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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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brannte die Tapete. Daneben stand eine Art Feldbett mit
einem Haufen Decken.

    Meike lehnte mit weit aufgerissenen Augen an der linken
Wand und wirkte völlig abwesend. Sie trug noch immer die weiße Bluse, aber sie
hing in Fetzen an ihr herunter. Ihre linke Brust war nackt und schimmerte weiß.
Ihr Gesicht war erschreckend blass und staubbedeckt. Schwarze Schlieren
zeichneten die Linien ihrer Haut nach. Merkwürdigerweise fehlte das rechte
Hosenbein ihrer Jeans, oberhalb des Knies sah Grau eine stark blutende Wunde.
Das Blut war rabenschwarz und glänzte.

    »Gott sei Dank«, krächzte Grau. Er spuckte Staub. »Komm
her, wir müssen hier raus.«

    Sie reagierte überhaupt nicht, sie sah ihn nicht einmal an.
Milan erschien auf der Schwelle und befahl rau: »Los, abhauen!«

    »Sie erkennt mich nicht«, sagte Grau tonlos.

    »Wie denn?«, fragte Milan. Er ging an Grau vorbei, nahm
Meike hoch wie ein Paket und trug sie hinaus.

    »Was ist denn mit den anderen?«, wollte Grau wissen.
    »Weiß nicht genau. Wir müssen weg, wir brauchen den
Wagen. Holst du ihn?«

    Grau drehte sich um und rannte los. Kurz vor der Treppe
geriet er ins Straucheln, weil ein Loch im Fußboden war. Er schlug lang hin,
stand wieder auf und stürzte die Stufen hinunter. Das Haus brannte jetzt auf
allen Ebenen, auch die Scheune stand lichterloh in Flammen.

    Grau hastete weiter, bog vom Weg ab, um abzukürzen, und
geriet in einen Bach, den er bis zur Hüfte im Wasser durchquerte. Es ging über
eine Wiese, dann erreichte er den Wald und stand vor dem Wagen. Einen panischen
Augenblick lang befürchtete er, die Schlüssel verloren zu haben, dann fand er
sie und schloss die Fahrertür auf. Er fuhr auf den Weg und gab Vollgas. Das
hatte zur Folge, dass er auf dem schlammigen Untergrund gegen eine Böschung
rutschte.

    »Mach langsam, verdammt noch mal!«, ermahnte er sich laut
fluchend. Er ließ den Wagen vor dem brennenden Haus ausrollen, Milan öffnete
den hinteren Schlag und bugsierte Meike hinein.

    »Wo ist diese Frau, die Dynamit-Frau?«

    »Ich hole sie.« Milan ging und kam mit der Frau auf den
Armen zurück.

    »Was ist denn mit Nase?«, fragte Grau. »Wir können diese
Leute doch nicht alle verbrennen lassen!« Er starrte auf die Reste des
Menschen, der vor seinen Augen brennend aus dem Fenster gestürzt war.

    Milan murmelte gefährlich ruhig: »Willst du wieder Heftpflaster
kleben? Sie sind tot, sie sind kaputt. Genau unter ihnen war eine Ladung.«

    »Bist du sicher?«, fragte Grau zittrig.

    »Ich habe sie gesehen!«, schrie Milan wütend. »Ich schwöre,
ich habe sie gesehen! Wo ist das Telefon?«

    »Was weiß ich?«, entgegnete Grau ruppig. Er gab Gas.

    »Wir brauchen es«, forderte Milan. »Wir brauchen es sofort.
Los, fahr schon, ich suche es. Mein Gott, Grau!«

    »Irgendwo im Wagen. Entschuldige.« Grau sah im Spiegel
Meikes Gesicht. Es war vollkommen weiß und ihre Augen waren noch immer weit
offen. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sie tot sei. Dann aber wischte
sie sich mit einer müden Bewegung irgendetwas vom Kinn.

    »Warum ist plötzlich alles hochgegangen?«, fragte er.

    »Die Frau lag auf dem Kasten mit dem Zündkontakt«, sagte
Milan. »Fahr jetzt nicht nach rechts. Von rechts kommt die Feuerwehr, wenn sie
kommt. Du musst versuchen, möglichst weit weg ins Land zu fahren. Die Frau lag
auf dem Kasten, ich habe sie bewegt, dann passierte es. Verdammt noch mal, es
ging nicht anders.« Milan schlug sich heftig auf die Knie.

    »Schon gut«, sagte Grau. »Warte, das Telefon ist in der
linken Jackentasche.« Er holte es heraus und gab es Milan.
    »Du hast die Scheinwerfer nicht an«, mahnte Milan.

    »Richtig. Ich warte absichtlich damit.«

    »Das ist gut«, lobte Milan sachlich, »das ist richtig
gut.« Er wählte eine Nummer und verlangte Geronimo. »Hör zu«, sagte er kühl,
»hör zu und konzentrier dich. Stell keine dummen Fragen, wir haben keine Zeit.
Wir haben Meike rausgeholt. Nase ist tot. Die anderen beiden auch. Wir haben Meike
hier im Wagen, sie ist sicher. Und wir haben eine zweite Frau im Wagen. Sie ist
noch bewusstlos, aber blinzelt schon wieder. Sie hat einen Sprengsatz gelegt
wie eine Partisanin. Ungefähr eins sechzig groß, ungefähr dreißig Jahre alt.
Rot gefärbtes Haar mit, wie sagt man? Ach ja, Henna. Hübsch. Trägt schwarze
Jeans, schwarzen Rollkragenpullover. Hatte zwei Waffen, Profiwaffen.
Zimmerflak, du verstehst schon, und ein Messer.

    Jetzt sei nicht aufgeregt und frage mich nicht,

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