm. »Er stört dich ganz eindeutig.«
»Ich glaube, er würde die meisten Männer stören. Ich geh mit dir ins Bett, und du trägst dabei den Ring eines anderen?«
Sie sah in seine tiefblauen Augen, die vor Wut funkelten, und kapierte es nicht. »Virgil ist erst zwei Monate tot.«
»Eben. Du kannst zwar herkommen und mit mir schlafen, aber den verdammten Ring kannst du nicht abziehen!«
»Ich hab sowieso schon solche Schuldgefühle, Ty.« Sie fühlte
sich plötzlich nackt und entblößt und lief an ihm vorbei zu ihrem Kleid, das auf dem Sofa lag. »Er war fünf Jahre lang mein Ehemann.«
»Er war dein Mitbewohner.«
»Er hat für mich gesorgt.«
»Er hat dich gekauft, weil er die Kohle hatte.«
»Tja, ich hab mich kaufen lassen.« Sie schnappte sich das Kleid und wandte sich ihm zu. »Ich bin auch nicht besser als er.«
»In eurer Beziehung hattest nicht du die Macht, sondern er.«
Das stimmte. Virgil und sie waren Freunde gewesen und sehr gut miteinander klargekommen, doch er hatte immer das Sagen gehabt. »Er war gut zu mir. Besser als alle Männer, die ich je gekannt habe.«
»Dann müssen die Männer in deinem Leben scheiße gewesen sein.« Er verschränkte stur die Arme vor der Brust.
Auch das stimmte.
»Er ist tot, Faith.«
»Ich weiß.« Sie zog sich das Kleid über den Kopf und schob die Arme in die kurzen Ärmel.
»Du schuldest ihm nichts.«
»Du hast leicht reden.« Sie machte Anstalten, sich das Kleid zuzuknöpfen. »Er hat mir so viel Geld vermacht, dass ich für den Rest meines Lebens versorgt bin. Er hat mir seine Eishockeymannschaft hinterlassen, verdammt. Und jedes Mal, wenn ich mit dir zusammen bin, hab ich das Gefühl, meinen Mann zu betrügen.« Sie nestelte am obersten Knopf herum. »Ich fühle mich schrecklich schuldig, aber am schuldigsten fühle ich mich, wenn ich überhaupt keine Schuldgefühle habe.« Sie blickte zu ihm auf. »Vielleicht hat Landon
ja recht. Ich bin eine schamlose Goldgräberin. Es macht mir nicht mal was aus, als Goldgräberin beschimpft zu werden, weil es der Wahrheit entspricht. Allerdings hatte ich geglaubt, die Schamlosigkeit hinter mir gelassen zu haben.«
»Wenn du schamlos wärst, würdest du nicht hier stehen und ausflippen.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Du bist dreißig Jahre alt. Du bist jung und schön und hast gelebt wie eine Nonne. Herrgott, du hast fünf Jahre mit niemandem geschlafen. Du solltest keine Schuldgefühle haben, nur weil du wieder leben willst.«
»Aber ich hab gelebt. Nur anders, als du es gutheißt.« Sie sah in seine immer noch wütenden Augen. »Fast mein ganzes Leben lang hab ich es vermieden, mich wegen der Dinge, die ich tue, schlecht zu fühlen. Fast mein ganzes Leben lang war ich schamlos. Ich hab immer getan, was nötig war, um zu überleben, und meist fühlte ich mich auch nicht schlecht deswegen. Doch wenn ich mit dir zusammen bin, geht es nicht ums Überleben, sondern darum, mich gut zu fühlen. Ich setze damit meinen Ruf, das bisschen, das ich habe, und deine Karriere
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