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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Nachmittag erbrachte, war dürftig; wir fanden lediglich heraus, dass die Lenkstange an Johnnys Fahrrad tatsächlich verbogen war, dass man auf dem Rad aber noch fahren konnte. Als ich zur Polizeistation zurückkam, saß Koivu wieder da. Er hatte für den nächsten Morgen um halb zehn eine Besprechung mit Järvisalo und der Kripo von Arpikylä vereinbart, auf der wir entscheiden würden, in welcher Richtung die Untersuchungen weitergeführt wurden.
    «Ich hab auch Anita angerufen, aber sie hat den Hörer aufgeknallt», sagte Koivu zum Schluss. «Eigentlich hab ich keine Lust, nach Haus zu fahren.»
    «Da du morgen früh sowieso wieder hier sein musst, kannst du doch auch in Kuusikangas übernachten. Wir könnten die Sauna einheizen, irgendwo hab ich auch noch eine halbe Flasche Jack Daniels. Ich hab auch keine Lust, allein zu sein.»
    «Überredet.»
    Koivu machte im Saunaofen Feuer, während ich den beleidigt dreinschauenden Mikko fütterte. Wir beschlossen, vor der Sauna zu joggen, um den Stress loszuwerden, und Koivu lieh sich Penas lächerlich kleine Trainingshose. Der Gedanke, in Begleitung zu joggen, war mir nicht ganz geheuer, ich war immer schon am liebsten allein gelaufen. Antti machte sich nichts aus Joggen, er sorgte für seine Kondition, indem er Fahrrad fuhr, Holz hackte und im Winter, wenn einmal genug Schnee lag, Ski lief. Was mir beim Laufen gefiel, war gerade das Alleinsein, die Stille, die Möglichkeit, in aller Ruhe nachzudenken. Deshalb nahm ich auch ziemlich selten den Walkman mit. Wenn ich mit jemandem zu zweit lief, fing ich meistens an, zu wetteifern, etwas schneller zu laufen als sonst und zu lauschen, ob der andere schon schwerer atmete.
    Mit Koivu lief es sich allerdings gut. Wir haben ungefähr die gleiche Kondition, wir mögen beide einen ruhigen Anfang und einen ordentlichen Endspurt. Und Koivu konnte den Mund halten. Ich nahm an, dass er an Anita dachte, als wir an der dunkelsten Stelle des Kiefernwäldchens vorbeiliefen, hinter der wieder der Turm hervorblitzte, heute dunkel und geheimnisvoll, als riefe er uns höhnisch zu, wir würden nie erfahren, was in der Nacht, als Meritta starb, in seinen Gemäuern geschehen war. In meinem Kopf spukten Johnny, Math und Ella herum. Und Kaisa Miettinen, die Letzte, die Meritta lebend gesehen hatte. Ich stellte fest, dass ich selbst mit ihr reden wollte.
    Als wir zurückkamen, war die Sauna heiß. Ich machte meine Dehnungsübungen und fing an, mir die verschwitzten Klamotten auszuziehen, aber Koivu starrte Löcher in die Luft und fragte dann verlegen: «Ääh … gehen wir zusammen in die Sauna?»
    Ich hatte gar nichts anderes in Erwägung gezogen, es wäre doch idiotisch gewesen, dass er in seinen feuchten Kleidern draußen wartete, während ich allein in der Sauna hockte. Oder umgekehrt. Ich hatte völlig vergessen, dass Koivu und ich nicht das gleiche Geschlecht hatten.
    «Ja, ich dachte. Soll ich dir auch ein Bier holen?»
    Als ich zurückkam, hatte sich Koivu schon ausgezogen und versteckte sich in der dunkelsten Ecke der Sauna. Jetzt ging mir auf, dass bei unseren früheren gemeinsamen Saunabesuchen immer noch andere dabei gewesen waren. Ich bemühte mich höflich, ihm nirgendwo anders hinzuschauen als ins Gesicht, obwohl mich die Situation irgendwie amüsierte.
    Meistens vergaß ich, dass ich vier Jahre älter war als er, aber jetzt fiel es mir wieder ein. Mikko saß auf der unteren Pritsche und stieß ab und zu mit dem Kopf gegen Koivus behaarten Knöchel.
    Nach der Sauna hatte ich gerade die ersten Black Jacks eingegossen, als das Telefon klingelte. Anttis Stimme klang, als wäre er nur ein paar Kilometer entfernt.
    «Hallo, Maria, bist du okay? Meine Mutter hat angerufen. Ihr hattet einen Mord in Arpikylä?»
    «Mir gehtʹs gut, und es war vielleicht gar kein Mord. Und was machst du so ? »
    Antti erzählte so anschaulich von seinem Ausflug nach New York, dass mich der Neid packte.
    «Hör mal, der Hans, mit dem ich zum Semesterende noch nach Kalifornien wollte, hat sich das Bein gebrochen. Er fliegt im Juli schon zurück nach Deutschland. Ich glaube, ich hab keine Lust, allein rumzureisen. Wenn ich das Ticket umschreiben lassen kann, komme ich ein paar Wochen früher zurück.
    Hättest du was dagegen?»
    «Blödmann, natürlich nicht!» Die Freude prickelte mir unter der Haut. «Koivu ist übrigens gerade hier, soll ich ihm Grüße bestellen?»
    « So so, mit Koivu treibst du dich also rum … » Anttis gespielte Eifersucht klang nicht

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