Kurbjuweit, Dirk
blühen sehen, winken sie ihm ganz doli
zu.»
«Weil sie
sich so freuen, dass er ein Einkommen hat.»
«Er winkt
zurück.»
«Die
Deutschen halten und kaufen ihm Opium ab.»
«Das
schicken sie an ihre süchtigen Geschwister in Heilbronn und Schwerin.»
«Quatsch,
sei mal ernst.»
«'tschuldigung.»
«Ihre
jüngere Schwester stirbt an einer Blutvergiftung, und Fatima muss den alten
Sack doch noch heiraten.»
«Der
schlägt sie jeden Tag.»
«Und will
immerzu Analverkehr.»
«Bestellt
ihr Lacktangas aus dem Beate-Uhse-Katalog.»
«Iiih.»
«Der
Hauptgefreite Krugmann macht das wirklich.»
«Woher
weißt du das?»
«Hat er
Schweickel erzählt.»
«Und
Schweickel dir?»
«Ja.»
«Weil er
auf dich steht.»
«Lasst uns
weitermachen.»
«Die
Lacktangas muss Fatima unter der Burka tragen. Das macht den Alten scharf.»
«Aber
Allah lässt sie nicht im Stich. Allah lenkt die Wege der lieben Maxi so, dass
sie mit einem Konvoi der Bundeswehr vor Fatimas Hof hält, mit ihr ins Gespräch
kommt und sie da rausholt.»
«Und jetzt
ist sie hier.»
«Jetzt ist
sie hier.»
Sie
schauten auf Fatima. Die Kerzen waren heruntergebrannt, es schien nur noch
Mondlicht. Die Wodkaflasche war zur Hälfte leer.
«Meinst
du, es gibt Ärger, weil sie hier ist?», fragte Ina.
«Glaube
ich nicht», sagte Esther.
«Wir
könnten sie tagsüber unter das Bett legen, dann kann sie dort schlafen», sagte
Maxi.
Aber sie
entschieden sich, sie erst einmal stehen zu lassen.
«Gute
Nacht, Oberstabsärztin Ina, gute Nacht, Feldwebel Maxi!»
«Gute
Nacht, Leutnant Esther, gute Nacht, Feldwebel Maxi!»
«Gute
Nacht, Oberstabsärztin Ina, gute Nacht, Leutnant Esther, gute Nacht, Fatima!»
Esther
konnte lange nicht einschlafen, sie war betrunken, aber nicht so, dass ihr
keine klaren Gedanken kamen. Sie hatte sich eine Weile hin- und hergewälzt,
dann gab sie auf, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände unter
ihrem Kopf. Sie hörte Maxis abgehackten Atem, Ina schnarchte. Fatima stand
still im Mondlicht, und Esther dachte, dass sie auf Maxi würde aufpassen
müssen.
«Es ist
eine lange Geschichte», sagte der Schuldirektor. «Als die Taliban nach
Dschalalabad kamen, machten sie erst einmal die Schule dicht. Dann folgten
Regeln für die Frauen, sie durften nicht mehr arbeiten und mussten alle Burkas
tragen. Meine Frau und meine Tochter blieben die ganze Zeit in der Wohnung, ich
ging manchmal raus, um Essen zu besorgen. Es gab nicht viel. Vorher war es auch
nicht gut wegen der ewigen Kämpfe, aber jetzt wirkte die Stadt wie eine Leiche,
auf der ein paar Menschen herumkrochen wie Ameisen, die Nahrung suchen. Tote
hingen an den Bäumen. Zu Hause lasen wir die Bücher, die wir hatten, zum
zweiten und zum dritten Mal, wir machten Spiele, und wir gingen uns auf die
Nerven. Jeden Morgen haben wir unsere Tochter unterrichtet, ich brachte ihr
Lesen, Schreiben und Russisch bei, meine Frau Mathematik und Englisch. Wir
fragten uns, ob dies eine Zeit des Übergangs sei, ob sie die Zügel lockerlassen
würden, wenn ihre Herrschaft abgesichert war. So hofften wir, aber so kam es
nicht. Es wurde strenger, schlimmer. Ich ging zur Moschee, weil alle hingingen
und es aufgefallen wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Die Männer dort
erzählten, dass die Taliban ihre Macht festigten, nur im Norden gebe es noch
Kämpfe. Wir hatten Angst, dass sie uns irgendwann abholen würden, weil alle
wussten, dass ich Russisch unterrichtet hatte, dass meine Frau und ich liberal
dachten. Es gab Säuberungen, wir mussten damit rechnen, dass es eines Nachts an
der Tür pocht. Nach ein paar Wochen sagte meine Frau, dass sie es nicht mehr
aushalten würde. Wir müssten fliehen oder uns umbringen. Wie sollen wir
fliehen, sagte ich, überall sind Taliban, und zwei Frauen würden sofort auffallen.
Meine Frau bestand darauf, es ist deine Aufgabe, einen Fluchtweg zu finden,
sagte sie. Ich sprach mit meinem Nachbarn, wir hatten uns immer gut
verstanden, er war auch nicht für die Taliban und kannte viele Leute in der
Stadt, weil er bei der Stadtverwaltung arbeitete. Nach einer Woche sagte er,
dass es einen Weg gäbe, es sei aber gefährlich und teuer. Ich sprach mit meiner
Frau, und sie sagte, dass ihr die Gefahr egal sei, sie würde lieber sterben,
als weiterhin in diesem Gefängnis zu leben. Denk auch an unsere Tochter, sagte
sie. Soll sie so aufwachsen, wie die Taliban es wollen, ohne Schule, ohne
Studium, ohne Beruf? Soll sie die Sklavin irgendeines Lumpen
Weitere Kostenlose Bücher