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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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können. Aus dem gleichen Grund verbrachte sie den Tag mit ihm: um zu bekommen, was sie wollte.
    Sie lehnte sich in das weiche Lederpolster zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Da er in Gedanken versunken schien, hatte sie auch nicht das Gefühl, Konversation machen zu müssen. Er hatte darauf bestanden, ihr Immobilien zu zeigen, er hatte nicht gesagt, dass er sich dabei gut unterhalten würde.
    Isabel schaute nach draußen und versuchte, die verschiedenen Bäume zu bestimmen, an denen sie vorbeifuhren. Alles war ihr recht, um sich von diesem Mann abzulenken, sie wollte nicht mehr über ihn nachdenken, nicht mehr seine Hände auf dem Lenkrad bewundern, seine gebräunten Arme und die Art, wie er fuhr. Auf den Wiesen der Hügel grasten die Tiere der umliegenden Höfe. Es war eine friedliche, ländliche Szenerie, wie sie die meisten Touristen nie zu sehen bekamen. Sie ermahnte sich, sich zu entspannen und so lange es ging, die Fahrt zu genießen. Morgen, übermorgen und jeden Tag danach würde sie in den Weinbergen arbeiten.
    Als sie sein Profil aus dem Augenwinkel heraus betrachtete, fand sie ihn genauso attraktiv wie von vorn. Wenn er nicht verheiratet war, so stellte sich die Frage, warum nicht. Lag es an seinem mürrischen Wesen, oder reservierte er diese Seite seines Charakters nur für sie persönlich?
    Er deutete auf ein Dorf, das auf einem Hügel lag. „Casale“, sagte er schließlich, „eine Ortschaft, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder von neuen Eindringlingen erobert wurde.“
    „Dann bin ich also nicht die erste Ausländerin, die hier Ansprüche auf Land stellt“, konterte Isabel.
    „Keineswegs. Aber Sie sollten wissen, dass Sizilianer zähe Typen sind. Es mag anfangs so scheinen, als gäben wir klein bei, doch wir bewegen uns mit der Strömung. Zuweilen scheinen wir geschlagen, doch das ist nur ein vorübergehend. Seit vielen Jahrhunderten sind wir hier, und es gab gute und schlechte Zeiten. Immer beansprucht jemand etwas, das wir haben – unser Land, unsere Ernten und unser Klima. In sechstausend Jahren sind die Griechen, die Römer, die Araber, die Franzosen und die Spanier hierhergekommen. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen. Aber irgendwann sind sie auch wieder abgezogen. Wir sind geblieben. Wir bleiben für immer.“
    Isabel ließ sich Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Nicht nur die Geschichtslektion, sondern auch die Tatsache, dass er sich die Mühe machte, ihr etwas über Sizilien beizubringen. „Natürlich bleiben Sie für immer hier. Sie sind Italiener, Sie gehören hierher.“
    „Ich bin Sizilianer“, entgegnete er mit Nachdruck. „Die Italiener waren nur zufällig die letzte Kolonialmacht, die hergekommen ist, um uns unser Hab und Gut wegzunehmen.“ Sie wusste, was er dachte. Ob Italiener oder Amerikaner, sie gehörte der gleichen Kategorie an wie die anderen Eroberer.
    „Da hinten gibt es eine ziemlich interessante römische Villa, die 1950 entdeckt und ausgegraben wurde. Sie sollten sie sich anschauen.“
    „Warum? Ist sie zu verkaufen?“
    Sein Mundwinkel zuckte kurz, so als ob er eventuell lächeln könnte. Das wäre das erste Mal. Er schüttelte den Kopf. „Seien Sie unbesorgt. Ich habe nicht vergessen, warum wir hier sind. Sie ebenso wenig, das freut mich.“ Er bog in eine schmale Seitenstraße ein. Die antike Villa war für Besucher geöffnet, aber heute waren nur wenige da.
    „Diese Villen waren mehr als nur schlichte Ferienhäuser für wohlhabende Römer“, erklärte Dario während der Besichtigungstour. Es gab zahlreiche Nebengebäude, die Platz für die Familie, die Dienstboten und sogar für Werkstätten boten. Der Besitzer und der engere Familienkreis lebten in diesem 15-Zimmer-Gebäude mit Fußbodenzentralheizung und Mosaikfußböden.
    „So wie in Ihrem Haus?“
    „Meins? Ich lebe allein im Torhäuschen auf dem Anwesen meiner Familie. Es ist vergleichsweise einfach. Keine Mosaiken oder üppig gestaltete Fassade, wie Sie sie hier sehen. Selbst die Vorderseiten der Ställe und der Gebäude für die Dienstboten sind mit Steinverzierungen ausgestaltet. Die Römer wollten mit ihren Häusern ein Statement abgeben, sie wollten die Welt wissen lassen, dass sie reich und mächtig waren. „Unsere Familie …“, er hielt inne, als wäre er kurz davor, ein Familiengeheimnis preiszugeben, „unsere Familie ist nicht so.“
    Oh, ist sie nicht ? Am liebsten hätte sie gelacht. Warum brauchten sie dann ihr Land? Warum reichte es ihnen dann nicht,

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