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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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»Sie ist verdammt
wacklig auf den Beinen.«

    »Das sind sie immer bei Heroin«, sagte der Arzt.

    »Na, kommen Sie, holdes Wesen. Und Sie«, und er deutete
mit dem Zeigefinger auf Grau, »Sie setzen sich hierher und drehen Däumchen.« Er
ging mit Meike davon.

    Grau musste nicht sehr lange warten. Nach einer Stunde
kamen der Arzt mit Meike zurück.
    »Es war Heroin. Eine schwache Konzentration oder aber
schlechter Stoff. Ich würde Ihnen raten, sie zur Beobachtung hierzulassen.
Zwei, drei Tage. Die Wunde am Bein ist harmlos.«

    Grau schüttelte den Kopf. »Geht nicht.«

    »Was machen wir mit den Behörden? Wir brauchen ihre
Personalien, das ist Vorschrift. Ich habe ihr etwas gespritzt, sie wird klar
sein.«

    »Sie hat keine Papiere bei sich«, sagte Grau. »Reichen meine?«

    »Selbstverständlich. Welche Kasse?«

    »Ich wollte bar bezahlen, aber ich darf nicht«, sagte
Grau lächelnd.

    Der Arzt sah die Krankenschwester strafend an und
murmelte: »Du lieber Himmel, wann werdet ihr begreifen, worauf es ankommt?
Also, Ihre Personalien. Sie erhalten dann Bescheid und die Rechnung.
Wahrscheinlich gibt es ein Verhör bei der Kripo.«

    »Macht gar nichts«, sagte Grau cool und gab gehorsam
seine Personalien an. Es würde sehr lange dauern, bis sie feststellten, dass er
in Bonn nicht mehr vorhanden war.

    Als sie durch die Vorhalle gingen, nahm Meike seine Hand.
»Du hast ein Abonnement auf mich.«

    »Wie hat Nase dich erwischt?«

    »Ganz einfach. Ich habe für Sundern Klamotten geholt, ich
kam aus dem Haus, sie packten mich und schubsten mich in ihr Auto. Sundern ist
ein friedlicher Mensch, aber jetzt wird er Nase töten.«

    »Nase ist bereits tot«, sagte Grau, blieb stehen und sah
sie eindringlich an. Er verstand erst jetzt die Folgen eines Schocks. »Weißt du
denn nicht mehr, was passiert ist?«

    »Das Haus brannte.« Sie starrte auf irgendeinen fernen
Punkt hinter seiner Schulter. »Und Spritzen. Heroin. Das kam von Nase.«

    »Ich werde es dir später erzählen«, sagte er sanft. »Sundern
wartet.«

    »Grau, Grau, geh nicht so schnell, warte mal. Kann ich
nicht bei dir bleiben? Ich meine, ich habe Angst …«

    »Sicher geht das«, murmelte er und lächelte dann. »Aber
sicherer als bei Sundern oder Mehmet ist es auch nicht.«

    »Du bist kein Journalist, nicht wahr?«

    »Oh, Scheiße!«, fluchte Grau. »Ich bin wirklich
Journalist, leider. Komm jetzt, wir müssen weiter. Und, verdammt noch mal, hast
du nicht irgendein Ersatzhemd oder so was?«

    Zehn Minuten vor sechs Uhr bog er von der sechsundneunzig
nach links ab, Richtung Sachsenhausen. Sundern und Mehmet erwarteten sie auf
einem kleinen Parkplatz mit vier Autos. Neben Geronimo waren noch vier Männer
mit von der Partie, die wild und entschlossen aussahen.

    »Alles Mercedes: gleicher Typ, gleiche Farbe«, flüsterte
Milan bewundernd. »Das sind Profis. Wenn sie einmal um den Block fahren, weißt
du hinterher nicht mehr, wer in welchem Auto war.«

    »Bleib sitzen, Meike«, sagte Grau ganz ruhig. »Milan,
nimm Frau Namenlos. Wir geben sie ihnen.«

    Sundern und Mehmet kamen sehr schnell auf sie zu. Sundern
sagte hastig: »Lieber Himmel! Wenn ich nicht wüsste, dass Sie fremd sind, müsste
ich annehmen, Sie hätten es arrangiert.«

    »Ich kann mir Konstruktiveres vorstellen«, entgegnete
Grau kühl. Er sah, dass Sundern sein Haar hinten zu einem kurzen Schwanz
zusammengebunden hatte. Mit einem fröhlichen bunten Band. Warum habe ich das
vorher nicht wahrgenommen?, fragte er sich verwirrt.

    »Hier ist die Frau, die Nase in die Luft gejagt hat. Sie
beantwortet keine Fragen, hat keinen Namen, keine Papiere, sie …«

    »Es ist Mathilde aus Amsterdam«, erklärte Sundern tro-cken.
»Wir haben das rausgekriegt. Hallo, Mathilde. Wissen Sie, was Mathilde macht?
Sie killt. Ausgebildet in den Lagern von Gaddhafi. Sie soll gut sein, besser
als jede Terroristin der IRA. Wir schicken sie wieder heim.«

    »Grau«, sagte Mehmet und umarmte ihn. »War das Hellseherei?«

    »Es war weitaus weniger«, sagte Grau trocken. »Hören Sie
mal, Sundern, ich mache Ihnen einen fairen Vorschlag. Wir müssen abtauchen, wie
Sie sich vorstellen können. Ich möchte Meike mitnehmen, bis sie okay ist. Sie
will es selbst. Sie ist angeschlagen. Wir nehmen sie mit und wir melden uns.
Können wir das Auto und das Telefon haben?«

    Sundern kniff die Augen zusammen. »Einverstanden. Sie
sind der Held.«

    »Und keine Babysitter«, schob Grau nach. »Niemand, der
uns verfolgt und

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