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Kunst hassen

Kunst hassen

Titel: Kunst hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Zepter
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Louisiana Museum der konzeptionelle Gedanke, wenn die Kunst das Besuchererlebnis lediglich dekoriert. Es ist das andere Ende der Überhöhung durch den sakralen Bau. Es ist das profane Ende. Wir wiegen uns in Sicherheit und spüren Kunst als körperliche Entspannung.



Geld essen Kunst auf
    Andy Warhol sagte einmal: »Ich bin das Loch in der Schallplatte. Selber bin ich nichts, aber alles dreht sich um mich.« Heute hat sich das Verhältnis verändert, und an die Stelle ironischen Tiefstapelns ist nüchterne Realität getreten: Das Loch in der Mitte ist das Geld – und alles dreht sich drum herum. Die Künstler, die Galeristen, die Kritiker, am innersten Rand noch die Sammler, Auktionshäuser und Hedgefond-Manager, die die Platte vorantreiben. So laut und schnell, dass jeder es mitbekommt: Geld ist in den letzten zehn Jahren zu dem Kommunikationsmittel der Kunst geworden. Dabei schließen sich Geld und Kunst im Ursprung aus: Das eine, das Geld, ist die objektive Bewertung an sich, das andere, die Kunst, entzieht sich einer objektiven Bewertung. Was jedoch nicht dazu führt, dass eine Trennung der beiden angestrebt wird. Im Gegenteil: Die Wertsteigerung der Kunst wurde auch durch immer mehr ideell desinteressierte Käufer, Fondsmanager, Investoren angetrieben. Ende der 1990 er Jahre griffen die Auktionshäuser massiv in den Verkauf ein.
    Der Kunstsammler Harald Falckenberg erzählt während eines Vortrags im Rahmen des Symposiums »Brilliant Volume« im November 2010 an der Universität der Künste in Berlin: »Am 8 . Dezember 1999 kam die Sammlung des Berliner Künstlers Herbert Volkmann mit Arbeiten von Matthew Barney, Sarah Lucas, Damien Hirst, Raymond Pettibon, Franz Ackermann, Daniel Richter und Jonathan Meese bei Christie’s in London unter den Hammer. DieAuktion war ein Schock, konterkarierte sie doch die Aufbauarbeit der Galerien. Von vielen, nicht zuletzt auch Künstlern, wurde sie als Verrat an der Sache bewertet. Die Verärgerung der Galeristen hielt sich aber in Grenzen. Schnell erkannten sie die Chance, durch gezieltes Mitbieten die Marktpreise junger Kunst stabil zu halten und – besser noch – rechtzeitig vor geplanten Eröffnungen in die Höhe zu treiben. Maßgeblichen Einfluss nahmen die Großmeister und Milliardäre Bernard Arnault, François Pinault und Charles Saatchi, die mit offenem Visier dazu übergingen, Kunst für ihre globalen Marktstrategien zu instrumentalisieren. Und mit dabei die vielen Spekulanten und Finanzjongleure, die im Überfluss des Geldes auf junge Kunst setzten, langfristig in dubiosen Fonds angelegt und kurzfristig über Auktionen wieder auf den Markt geworfen. Es entwickelte sich auf diese Weise ein noch nie erlebter Kunstboom, die Umsätze der 80 er Jahre sind vervielfacht worden.«
    Der Gedanke, dass ein Gemälde von Peter Doig für mehr als 11 Millionen Euro den Besitzer wechselt, hinterlässt bei uns ein Gefühl des Unbehagens oder Zweifel – doch wir schauen fasziniert hin. Es ist wie öffentlicher Sex: noch mehr Geld, noch mehr Kunst, noch greller, noch bunter, unvorstellbare, ins Absurde steigende Höchstpreise, öffentliches Überbieten. Das ist nichts Neues: Die Kunst hat sich schon immer mit dem Geld ins Bett gelegt. Das war bei Tizian nicht anders als bei Goya. Doch nur weil es immer so war, macht es die Sache nicht besser. Neu ist, dass die zeitgenössische Kunst begehrter ist als »alte« Kunst. Das Spekulative hat sich seit der Krise abgeschwächt, ganz junge Kunst ist nicht mehr investitionssichere Kunst. Die etablierte, also anerkannte Kunst erzielt jedoch weiterhin alsWertanlage Höchstpreise. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Die Folge der Entwicklung: Der Preis ist zu einem neuen Maßstab für die Qualität einer Kulturleistung geworden. Es gilt: je teurer, desto ästhetisch wertvoller.
Der Künstler ist ein Günstling
    Das Werk, das weder nach kultureller Bedeutung noch nach handwerklicher Qualität eindeutig bewertet werden kann, bekommt einen objektiven Maßstab, den allein der Markt regelt: Der Kunstbetrieb ist Opfer der eigenen Vermarktung geworden. Das fällt umso mehr auf, wenn man bedenkt, dass Kultur in großem Maßstab öffentlich subventioniert wird, um den Betrieb vor der Vermarktungsfalle zu schützen und Fehllenkungen zu korrigieren. Weil der Galerist unternehmerisch denkt, weil die Museumsdirektorin unternehmerisch denkt und achtzig Prozent der Künstler sowieso. Für den ist es eine Günstlingsgesellschaft. Und es gilt: Wer nicht

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