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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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aus, dass es viele Bieter gibt, die ein
Interesse daran haben, das Duschen der Zielperson am nächsten Morgen mit allen
Mitteln zu verhindern. Damit steigt unsere Fallzahl.«
    Conny
schubste Domino von Nachtigalls Schoß und stellte ein Tablett auf seine
Oberschenkel, nahm ihm den Wein ab und drückte ihm eine Gabel in die gesunde
Rechte. »Guten Appetit. Um beim Thema zu bleiben, vielleicht bezahlen die bei
Mord einfach nicht. Damit ist Michaels Theorie hinfällig.«
    »Das
würde nur bedeuten, der Mörder müsste … «
    »… es wie einen Unfall aussehen
lassen oder als natürlichen Tod tarnen. Aber probieren das deine Täter nicht
sowieso in den meisten Fällen?«
    »Stimmt
schon. Und eine ganze Reihe Tötungsarten würden sich dann von vornherein
verbieten. Erschießen zum Beispiel. Und die Opfer unseres aktuellen Falles
könnten nicht dafür in Frage kommen. Einer hat eine Kugel abbekommen, einer
wurde erdrosselt, bei einem anderen haben wir die Todesursache noch gar nicht festgestellt,
wissen eigentlich noch gar nichts über die Umstände seines Sterbens.«
    »Und
diese Wohnung? Der rbb hat heute darüber berichtet. Während der Evakuierung
wurde ein Blutbad angerichtet. Man vermutet eine grausame Tat«, murmelte Conny
mit vollem Mund.
    »Was in
dieser Wohnung passiert ist, konnten wir ganz gut rekonstruieren. Nur nicht,
wem man das alles angetan hat. Wir warten noch auf die DNA-Analyse, damit wir
wissen, ob wir eines der Opfer der Wohnung zuordnen können. Silke versucht
herauszufinden, wer über einen Schlüssel verfügte – eingebrochen wurde nämlich nicht.«
    »Silke?«
    »Ja.
Silke Dreier«, wurde Nachtigall plötzlich einsilbig und schmallippig.
    »Silke
Dreier. Klar«, kaute Conny unbeirrt weiter.
    Nachtigall
ließ die Gabel sinken.
    »Als
Ersatz für Albrecht. Ein Küken, ohne große Erfahrung. Wir werden mal abwarten,
was sie überhaupt schon kann. Michael muss sie unter seine Fittiche nehmen.«
    »Oh – du
magst sie nicht!«
    »Was
soll ich mit ihr? Ich brauche jemanden im Team, den ich selbstständig arbeiten
lassen kann. Nun muss ich jeden Schritt dieser Silke überprüfen.«
    »Weißt
du, Hauptkommissar, ich glaube, es ist egal, wen man dir schickt. Du willst
Albrecht zurück und basta! Da hat keiner eine Chance!«
    Nachtigall
nickte kauend. »Michael sieht das auch so, Frau Alltagspsychologin! Aber es
stimmt nicht«, behauptete er trotzig.
    Die
Katzen bemerkten die Veränderung der Stimmung, sahen unruhig von einem ihrer
Menschen zum anderen.
    Doch
Nachtigall aß seufzend weiter, hatte nicht vor, das Thema zu vertiefen, und
auch Conny hielt den Augenblick nicht für günstig, zu insistieren. Silke Dreier
würde sich schon durchbeißen.
    »In
Australien diskutiert man im Augenblick, ob die Tötung Neugeborener überhaupt
eine Straftat ist«, riss sie eine neue Diskussion an.
    Nachtigall
verschluckte sich, hustete, rang nach Luft, lief langsam rot an.
    Conny
sprang auf und schlug ihm entschlossen und kraftvoll auf den Rücken. Notfalls
hätte sie auch den Rettungsgriff beherrscht, war sich aber nicht sicher, ob sie
ihren Mann würde hochreißen können.
    »Bei
uns gibt es auch ziemlich viele schuldmindernde Argumente für solche Täter«,
keuchte Nachtigall heiser, als er wieder atmen konnte, und trank einen Schluck.
»Postnatale Stresssituation, Schock durch den Geburtsvorgang nach erfolgreicher
Verdrängung und vieles andere mehr. Weißt du, auch in unserem letzten Fall, in
dem die junge Mutter ihre Tochter erstickte, weil sie behindert war, hätte sie
wohl keine oder nur eine geringe Strafe zu erwarten gehabt. Sie hätte eine
Therapie bekommen, wäre heute vielleicht noch am Leben, wären die Eltern nicht
so … « Ihm fehlten die Worte.
    »Ich
erinnere mich. Was für ein Fall! Aber die Diskussion in Australien ist ganz
anders gelagert. Die Philosophen meinen, es sei Zeit für einen Diskurs in der
Gesellschaft über den Beginn des Lebens«, erklärte Conny.
    »Religiöse
Fanatiker?«
    »Nein,
eben gerade nicht. Sie fragen, wenn es eine Frist gibt, in der Frauen über
Leben und Tod des Ungeborenen entscheiden dürfen – welche
Kriterien bestimmen dann die zeitliche Grenze? Wenn ich das Kind in meinem
Körper töten darf, warum werde ich dann für die gleiche Handlung bestraft,
sobald es ihn verlassen hat? Wenige Stunden nach der Geburt ist es doch noch
dasselbe Kind, hat sich nicht weiterentwickelt oder Ähnliches. Warum also gelten
nun plötzlich andere Moralvorstellungen? Wann ist der

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