Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
gestern bei der Demo in Brokdorf ordentlich einen auf die Mütze bekommen.
Grummelnd begab er sich zur Toilette, um den Kollateralschaden in Augenschein zu
nehmen. Er sah wirklich scheiße aus. Zudem war seit gestern seine Stimme weg.
Er spukte
gelben Schleim in die Kloschüssel und begab sich zu seinem Kollegen zurück. Das
Gesicht von Fingerloos verhieß allerdings nicht Gutes.
»Der Chef
sucht dich übrigens, Konrad. Er scheint richtig sauer wegen deiner Nachfragen nach
Granaten-Meyer zu sein.«
Solche Überraschungen
am Morgen hasste Hansen. Gerne entzog er sich bei seiner Sonntagsbereitschaft der
häuslichen Enge. Aber kaum kam er heute Morgen ins Büro, schon stapelten sich die
Probleme meterhoch.
Hansen floh
zum Kaffeeautomaten, um seine Sprechfähigkeit einigermaßen wieder herzustellen.
Während das kochendheiße Gebräu in seinen Bayern-München-Becher lief, fuhr Fingerloos
ungerührt mit Erbarmungslosigkeiten fort.
»Magnussen
muss heute Nacht ordentlich rotiert haben. Er hat jedenfalls …«
Hansen explodierte.
»Hast du
schon einmal Kaffee von weitem getrunken, Pferdi? Halt mal fix die Klappe, sonst
kannst du dir morgen in der Chirurgie eine neue Gesichtstapete verpassen lassen.«
Fingerloos
kapitulierte vor Hansens schlechter Laune und hielt den Mund.
Der Kommissar
rührte zwei Teelöffel Kaffeeweißer in den dampfenden Becher und begab sich mürrisch
zu seinem Schreibtisch.
Plötzlich
begann die Melodie von Pippi Langstrumpf zu düdeln. Mit einer fahrigen Bewegung
griff Fingerloos zu seinem Handy und schaltete es schnell aus.
Hansen konnte
über soviel Kindsköpfigkeit nur den Kopf schütteln. »Mein Gott, Pferdi. Ich habe
gestern für neue blühende Energie-Landschaften gekämpft, und du machst hier in Kinderkacke.«
Fingerloos
nahm allen Mut zusammen, um vorsichtig nachzufragen. »Für was?«
Hansen fuhr
hoch, und der wild gewordene Kaffee schwappte tatsächlich ein wenig in Richtung
Fingerloos, der sofort in Deckung ging.
»Ich war
in Brokdorf. Auf der Demo. Ich habe als Bürger des schönsten Bundeslandes mein Schwert
gegen die Energieriesen dieser Erde aufblitzen lassen. Und wo hat dein Schwert gesteckt,
Schleswig-Holsteiner?«
Die Antwort
von Fingerloos war kleinlaut. »In Verena.«
Hansen war
verblüfft. »Die aus Sankt Peter?«
»Ja.«
Hansen ging friedlich auf den unglücklichen
Fingerloos zu. »Hast du wenigstens mehr Erfolg als ich gehabt?«
Fingerloos
nahm kein Blatt vor den Mund. »Ich glaube, nicht. Ich hatte mir viel versprochen,
aber es war noch komplizierter als mit Petra Bester. Vermutlich ist alles noch schlechter
als mit deiner Frau.«
Dem freundschaftlichen
Haken, den ihm Fingerloos verpasste, wich Hansen gekonnt aus und zückte zum Spaß
seine Dienstpistole. »Du liebst Petra Bester immer noch. Richtig?«
Fingerloos
erhob wunschgemäß die Hände. »Ja. Ist das denn schlimm?«
Hansen senkte
die gesicherte Waffe nicht. »Und warum klappt es nicht mit euch beiden? Eine ehrliche
Antwort, bitte.«
Fingerloos
zuckte mit den Schultern »Ach, Konrad. Ich liebe Petra abgöttisch. Deswegen hat
es vermutlich mit der Verena nicht geklappt. Wenn du mir helfen würdest, Petra in
den Griff zu bekommen, dann würde ich dir jeden Wunsch erfüllen.«
Hansen fragte
sorgfältig nach. »Wirklich jeden?«
Fingerloos
nickte ergeben.
»Selbst,
dass du mich dann wieder normal mit Hansen duzt und nicht mehr mit meinem Vornamen
Konrad quälst?«
Fingerloos
wirkte in diesem Moment wie eine hilflose Geisel. »Ja, selbst das.«
Vielleicht war es gut für den Kollegen
Fingerloos, einmal vom hohen Ross herunterzukommen. Hansen würde mit der Bester
ein vertrauliches Gespräch suchen, schließlich hatten sie gut zusammengearbeitet.
Hansen war zufrieden.
Unpassend
war lediglich, dass in diesem Moment die Bürotür aufsprang und Polizeidirektor Magnussen
mit einem dicklichen, aber nicht uneleganten Herrn sein Büro betrat. Es war Granaten-Meyer.
»Guten Morgen,
die Herren. Sonst geht es Ihnen gut?«
Hansen steckte
sofort die Pistole weg, und der bis dahin kauernde Fingerloos begab sich sofort
auf den Boden zu einer imaginären Spurensuche. »Das könnte in Sankt Peter die Schussrichtung
gewesen sein. Jedenfalls theoretisch, wenn geschossen worden wäre.«
Den sonst
überaus kritischen Polizeidirektor Magnussen schien das wenig zu interessieren.
»Werte Herren. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie den letzten Fall weitgehend aufgeklärt
haben. Gut, nicht jeden Rüpel kann man
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