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Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens

Titel: Kuesse - heiß wie die Sonne Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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geben. Alles andere – Versprechen oder Bindungen – stand außer Diskussion. Aber eine Affäre war etwas anderes, bedeutete etwas Unverbindliches, zeitlich Begrenztes. Sie waren beide jung und ungebunden. Es könnte für sie beide gut sein.
    Zum ersten Mal in Monaten fiel Dario in einen angenehmen Schlaf. Es quälten ihn keine bösen Erinnerungen an Magdalena, sondern Bilder von Isabel geisterten durch sein Unterbewusstsein. Isabel, die mit schwingenden Hüften durch die Weinberge lief, mit schimmerndem Haar, das wie Kupfer im Sonnenlicht glänzte.
    Am nächsten Tag sah Isabel weder Dario noch ein anderes Mitglied der Familie. Das hatte sie auch nicht erwartet, aber einige Fragen gingen ihr unablässig im Kopf herum: Würde er sich verhalten, als wäre nichts geschehen? Was würde sie selbst tun? Was bedeutete der Abend? Was es der Beginn einer Affäre oder das Ende ihrer Streitereien? Oder beides?
    Die halbe Nacht hatte sie über diesen Fragen wach gelegen. Wieder und wieder erinnerte sie sich an das Gefühl seiner Küsse auf ihren Lippen. Aber nach seiner Beschreibung – impulsiv, spontan und unbedacht – würde so etwas wahrscheinlich nicht mehr vorkommen. Sie wusste, es war falsch, doch sie wollte mehr. Wie viel mehr, das war ihr nicht klar, denn für eine neue Beziehung war sie nicht bereit. Noch einmal würde sie sich ihr Herz nicht brechen lassen. Und schließlich war sie nicht nach Sizilien gekommen, um eine Affäre zu beginnen, schon gar nicht mit dem reichsten, attraktivsten, aber leider unerreichbarsten Mann der Region.
    Tagsüber arbeitete sie in den Weinbergen, pflückte selbst Trauben und überwachte die Arbeiter, mit einem Ohr lauschte sie jedoch immer auf das Motorengeräusch seines Wagens. Schaute zur Auffahrt und versuchte sich nicht niedergeschlagen zu fühlen, als er nicht auftauchte mit Essen, Getränken und guten Ratschlägen. Und heißen, prickelnden Küssen, die es mit einem glühenden sizilianischen Sommernachmittag aufnehmen konnten.
    Am späten Nachmittag kehrte sie, von Unruhe erfüllt, ins Hotel zurück. Nach langen Überlegungen traf sie die Entscheidung, nicht länger hierzubleiben, gleichgültig, wie sehr sie ein heißes Bad und ein weiches Bett liebte. Sie aß früh zu Abend und genoss noch einmal den herrlich knackigen Salat und die Pasta arrabiata . Sie war der einzige Gast im Speisesaal, denn die meisten Italiener aßen nicht vor zehn Uhr.
    Sie checkte aus, bevor es dunkel wurde und sie die Nerven verlor. Ohne einen Blick zurück auf das charmante Hotel Cairoli zu werfen, fuhr sie resolut zurück zur Azienda. Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Felder zu beiden Seiten der Straße in goldenes Licht.
    Nachdem sie ihre Küche im Licht der Gaslaterne, die einer der Arbeiter ihr vorbeigebracht hatte, geputzt hatte, kletterte sie müde, zerschlagen und einsam die Stufen nach oben in ihr Schlafzimmer. Sie, die ihr ganzes Leben allein verbracht hatte, fühlte sich einsamer als jemals zuvor.
    Sie bezog das Bett mit den Laken, die sie besorgt hatte, und sank erschöpft darauf nieder. Zu müde und zu unruhig, um einzuschlafen, betrachtete sie durch das Loch im Dach die Sterne. So romantisch, wie sie sich das vorgestellt hatte, war es nicht. Eigentlich war es ein wenig beängstigend, allein im Dunkeln zu liegen. Fremde, bedrohliche Geräusche drangen von draußen herein. Doch nichts, nicht einmal marodierende Wildschweine, würde sie dazu bringen, jemandem ihre Ängste einzugestehen, besonders nicht Dario. Wusste er inzwischen, dass sie nicht mehr im Hotel wohnte? Ob er an sie dachte?
    Sie hätte ihre Schlaflosigkeit auf das Bett oder das fremde Haus schieben können. Aber wahrscheinlich gelang es ihr einfach nicht, das Gedankenkarussell abzuschalten. Darios Küsse hatten etwas tief in ihr geweckt, etwas, das sie vor langer Zeit zu Grabe getragen zu haben glaubte. Als sie endlich einschlief, fielen schwarze Wildschweine in ihre Träume ein.
    Jeden Tag aufs Neue sagte sich Isabel, dass ihr Job und ihr Leben einfacher werden würden – auch ohne Darios Hilfe. Schließlich konnte er nicht immer dann auftauchen, wenn sie Unterstützung brauchte. Als aber einige Tage vergangen waren, ohne dass er vorbeigekommen war oder sie ihn zufällig in der Stadt getroffen hatte, fragte sie sich, bei welcher Gelegenheit sie ihm wohl wieder begegnen würde. Vor allem nachts, wenn sie in ihrem wackeligen Bett lag und ihr Vorhaben, die Azienda zu bewirtschaften und ausgezeichneten Wein herzustellen,

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