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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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beginnen. Mit Robert würde ihr dieser Start gut gelingen.
    Sie war in diesen Gedanken versunken, als ein Sanitäter auf Robert zukam: »Guten Tag, Herr Spengler! Was treibt Sie denn auf ein Reitturnier?«
    Schlagartig wurde Anke ganz heiß zumute. Spengler, Spengler! Mein Gott, dieser Name. Wie konnte das möglich sein? Gab es wirklich solche Zufälle, dass Robert mit Luise Spengler etwas zu tun hatte? Verzweifelt grübelte sie, ob der Name Robert Spengler in den Akten aufgetaucht war. Tatsächlich! Sie konnte sich erinnern, dass Luise einen Sohn hatte, der Robert Spengler hieß.
    Als Robert sich zu ihr umdrehte, erschrak er.
    »Mein Gott, Anke! Was ist passiert? Du siehst ja aus, als sei dir der Leibhaftige begegnet!«
    Tröstend wollte er sie in den Arm nehmen, aber Anke wich geschickt aus und fragte: »Kann es wirklich sein, dass du Robert Spengler bist? Der Sohn von Kurt und Luise Spengler?«
    Verblüfft schaute Robert Anke an und meinte: »Ja. Was ist daran so verwerflich?«
    Nun musste Anke sich setzen. Die Welt war klein, gestand sie sich ein. Endlich lernte sie einen Mann kennen, der ihr gut gefiel und ihr Leben wieder in Schwung bringen könnte. Da musste es ausgerechnet jemand sein, der in einen Fall verwickelt war, an dem sie arbeitete. Im Grunde genommen müsste sie entweder den Fall abgeben oder den Kontakt zu Robert abbrechen. Aber sie wollte weder das eine noch das andere. Den Fall abzugeben, würde für sie bedeuten, Kullmann in seiner misslichen Lage im Stich zu lassen; und Robert aufzugeben sprach gegen ihre Gefühle.
    »Anke, ich habe dich etwas gefragt!«, drängte Robert nun.
    Anke zögerte lange; sie zog Robert etwas auf die Seite: »Zufällig bin ich Kriminalbeamtin und arbeite an dem Fall Luise Spengler!«
    »Oh!«, reagierte Robert überrascht. »Was gibt es daran zu arbeiten? Meine Mutter ist tödlich verunglückt!«
    »Das ist noch nicht eindeutig bewiesen«, widersprach Anke.
    »Was macht dich so sicher, dass es kein Unfall war?«, fragte er unwirsch.
    »Was macht dich so sicher, dass es ein Unfall war?«, entgegnete sie genauso ungehalten.
    Als wenn bei strahlendem Sonnenschein ein Blitz ein furchtbares Unwetter ankündigte, so düster und eisig war es plötzlich zwischen ihnen geworden.
    »Die Umstände, wie es passiert ist. Meine Eltern hatten seit Jahren getrennte Schlafzimmer; niemals ist jemand in das Zimmer des anderen gegangen, weil sie ihre Privatsphären respektierten. Meine Mutter hatte eben Pech, dass sie das Gleichgewicht verloren hat, als sie gerade am Fenster stand!«
    Nun konnte Anke nicht mehr zurück. Die Polizistin hatte sich mächtig in ihr Privatleben geschoben. Sie überhörte nicht die Gleichgültigkeit, mit der er über den Tod seiner eigenen Mutter sprach, was sie ihm auch verdeutlichte.
    Entschuldigend erklärte Robert: »Meine Mutter und ich standen uns nicht sehr nahe. Das bedeutet allerdings nicht, dass mir ihr Tod egal ist.«
    »Aber das erklärt mir immer noch nicht, was dich so sicher macht, dass es wirklich nur ein Unfall war!«, blieb Anke beharrlich.
    »Sie litt schon sehr lange unter Kreislaufstörungen und Schwächeanfällen. Da ist es doch nicht auszuschließen, dass sie einen solchen Schwächeanfall bekommen hat, als sie gerade am Fenster stand.«
    »Da muss ich dir grundsätzlich recht geben! Weißt du denn, dass sie genau in dem Augenblick, als sie aus dem Fenster stürzte, einen solchen Schwächeanfall hatte?«, hakte Anke nach.
    »Genau weiß ich es natürlich nicht, weil ich zu der Zeit am Bodensee, in Meersburg, war. Ich weiß sogar den Namen des Hotels. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich schon einmal von der Polizei verhört worden bin. Nun, deine Kollegen haben sich damit zufrieden gegeben. Es wäre schade, wenn du das nicht könntest. Lass doch die Polizistin einfach zu Hause und genieße mit mir den schönen Tag!«
    Anke schwankte zwischen Anspannung und Scham. Sie hätte gern mehr erfahren von der frühen Entfremdung zwischen Mutter und Sohn. Was hatte die beiden entzweit? Robert machte einen so netten und freundlichen Eindruck. Es schien Anke unmöglich, sich mit ihm zu verkrachen. Andererseits hatte Robert ihren wunden Punkt getroffen. Es tat ihr Leid, dass sie ihre Funktion als Polizistin sogar in Roberts Anwesenheit, die ihr so viel bedeutete, nicht ablegen konnte. Dabei hatte sie sich so sehr vorgenommen, auf Kullmanns Rat zu hören und endlich ihr Privatleben zu genießen. Leicht fiel ihr das nicht, wie sie nun merkte, aber sie

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